Avocados – wie nachhaltig ist ihr Anbau?
Avocados sind beliebt, aber auch umstritten. Wie problematisch sind Anbau und Transport wirklich?

Quelle: barmalini/stock.adobe.com
Avocados sind seit einigen Jahren aus deutschen Küchen kaum noch wegzudenken. Ob als Guacamole, auf dem Toast oder in Smoothies – die Frucht erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Neben dem cremig-aromatischen Geschmack bietet die als "Superfood" gehandelte Tropenfrucht auch noch zahlreiche gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Sie ist reich an ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen – darunter Provitamin A sowie die Vitamin B, C, E und K. Darüber hinaus enthält sie wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen.
Import und Anbau boomen
In den letzten zehn Jahren hat sich die Importmenge von Avocados nach Deutschland mehr als verfünffacht. Während 2013 noch 31.400 Tonnen eingeführt wurden, waren es 2023 schon knapp 158.000 Tonnen.
Woher stammen die Avocados in Deutschland?
Avocados sind in deutschen Supermärkten das ganze Jahr über erhältlich. Die meisten Früchte stammen aus Peru, gefolgt von Chile, Spanien und Mexiko.
Die Popularität der Avocado ist nicht nur in Deutschland gestiegen, auch weltweit findet die Frucht immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat sich dadurch die weltweite Produktionsmenge in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht.
Herkunft und Anbau: Wo wächst die grüne Frucht?
Die Avocado stammt ursprünglich aus Mittelamerika und wurde dort bereits von den Maya und Azteken kultiviert. Heute wird sie weltweit in tropischen und subtropischen Klimazonen angebaut, wobei der Schwerpunkt der Produktion in Mittel- und Südamerika liegt. Mexiko ist der größte Produzent mit rund drei Millionen Tonnen, was gut einem Viertel der weltweiten Produktionsmenge entspricht. Weitere wichtige Anbauländer sind Kolumbien, die Dominikanische Republik, Peru, Indonesien und Kenia.
Avocado-Anbau: Vom Baum bis in die Küche
Die Avocado ist eine Baumfrucht und wird hauptsächlich als Monokultur in großflächigen Plantagen angebaut. Mit etwa acht Jahren gilt ein Baum als ausgewachsen und kann dann 20 bis 25 Jahre beerntet werden. Der Ertrag pro Baum variiert je nach Sorte, Anbaumethode und Region und liegt zwischen 45 und 320 Kilogramm.

Quelle: JackF/stock.adobe.com
Die weltweit bekannteste Avocado-Sorte ist 'Hass'. Sie macht rund 90 Prozent der weltweiten Ernte aus. Weitere Sorten, die in Deutschland eine Rolle spielen, sind 'Fuerte', 'Bacon', 'Ettinger', 'Pinkerton' und 'Semil 34'.
Eine Besonderheit der Avocado ist, dass die Früchte am Baum nicht die Genussreife erreichen. Die Früchte werden unreif geerntet, sobald die gewünschte Größe und der sortentypische Fettgehalt erreicht sind. Die Nachreife erfolgt entweder in speziellen Reifereien – solche Früchte sind dann als "genussreif" im Handel erhältlich – oder die Früchte werden unreif verkauft und müssen dann zuhause bei den Kundinnen und Kunden nachreifen.
Die Schattenseiten des Avocado-Booms
Wegen ihres hohen Fett- und Eiweißgehalts wird die Avocado gerne als Fleischersatz verwendet. Prinzipiell bringt eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise auch viele Vorteile für Umwelt und Klima mit sich. Denn mehr als zwei Drittel der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen in Deutschland gehen auf den Verbrauch tierischer Lebensmittel zurück. Doch der zunehmende Avocado-Anbau hat auch Schattenseiten.
Hoher Wasserbedarf
Ein zentrales Problem ist der im Vergleich zu anderen Kulturen hohe Wasserverbrauch. Für die Produktion von einem Kilogramm Avocados wird doppelt so viel Wasser benötigt wie für die gleiche Menge Äpfel und viermal so viel wie für ein Kilogramm Kiwi.

Quelle: christian vinces/stock.adobe.com
Kritisch ist der hohe Wasserverbrauch vor allem in Regionen, die ohnehin schon unter Wasserknappheit leiden. Dort konkurrieren Plantagenbetreiber mit der lokalen Bevölkerung um die knappe Ressource Wasser. Dies ist zum Beispiel in großen Teilen Chiles und Perus der Fall – Länder, aus denen Deutschland rund 40 Prozent seiner Avocados importiert.
Laut dem World Wide Fund For Nature (WWF) hat die Ausweitung des Avocadoanbaus dazu geführt, dass Flüsse und Brunnen dort in einigen Anbauregionen versiegt sind und die lokale Bevölkerung mit rationiertem Wasser aus Lastwagen versorgt werden muss.
Übermäßige Bewässerung lässt außerdem den Grundwasserspiegel sinken, wodurch die Böden versalzen und für die Landwirtschaft unbrauchbar werden. Das Bohren tiefer Brunnen ist kostspielig und meist nur großen Agrarkonzernen vorbehalten.
Neben Chile und Peru haben auch andere Länder wie Südafrika, Kenia, Marokko oder Spanien mit Wasserknappheit zu kämpfen. Der WWF geht davon aus, dass sich die sozialen Konflikte und Umweltprobleme in diesen Ländern in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter verschärfen werden.
Wälder weichen Avocado-Plantagen
Der hohe Wasserverbrauch ist nicht das einzige Problem. Der Umweltorganisation Oroverde zufolge hat der Anbauboom der vergangenen Jahre mancherorts auch zu massiver Abholzung tropischer Wälder geführt.
Allein im mexikanischen Bundesstaat Michoacán gehen etwa 20 Prozent der Entwaldung zwischen 2001 und 2017 auf die Ausweitung von Avocado-Plantagen zurück. Bis 2050 soll die Anbaufläche dort um weitere 117 Prozent zunehmen. Auch in Kolumbien, Peru und der Dominikanischen Republik weichen immer mehr Waldflächen den Avocadoplantagen.
Dies hat nicht nur negative Folgen für das globale Klima, sondern auch für die Biodiversität. Avocadobäume speichern laut Oroverde gerade mal ein Viertel des CO2, das heimische Wälder speichern können, und bieten kaum Lebensraum für Wildtiere und -pflanzen.

