Plastik in Ackerböden
Plastik treibt nicht nur in den Ozeanen, es reichert sich auch in landwirtschaftlichen Böden an. Woher stammt dieses Plastik und wie kritisch ist die Lage?
Wie zahlreiche Studien und Medienberichte in den vergangenen Jahren zutage gebracht haben, verunreinigen heute große Mengen an Plastik die Weltmeere, und es wird stetig mehr. Genauso ergeht es unseren Böden – nur ist das weniger bekannt. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Plastikeinträge in die Böden sogar um das 4- bis 32-fache größer sind als die in die Meere.
Für die Landwirtschaft ist Plastik im Boden von besonderer Tragweite, da die Partikel und an sie gebundene Schadstoffe in die Nahrungskette gelangen und die Bodeneigenschaften langfristig verändern können. Auch die im Boden lebenden Organismen werden durch das Plastik beeinträchtigt. In welcher Weise, wird derzeit noch erforscht.
Angaben über Plastikmengen im Boden noch ungenau
Während der maritime Bereich in Sachen Plastik schon recht gut erforscht ist, bestehen bei den Böden noch Wissenslücken. Es gibt zwar einige Studien, diese sind aber wegen methodischer und experimenteller Unterschiede nur schwer vergleichbar. Laut dem Thünen-Institut für Agrartechnologie fehlte es bislang an geeigneten und einheitlichen Analysemethoden, um die Mengen an Plastikpartikeln in Böden hinreichend bemessen zu können. Daher liegen noch keine belastbaren Zahlen vor, die ausdrücken, wie viel Plastik sich tatsächlich in unseren (Acker-)Böden angereichert hat.
Woher stammt das Plastik?
Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) und das Institut für Ökologie und Politik (Ökopol) haben in einer 2021 veröffentlichten Studie auf Basis von Stoffströmen versucht abzuschätzen, wie viel Plastik in Deutschland in Ackerböden eingetragen wird. Die Forschenden kommen dabei je Hektar durchschnittlich auf etwa ein Kilogramm Plastik pro Jahr.
Das meiste Plastik, nämlich 51 Prozent (9.620 Tonnen pro Jahr), stammt laut Fraunhofer/Ökopol aus Klärschlämmen und Komposten. Diese werden von einigen Landwirtinnen und Landwirten ausgebracht, um die Felder zu düngen und den Boden zu verbessern. Bei dem im Klärschlamm enthaltenen Plastik handelt es sich vor allem um Mikroplastik aus dem Abwasser der Haushalte (wie Textilfasern), um Reifenabrieb und um Flockungshilfsmittel aus den Kläranlagen selbst, die zur Abscheidung des Schlamms notwendig sind. In Komposten enthaltenes Plastik resultiert überwiegend aus einer fehlerhaften Entsorgung – etwa, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher Kunststoffbeutel oder verpackte Lebensmittel in die Biotonne werfen.
Weitere 30 Prozent (5.800 Tonnen pro Jahr) sind auf das sogenannte Littering Dritter zurückzuführen. Damit ist Plastikmüll gemeint, der unachtsam in die Landschaft geworfen wird und meist mit dem Wind auf landwirtschaftliche Flächen verweht wird.
Mit etwa 13 Prozent (2.520 Tonnen pro Jahr) tragen Plastikbestandteile in Düngemitteln zur Kunststoffproblematik bei. Dabei handelt es sich vor allem um sogenannte Langzeitdünger, die mit einer künstlichen Polymerschicht umhüllt sind. Die Umhüllung sorgt dafür, dass die Nährstoffe im Dünger nur langsam an die Pflanzenwurzeln abgegeben werden und nicht im Boden verloren gehen.
Die restlichen sechs Prozent teilen sich auf verschiedene Quellen auf: Folien und andere Materialien für die Futterkonservierung (zum Beispiel für Fahrsilos und Siloballen) oder für den Pflanzenbau (wie etwa die Folien im Spargel und Erdbeeranbau) spielen hier die größte Rolle. Darüber hinaus sind Pflanzhilfen (Binde- oder Fraßschutzmaterial), Pflanzbehälter (meist für den Obst-, Garten- und Weinbau), umhülltes Saatgut und Pflanzenschutzmittel wichtige Eintragspfade.
Was kann man tun, um die Plastikemissionen zu verringern?
Das Problem ist: Plastik kann man aus dem Boden nicht mehr zurückholen. Es sammelt sich dort an. Daher ist es wichtig, den Eintrag möglichst zu verhindern. Will man vermeiden, dass die Plastikemissionen in den Ackerböden über kurz oder lang unerwünscht hohe Werte erreichen, muss man so schnell wie möglich gegensteuern.
Die Verantwortung dafür liegt nicht allein bei den Landwirtinnen und Landwirten. Denn wie die Zahlen der Fraunhofer/Ökopol-Studie zeigen, gelangen große Mengen an Plastik durch eine unsachgemäße Entsorgung seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher sowie durch die Klärschlammnutzung auf die Äcker. Hier ist ein Umdenken in der gesamten Gesellschaft nötig.
Was die Klärschlamm-Problematik betrifft: Weil Klärschlämme neben Plastik auch Schwermetalle und andere unerwünschte Stoffe enthalten, hat man die Klärschlammdüngung in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits stark reduziert und wird sie, zumindest in der bestehenden Form, noch weiter verringern. Ob ein komplettes Verbot ausgesprochen wird, ist offen.
Auch der Anteil von Plastik in Komposten und Gärsubstraten aus Biogasanlagen hat in den vergangenen Jahren aufgrund verbesserter Techniken weiter abgenommen. Durch strengere Grenzwerte und verstärkte Aufklärungsarbeit bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern kann dieser Anteil weiter verringert werden.
Bei der Düngemittelumhüllung muss laut Fraunhofer/Ökopol für eine bessere und nachgewiesene Abbaubarkeit der verwendeten Kunststoffe gesorgt werden. Weiterhin sollten alle in der Landwirtschaft eingesetzten Kunststoffe nach Möglichkeit einem Recycling zugeführt werden. Ist das nicht möglich, ist darauf zu achten, abbaubare Alternativen mit langer Nutzungsdauer einzusetzen beziehungsweise solche zu entwickeln. Landwirtschaftliche Praktiken, die den Kunststoffeinsatz reduzieren oder vermeiden helfen – zum Beispiel natürliches Mulchen, Verzicht auf Kunstdünger, dickere Folien – sollten grundsätzlich bevorzugt werden.
Letzte Aktualisierung: 10. Oktober 2024
Weitere Informationen
Umweltbundesamt (UBA): Kunststoffe in Böden
NABU: Plastik in Böden - Gefahren für Bodenorganismen durch Kunststoffe