Warum werden Rundballen in Folien eingewickelt?
Viele Betriebe produzieren Rundballen und wickeln sie in Folie. Doch welche Funktion erfüllt die Folie? Und was passiert nach der Nutzung mit ihr?
In vielen ländlichen Regionen sind sie fast schon ein gewohnter Anblick an Wiesen und Feldrändern: Gestapelte Rundballen, die meist in schwarze, weiße oder grüne Folie gewickelt sind. In den Ballen steckt Grassilage, die vor allem als Futter für Milchkühe und Bullen dient. Dafür wird frisch gemähtes Gras ein bis zwei Tage auf der Wiese getrocknet und anschließend mit einer Presse zu Rundballen geformt. In einem weiteren Arbeitsschritt wickelt die Presse die Ballen in eine sogenannte Stretchfolie, die sehr dehnbar ist.
Die Folie wird in vier bis sechs Schichten um den Ballen gewickelt und schließt ihn luftdicht ein. Das ist wichtig, denn dadurch kommt es – wie zum Beispiel auch bei der Sauerkrautherstellung – zu einer Milchsäuregärung, die das wertvolle Futter über Monate haltbar macht. Letztlich passiert in jedem eingewickelten Ballen das gleiche wie in einem Fahrsilo, bei dem man das angewelkte Gras auf einem befestigten Untergrund zusammenfährt und mit einer großen Folie luftdicht abschließt.
Rundballen sind praktisch...
Rundballen bieten für landwirtschaftliche Betriebe einige Vorteile. Denn die Ballen lassen sich gut transportieren, sind leicht portionierbar und es gibt vor allem so gut wie keine Futterverluste durch Schimmel oder andere Mikroorganismen. In einem Fahrsilo kommt es dagegen häufiger zu Verlusten, die etwa zwischen fünf und 20 Prozent liegen. Dafür sind Rundballen in der Regel teurer als das Anlegen eines Fahrsilos.
Ein weiterer Nachteil von Rundballensilage ist der im Vergleich zu einem Fahrsilo deutlich höhere Bedarf an Folie für die gleiche Futtermenge. Stretchfolien bestehen aus Polyethylen und werden in einem aufwändigen Prozess hergestellt. Denn die Anforderungen an das Material sind hoch. So muss die Folie zum Beispiel luftdicht, dehnbar und gleichzeitig reißfest sein. Weitere Voraussetzung ist, dass sie beständig gegen UV-Licht durch Sonneneinstrahlung ist. Denn bei Schäden oder größeren Rissen in der Folie kann das eingewickelte Futter schnell verderben.
...sorgen aber für mehr Plastikmüll
Laut einer Studie der Institute Fraunhofer UMSICHT und Ökopol aus 2021 werden in Deutschland pro Jahr etwa 59.000 Tonnen Kunststoffe für Folien, Vliese, Netze und Garne für die Futterkonservierung verbraucht. Das sind knapp 40 Prozent des Gesamtverbrauchs an Kunststoffen in der Landwirtschaft.
Die Hersteller der Folien, die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und verschiedene Agrarverbände haben sich darauf verständigt, freiwillig für ein umfassendes Recycling des Materials zu sorgen. Dafür wurde 2012 die Initiative ERDE e. V. (Erntekunststoffe Recycling Deutschland) gegründet, die gebrauchte Stretch- und Silofolie von den Betrieben zurücknimmt und recycelt.
Bereits 2020 hat die Initiative mehr als die Hälfte aller eingesetzten Silo- und Stretchfolien als Wertstoff eingesammelt. 2023 konnte die Recyclingquote auf knapp 72 Prozent gesteigert werden.
Recyceltes Plastik aus sortenreiner Foliensammlung kann für die Herstellung neuer Silo- und Stretchfolie genutzt werden. Laut der Initiative ERDE e. V. können Stretchfolien heute bereits bis zu 30 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen, Silofolien aus über 90 Prozent. Aus nicht sortenreinen Folienpartien lässt sich ebenfalls neues Kunststoffgranulat recyceln, das als Ausgangsmaterial für andere Plastikprodukte wie Müllbeutel, Tragetaschen oder Zaunpfosten dient.
Letzte Aktualisierung: 10. Juli 2024
Weitere Informationen
NABU - Naturschutzbund Deutschland: Plastik in der Landwirtschaft