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Heu und Silage: Bedeutende Futtermittel für die Landwirtschaft

Heu und Silage werden in der Landwirtschaft vor allem an Wiederkäuer und Pferde verfüttert. Wir erklären, was es mit diesen Futtermitteln auf sich hat.

Kühe beim Fressen von Grassilage.
Milchkühe in Deutschland werden überwiegend mit Silage gefüttert.
Quelle: littlewolf1989/stock.adobe.com

Heu und Silage sind – neben frischem Gras – wichtige Grundfuttermittel in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Als Grundfuttermittel bezeichnet man pflanzliche Futtermittel, die in der Nutztierhaltung zur Deckung des Grundbedarfs an Energie und Nährstoffen eingesetzt werden. Sie machen mengenmäßig – neben Kraftfuttermitteln wie Getreide, Soja oder Raps – den größten Teil der Futterration aus.

Doch was genau ist Heu und Silage? Wie werden diese Futtermittel hergestellt und an welche landwirtschaftlichen Tiere verfüttert man sie – und vor allem wann? Wo liegen jeweils die Vor- und Nachteile von Heu und Silage?

Heu: Ältestes Konservierungsverfahren für Futter vom Grünland

Heu wird hergestellt, indem man das Schnittgut von Wiesen und Mähweiden trocknet. Damit das Heu haltbar und lagerfähig ist, muss es weniger als 15 Prozent Wasser enthalten – andernfalls würde es verderben.

Traktor mit Zetter im Einsatz auf einer gemähten Wiese.
Nach der Mahd wird das Schnittgut mit speziellem Gerät – meist mit einem Zetter – gewendet und gelockert.
Quelle: womue/stock.adobe.com

Getrocknet wird Heu meist auf der Fläche, auf der es geschnitten wird – in der landwirtschaftlichen Praxis nennt man das "Bodentrocknung". Dazu wird das Schnittgut meist breitflächig verteilt und ab und an mit entsprechendem Gerät gelockert und gewendet, damit es gleichmäßig abtrocknet. Je nach Witterung und Zustand ist nach drei bis fünf Tagen der gewünschte Trockengehalt erreicht. Dann wird das getrocknete Schnittgut zu Rund- oder Quaderballen gepresst und an einem trockenen Ort eingelagert. Bei Regen verlängert sich die Trocknungsphase, was häufig auch zu Qualitätsverlusten führt.

Was wächst auf Wiesen und Weiden?

In aller Regel besteht der Aufwuchs einer Grünlandfläche neben verschiedenen Gräsern wie Weidelgras, Knaulgras oder Wiesenlieschgras auch immer aus krautigen Pflanzen wie Spitzwegerich und/oder Leguminosen wie Klee.

Um den Trocknungsprozess abzukürzen und damit das Wetterrisiko zu vermindern, verwenden einige Betriebe eine sogenannte Belüftungstrocknung. Bei diesem Verfahren wird das Heu schon deutlich früher – meist am zweiten Tag (bei 50 bis 30 Prozent Wassergehalt) – lose in einem dafür vorgesehenen Gebäude(teil) eingelagert.

Die restliche Trocknung übernimmt dann ein Gebläse im Lager, das kalte oder warme Luft durch das Heu leitet. Aufgrund der technischen Installationen und des Energiebedarfs ist diese Form der Heutrocknung jedoch deutlich teurer.

Vorne zwei Rundballen mit Heu, dahinter ein Traktor mit Ballenpresse bei der Arbeit.
Wenn das Heu eine Restfeuchte von etwa 15 Prozent erreicht hat, wird es zu Ballen gepresst.
Quelle: Scisetti Alfio/stock.adobe.com

Silage: Heute das meistgenutzte Grundfutter

Während die Heubereitung Mitte des letzten Jahrhunderts noch das Standardverfahren zur Haltbarmachung von Wiesen-Schnitt war, ist es heute vor allem die Silage. In der Futterration von Rindern spielt neben Grassilage auch Maissilage eine bedeutende Rolle, insbesondere in Regionen, die durch Ackerbau geprägt sind.

Für die Gewinnung von Grassilage wird der Grünlandaufwuchs häufig schon früh – in einem besonders eiweiß- und energiereichen Stadium – geschnitten und dann zum "Anwelken" meist kurz auf der Fläche belassen. Anschließend wird das noch feuchte Gras mit einen Feldhäcksler zerkleinert und mit Transportfahrzeugen zu einem zentral gelegenen Fahrsilo gefahren. Dort wird es mit Radladern verdichtet – damit möglichst viel Luft entweicht – und anschließend mit einer dicken Folie luftdicht abgedeckt. Für Maissilage geht man etwa in gleicher Weise vor: Hier wird die gesamte Maispflanze samt Kolben mit einem modifizierten Feldhäcksler in einem Arbeitsgang auf dem Feld geschnitten und gehäckselt.

Fahrsilo mit Grassilage, einseitig geöffnet, mit schwarzer Folie und Reifen bedeckt.
Verdichtet und unter Folie luftdicht verschlossen, lässt sich Silage monatelang lagern.
Quelle: TOF/stock.adobe.com

Im weiteren Verlauf entsteht im Silo durch einen kontrollierten Gärprozess die Silage. Dabei senken spezielle Bakterien den pH-Wert im Gärgut durch Ausscheiden von Milchsäure so weit ab, dass das Futter monatelang haltbar bleibt. Man kennt diesen Prozess auch von der Sauerkrautherstellung.

