Landwirtschaft gestern und heute
Die Landwirtschaft hat sich in den letzten 70 Jahren grundlegend verändert. Viel weniger Landwirte ernähren heute viel mehr Menschen.
Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Abwanderung vieler bäuerlicher Arbeitskräfte zur Folge. "Arbeit" wurde gegenüber dem "Boden" und dem eingesetzten "Kapital" immer teurer. Die Folge: Arbeitskräfte wurden durch Maschinen ersetzt, körperlich anstrengende Tätigkeiten durch technische Hilfsmittel erleichtert, es kam zu einer intensiven Mechanisierung in der Landwirtschaft. Umgekehrt stiegen die Anforderungen an die Managementfähigkeiten der Unternehmerinnen und Unternehmer. Ein einzelner Landwirt beziehungsweise eine einzelne Landwirtin konnte im Laufe der Zeit immer mehr Boden bewirtschaften und mehr Tiere halten. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche je Betrieb stieg stetig an, dabei sank die Anzahl der Beschäftigten und der Betriebe.
Spezialisierung - vor allem in der Tierhaltung
In den Betrieben wurden jedoch nicht nur immer mehr und modernere Maschinen eingesetzt, sondern die Betriebe spezialisierten sich auch zunehmend. Vor allem in der Hühnerhaltung, der Rinder- und Schweinemast - den sogenannten Veredelungsbetrieben - haben sich hoch technisierte Betriebe mit einer inzwischen regional relativ großen Zahl von Tieren pro Flächeneinheit entwickelt.
Die beachtlichen Produktionszuwächse der vergangenen 70 Jahre sind aber nicht allein auf die Mechanisierung und Spezialisierung zurückzuführen. Neue Saatgutsorten sowie Dünge- und Pflanzenschutzmittel führten zu steigenden Erträgen im Pflanzenbau. In der tierischen Erzeugung wurden deutliche Leistungssteigerungen durch Zuchtfortschritte, erhöhten Kraftfuttereinsatz, optimierte Fütterung und Haltung sowie intensive veterinärmedizinische Betreuung erzielt. Die Tiere wurden in kürzerer Zeit auf ihr Schlachtgewicht gemästet, legten mehr Eier oder gaben mehr Milch im vergleichbaren Zeitraum. Gleichzeitig wuchs aber auch die Zahl der Betriebe, die nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus wirtschaften und beispielsweise auf synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichten.
Was leistet die heutige Landwirtschaft?
Wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen hat auch in der Landwirtschaft die Produktivität stark zugenommen. Immer mehr Menschen können von einem Hektar Nutzfläche ernährt werden. Ein Beispiel: Der Ertrag für einen Hektar Weizen lag 1950 bei gerade mal 2.580 Kilogramm, 1980 waren es bereits 4.890 Kilogramm und heute liegt der Weizenertrag bei rund 7.620 Kilogramm. Durch die starke Mechanisierung kann ein Landwirt heute etwa 139 Menschen ernähren, 1950 waren es dagegen nur 10 und 1900 gerade mal vier.
Die zunehmende Produktivität hat aber auch dazu geführt, dass immer weniger Menschen in der Landwirtschaft arbeiten. Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts verdienten 38 Prozent aller deutschen Erwerbstätigen ihr Brot in der Landwirtschaft. 50 Jahre später waren es noch 24 Prozent und heute liegt der Anteil bei unter zwei Prozent.
Landwirte verdienen immer weniger an Lebensmitteln
Doch obwohl Landwirtinnen und Landwirte immer produktiver werden, verdienen sie immer weniger an den von ihnen produzierten Lebensmitteln. Von einem Euro, den der Verbraucher für Lebensmittel ausgibt, erhält der Landwirt heute weniger als 21 Cent. Zum Vergleich: Anfang der 1970iger Jahre waren es noch rund 48 Cent und 1950 sogar noch ca. 63 Cent.
Wir bezahlen immer weniger für Lebensmittel
Insgesamt nimmt der Anteil der Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel an den gesamten Konsumausgaben seit Jahren kontinuierlich ab. Heute geben wir in Deutschland rund 12 Prozent unserer Konsumausgaben für Nahrungsmittel und Getränke aus. 1950 waren es noch 44 Prozent.
Letzte Aktualisierung: 1. September 2023