Woher kommt das Futter für unsere Nutztiere?
95 Prozent der Futtermittel stammen aus Deutschland. Nur bei der Eiweißversorgung sind die Betriebe auf Importe angewiesen.
Jeden Tag werden auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland etwa 11 Millionen Rinder, 21 Millionen Schweine und über 173 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse versorgt. 95 Prozent der dafür benötigten Futtermittel stammen aus heimischem Anbau.
Für tierhaltende Betriebe ist das Futter neben dem Stallbau der größte Kostenblock. Deshalb sind die meisten Betriebe bestrebt, einen möglichst großen Teil der benötigten Futtermittel selbst anzubauen. Dafür werden rund 60 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland genutzt. Etwas weniger als die Hälfte der Futterbauflächen sind Dauergrünland, der andere Teil Ackerland.
Soja ist wichtigstes Importfuttermittel
Die mengenmäßig wichtigsten Futtermittel sind Silomais, Gras, Getreide, Raps und Soja. Bis auf Soja und zum Teil Raps und Körnermais werden diese Futtermittel fast ausschließlich in Deutschland angebaut. Zwar gedeiht die wärmeliebende Soja inzwischen auch in einigen Gunstlagen Süddeutschlands. Doch die erzeugten Mengen reichen bei weitem nicht aus, um den Gesamtbedarf zu decken.
2022 wurden rund 3,4 Millionen Tonnen nach Deutschland importiert. Damit ist Soja das mit Abstand wichtigste Importfuttermittel. Die bei weitem bedeutendsten Anbauländer sind die USA und Brasilien. Insbesondere für die Mast von Geflügel und Schweinen ist Soja elementar für die Eiweißversorgung der Tiere. Doch auch Legehennen, Milchkühe und Mastrinder erhalten in der Regel Soja.
Der große Vorteil der Pflanze ist ihr hoher Eiweißgehalt und eine besonders günstige Eiweißzusammensetzung, die den Bedarf der meisten Nutztiere optimal abdeckt. Hinzu kommt, dass die Weltmarktpreise günstig sind, denn die Kultur wird in Süd- und Nordamerika auf riesigen Flächen angebaut. Da die Nachfrage weltweit wächst, nehmen die Anbauflächen immer weiter zu. Im Jahr 2021 wurde Soja auf einer Fläche angebaut, die mehr als dreieinhalb Mal so groß ist wie Deutschland.
Heimische Eiweißpflanzen wurden verdrängt
Durch den günstigen Preis und den hohen Futterwert bei der Eiweißversorgung hat Soja heimische Eiweißpflanzen größtenteils verdrängt. Denn lange Zeit wurde der Eiweißbedarf der Nutztiere ausschließlich mit Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen, Gras und anderen eiweißreichen Kulturen aus heimischem Anbau gedeckt. Doch Eiweißgehalte und -zusammensetzung dieser Kulturen sind ungünstiger als bei Soja. Zudem enthalten zum Beispiel Ackerbohnen schlecht verdauliche Inhaltsstoffe, die Wachstum und Leistung der Tiere beeinträchtigen.
Mit dem wachsenden Erfolg der Sojabohne wurde die Züchtung heimischer Eiweißpflanzen vernachlässigt. Die geringen oder stark schwankenden Erträge der verfügbaren Sorten und der zum Teil ungünstige Futterwert machte den eigenen Anbau für die Betriebe immer unattraktiver. Heute deckt importiertes Soja etwa 14 Prozent des gesamten Eiweißbedarfs in der Nutztierhaltung ab.
Wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein
Doch inzwischen gibt es ein wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für die Probleme, die der Sojaanbau weltweit verursacht. Deshalb ist man zum Beispiel bestrebt, verstärkt Soja aus süd- und osteuropäischen Ländern zu beziehen, die gentechnikfrei und nach höheren Umweltstandards produzieren.
Zudem wurde durch die sogenannte Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die Züchtung und der Anbau heimischer Eiweißpflanzen wieder intensiviert. Die Anbauflächen nehmen seit einigen Jahren wieder zu. Auch der Sojaanbau in Deutschland profitiert von der ausgeweiteten Züchtungsarbeit, die den Anbau der Pflanze unter mitteleuropäischen Klimaverhältnissen ermöglicht.
Dennoch werden die meisten Betriebe auch weiterhin auf Importsoja angewiesen sein. Um den Anbau in Übersee nachhaltiger zu gestalten, arbeiten Politik, Mischfutterhersteller, Fleischwirtschaft und Handel mit Erzeugern vor Ort an einer Zertifizierung der Sojawertschöpfungskette mit höheren Umweltauflagen. Dazu gehört zum Beispiel die Nutzung gentechnikfreier Sorten und ein Nachweis, dass für die erzeugte Ware keine Wälder gerodet werden.
Letzte Aktualisierung: 15. November 2023
Weitere Informationen
BLE: Daten zum Futteraufkommen in Deutschland
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Eiweißpflanzenstrategie