Quelle: moofushi/stock.adobe.com
Transport und Lagerung: Der ökologische Fußabdruck der Avocado
Ähnlich wie bei anderen tropischen Früchten, stellt der lange Transportweg ein weiteres Problem dar. Nach Angaben der World Avocado Organisation (WAO) werden zwar rund 95 Prozent der Avocados aus Lateinamerika und Afrika per Schiff nach Europa transportiert, was weniger emissionsintensiv als der Flugtransport ist. Dennoch entstehen auch auf dem Seeweg Treibhausgasemissionen. Zusätzlich müssen die Früchte von den Häfen noch per LKW zu den Supermärkten transportiert werden – häufig über weite Strecken. Und schließlich verbrauchen auch die Lagerung und Nachreifung in klimatisierten Hallen Energie.
Öko- und Klimabilanz im Vergleich: Wie schlecht schneiden Avocados wirklich ab?
Avocados benötigen also im Anbau große Mengen Wasser und tragen durch Transport, Lagerung und Nachreifung nicht unwesentlich zum Treibhausgasausstoß bei. Auch im Vergleich zu anderen exotischen Früchten wie Bananen oder Ananas schneidet die Avocado hier schlecht ab.
Sind Bio-Avocados eine nachhaltige Alternative?
Bio-Avocados werden ganz ohne synthetische Pestizide oder Dünger angebaut, was die Belastung für die Umwelt verringert. Allerdings bleibt der Wasserverbrauch auch bei Bio-Avocados hoch.
Was die Wasserbilanz betrifft, gibt es jedoch durchaus auch einige hierzulande beliebte Lebensmittel, für deren Anbau zum Teil noch viel mehr Wasser benötigt wird. Spargel und Pflaumen zum Beispiel verbrauchen – bezogen auf die Erntemenge – im Anbau mehr Wasser als die Avocado, Nüsse sogar das Vierfache und Kaffee rund das Zehnfache. Allerdings sagt die benötigte Wassermenge nur bedingt etwas über die Nachhaltigkeit der Erzeugung aus. Entscheidend ist letztlich, woher das Wasser kommt. Problem ist bei der Avocado also weniger der absolute Wasserbedarf als vielmehr die Tatsache, dass sie zum großen Teil in trockenen Gebieten angebaut wird, wo sie über Grund- und Oberflächenwasser bewässert werden muss.
Beim CO2-Fußabdruck zeigt sich ebenfalls ein differenziertes Bild: Laut dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg verursacht ein Kilogramm Avocados aus Peru vom Anbau bis zur Ladentheke 0,8 Kilogramm CO2-Äquivalente. Zum Vergleich: Dieselbe Menge fällt auch für importierte Apfel aus Neuseeland an. Tomaten aus beheizten Gewächshäusern erzeugen 2,9 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm, Butter 9 Kilogramm und Rindfleisch sogar 13,6 Kilogramm. Ein 200-Gramm-Steak vom Rind verursacht also rund das Dreieinhalbfache eines Kilogramms Avocados an Treibhausgasemissionen.
Tipps für nachhaltigen Konsum: So genießen Sie Avocados bewusster
Wie bei vielen Lebensmitteln gilt auch für Avocados, auf einen möglichst nachhaltigen Konsum zu achten. Dazu gehört:
- Avocados nur gelegentlich als Genussmittel und nicht täglich konsumieren.
- Keine vorgereiften Avocados kaufen, da deren Reifung zusätzliche Energie erfordert. Avocados reifen bei Zimmertemperatur innerhalb weniger Tage nach.
- Avocados aus Bio-Anbau und fairem Handel kaufen, um gerechte Löhne zu unterstützen und die Umweltbelastung durch chemisch-synthetische Pestizide und leichtlösliche Mineraldünger zu minimieren.
- Wenn möglich, wegen des kürzeren Transportwegs Avocados aus Spanien oder anderen näher gelegenen Regionen bevorzugen. Allerdings: Auch in Spanien herrschen Probleme durch Wasserknappheit.
- Über Online-Plattformen können Avocados mittlerweile auch direkt bei europäischen Erzeugerinnen und Erzeugern bestellt werden.
Letzte Aktualisierung: 11. März 2025
Weitere Informationen
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL): Avocado – Produktinformationen
Oroverde: Avocado: Superfood mit umstrittener Ökobilanz