Eine Form der Silagebereitung, die heute immer mehr Verbreitung findet, sind die sogenannten Siloballen. Dabei wird das Schnittgut zu Rundballen gepresst und mit luftdichter Folie eingewickelt. Unter der Folie beginnt dann der oben beschriebene Silierungsprozess.

Silagen dienen heute auch als Substrat für die Biogaserzeugung.

Welche Tiere werden mit Heu und Silage gefüttert?

Heu und Grassilage sind Futtermittel auf Basis von Gräsern und Kräutern, die vom Grünland gewonnen werden. Solche Futterpflanzen können besonders gut von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen verwertet werden, da diese die schwer verdaulichen Stoffe darin durch ihr Pansensystem gut aufschließen können.

Als Steppentiere können zwar auch Pferde solche Pflanzen verwerten. Um Verdauungsprobleme zu vermeiden, werden an Pferde aber überwiegend Heu und seltener Silagen verfüttert. Schweine und Geflügel dagegen können Gräser und Kräuter aufgrund ihres Verdauungssystems nur in sehr geringen Mengen verwerten, weshalb diese Futtermittel dort nur ergänzend eingesetzt werden – zum Beispiel als Rohfaserergänzung und Beschäftigungsmaterial.

Heumilch

Im Handel ist heute immer häufiger sogenannte Heumilch zu finden. Sie stammt von Kühen, die nicht mit Silage, sondern mit frischem Grünlandfutter, Heu und Getreide gefüttert wurden. Die Bezeichnung "Heumilch" ist seit 2016 EU-weit rechtlich geschützt.

Heumilch wird mit dem EU-Zeichen "garantiert traditionelle Spezialität" (g. t. S.) gekennzeichnet, dafür müssen die Hersteller gewisse Produktionsstandards erfüllen, die vor allem zur silofreien Fütterung der Milchkühe konkrete Vorgaben enthalten.

Heute nicht mehr allein Winterfutter

Früher war es so, dass Heu und später Silage überwiegend als Winterfuttermittel verwendet wurden. In der Weidezeit von Frühjahr bis Herbst fraßen Wiederkäuer und Pferde idealerweise frisches Gras von der Weide. In der Zeit von Herbst bis Frühjahr, wenn kein frisches Gras verfügbar war, wurden die Tiere dann mit konserviertem Futter wie Heu und Silage versorgt.

Zum Teil ist das auch heute noch so. Bei Milchkühen ist die Weidehaltung in den letzten Jahrzehnten allerdings erheblich zurückgegangen. Nur noch 31 Prozent aller Kühe in Deutschland haben heute Weidegang. Und der Einsatz von gemähtem Gras als Frischfutter im Stall wird nur in wenigen Betrieben umgesetzt. In vielen Milchviehbetrieben ist daher heute eine ganzjährige Stallfütterung – überwiegend mit Silage als Grundfutter – üblich.
Selbst in Milchviehbetrieben mit Weidehaltung wird häufig über Sommer noch Silage oder (seltener) Heu im Stall zugefüttert, um dem hohen Leistungsniveau der Kühe gerecht zu werden.

Wo liegen die Vor- und Nachteile?

Silage bietet gegenüber Heu einige Vorteile. Zum einen ist die Silagebereitung deutlich unabhängiger von der Witterung, denn für Silage ist es nicht so bedeutend, dass es bei der Ernte durchweg trocken bleibt. Bei der Heugewinnung hingegen verzögert jede Stunde Regen die Ernte und führt zu Qualitätseinbußen.

Deutlich mehr Silage als Heu

In Deutschland ist Grassilage (35 Prozent) neben Maissilage (22 Prozent) das mengenmäßig am meisten verwendete Futtermittel. Heu hat einen Anteil von rund vier Prozent am gesamten Futteraufkommen.

Außerdem ist die Schlagkraft bei der Silagebereitung höher: pro Tonne Erntegut ist weniger Maschineneinsatz nötig. Damit ist auch die Ernte schneller erledigt. Weil das Wenden und Bewegen des Grases in trockenem Zustand entfällt, entstehen auch weniger Bröckel- (hauptsächlich von Blättern) und damit Nährstoffverluste.

Es gibt allerdings auch ein paar Nachteile: So sind Silagen – insbesondere solche mit hohen Proteingehalten – nur bedingt geeignet für die Pferdefütterung, weshalb hier entweder nur Heu gefüttert oder Heu zumindest zugefüttert wird.

Für die Herstellung von Hartkäse ist die Fütterung von Silage ebenfalls problematisch, da sogenannte Clostridien aus der Silage in die Milch übertragenen werden und zu Fehlgärungen im fertigen Käse führen können.

In Sachen Biodiversität ist die Heufütterung meist ebenfalls von Vorteil, weil Wiesen für die Heuernte seltener und in der Regel später geerntet werden. Viele Wiesenpflanzen haben dann bereits ausgeblüht und konnten sich weiterverbreiten. Heuwiesen sind daher oft artenreicher und bieten Insekten und anderen Tieren so einen attraktiveren Lebensraum.

Letzte Aktualisierung: 05. August 2024


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