Landwirt/Landwirtin als Beruf
Es gibt kaum einen Beruf, der so abwechslungsreich und vielseitig ist wie der des Landwirts beziehungsweise der Landwirtin.
Die Berufsausbildung "Landwirtin und Landwirt" bietet die Grundlage für ein breites Arbeitsfeld, um später auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben oder im vor- und nachgelagerten Bereich arbeiten zu können. Die Hauptaufgabe von Landwirtinnen und Landwirten ist die Erzeugung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln wie Getreide, Milch, Fleisch, Eiern, Gemüse oder Obst. Sie versorgen die Bevölkerung mit Lebensmitteln und tragen mit einem breiten Angebot an Dienstleistungen zum Erhalt des ländlichen Raumes bei.
Urlaub auf dem Bauernhof, Direktvermarktung, Hofcafé und eine Vielzahl an Dienstleistungen im Naturschutz und in der Landschaftspflege sind Beispiele für das breite Tätigkeitsspektrum von Landwirtinnen und Landwirten. Aber auch andere Wirtschaftsbereiche wie regenerative Energien und die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe bieten Arbeitsfelder für ausgebildete Agrarfachkräfte.
Moderne Landwirtinnen und Landwirte sind hochqualifizierte Fachkräfte. Wer beruflich in einen landwirtschaftlichen Betrieb als Unternehmerin oder Angestellter einsteigt, bringt meistens einen Abschluss als Techniker, als Landwirtschaftsmeisterin oder als Fachagrarwirt mit. Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte absolvieren auch ein Agrarstudium. In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Studierenden in der Agrarwissenschaft um etwa 60 Prozent erhöht.
Etwa 15.100 junge Menschen studierten im Wintersemester 2022/23 Agrarwissenschaft/Landwirtschaft. An den Hochschulen werden unterschiedliche Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor, Master oder Staatsexamen angeboten, die für eine Tätigkeit im landwirtschaftlichen Betriebsmanagement, im Pflanzen- und Tiersektor, im Bildungswesen, in der Umweltwirtschaft und im Öko-Landbau qualifizieren.
Ein Beruf mit vielen Facetten
Landwirtinnen und Landwirte müssen produktionstechnische Abläufe beherrschen, sich im Betriebsmanagement auskennen und die Anforderungen an die Produkt- und Lebensmittelqualität kennen. Sie müssen sich und ihre Arbeit gut organisieren und wirtschaftlich handeln. In der Ausbildung lernen sie, wie sie umweltgerecht und ressourcenschonend mit Boden, Pflanzen, Tieren, Luft, Wasser und mit den unterschiedlichen Maschinen und Geräten umgehen. Ständig neue technische und wirtschaftliche Herausforderungen sorgen für ein anspruchsvolles Berufsfeld.
Die Einsatzfelder für ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte sind weit gefächert. Meistens werden sie im elterlichen Betrieb oder in der Verwaltung landwirtschaftlicher Großbetriebe tätig. Im privaten und genossenschaftlichen Landhandel werden sie in der Beratung und im Verkauf eingesetzt. Auch in Agrarunternehmen, zum Beispiel in den Bereichen Landtechnik, Stallbau oder Stalltechnik, bestehen Arbeitsmöglichkeiten. Weiterhin kommen Saatzucht- und Vermehrungsunternehmen, landwirtschaftliche Versuchs- und Untersuchungsanstalten, Landwirtschaftskammern, Landwirtschaftsämter sowie Berufs- und Interessenorganisationen als Arbeitgeber in Frage.
Wer Landwirtin oder Landwirt werden will, sollte Folgendes mitbringen:
- Spaß am Umgang mit Natur und Tieren
- Interesse an Naturwissenschaften, insbesondere an Biologie und Chemie
- Interesse an moderner Technik und Handwerk
- Freude an körperlicher Arbeit
- Interesse an betriebswirtschaftlichen Vorgängen und Organisation
- Spaß an selbstständiger Arbeit und an Übernahme von Verantwortung
Erst die Ausbildung
2022 machten insgesamt 8.730 junge Menschen eine Ausbildung im Beruf "Landwirtin/Landwirt". Der Anteil der zukünftigen Landwirtinnen nimmt dabei stetig zu. 1.830 weibliche Auszubildende gab es 2022 – das sind zweieinhalb Mal so viele wie noch 2002.
Voraussetzung für eine landwirtschaftliche Ausbildung ist ein Hauptschulabschluss oder ein mittlerer Bildungsabschluss. Die duale Berufsausbildung Landwirt/Landwirtin dauert drei Jahre. Sie kann auf zwei Jahre verkürzt werden, wenn die Fachhochschulreife, die Hochschulreife oder eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung vorliegt. Damit die Auszubildenden in der Berufsausbildung einen breiten Einblick in die Landwirtschaft erhalten, können die Ausbildungsjahre auf unterschiedlichen Betrieben absolviert werden.
Die meisten Auszubildenden nutzen diese Möglichkeit und lernen zwei bis drei Ausbildungsbetriebe mit unterschiedlichen Betriebszweigen in der Pflanzenproduktion und in der Tierhaltung kennen. Die Ausbildung kann auf ökologisch oder konventionell wirtschaftenden Betrieben absolviert werden. Wichtig ist, dass die Auszubildenden jeweils zwei Betriebsschwerpunkte im Pflanzenbau und in der Tierhaltung kennenlernen.
Zur Ausbildung gehört der Besuch der Berufsschule. Dort wird ein breites Grundlagenwissen zu den Themenbereichen Pflanze, Tier, Technik, Umwelt, Öko-Landbau, Wirtschaft und Politik vermittelt. Zusätzlich zum Unterricht in der Berufsschule finden in jedem Ausbildungsjahr überbetriebliche Fachlehrgänge statt, in denen spezifisches Wissen (etwa zur Metallbearbeitung und Metallverarbeitung und zu Schleppern und Landmaschinen) vermittelt sowie Ausbildungsinhalte vertieft werden.
Und dann?
Nach dem Abschluss der beruflichen Erstausbildung entscheiden sich die meisten Absolventinnen und Absolventen für eine Weiterqualifizierung. Mögliche Fortbildungen sind:
- Landwirtschaftsmeister / Landwirtschaftsmeisterin,
- staatlich geprüfter Wirtschafter / staatlich geprüfte Wirtschafterin
- staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt / staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin
- staatlich geprüfter Natur- und Landschaftspfleger / staatlich geprüfte Natur- und Landschaftspflegerin
- Bachelor of Science (B.Sc.) und Master of Science (M.Sc.)
Letzte Aktualisierung: 5. Februar 2024