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Palmöl: Ein nachhaltiger Anbau ist wichtig

Palmöl ist nicht ohne Grund das meistverwendete Pflanzenöl. Sein Anbau bringt viele Vorteile mit sich, aber auch hohe ökologische und soziale Kosten.

Luftaufnahme einer Palmölplantage
Quelle: Strikernia/stock.adobe.com

Palmöl findet sich in zahlreichen Lebensmittel-, Kosmetik- und Waschmittelprodukten. Seine Beliebtheit beruht – neben dem niedrigen Preis – auch darauf, dass es sehr vielseitig ein-setzbar ist.

Die große Nachfrage nach Palmöl und die damit starke Zunahme an Anbauflächen hat in den letzten Jahrzehnten jedoch zu zahlreichen ökologischen und sozialen Problemen geführt. Grund genug der Frage nachzugehen, wie sich der Palmölverbrauch reduzieren und seine Erzeugung nachhaltiger gestalten ließe.

Palmkernöl

Aus den Kernen der Palmölfrüchte wird das Palmkernöl gewonnen. Es fällt in geringeren Mengen an als Palmöl und hat eine andere Zusammensetzung. Es wird überwiegend in der Süßwaren- und Kosmetikindustrie verwendet.

Was ist Palmöl und wie wird es gewonnen?

Palmöl ist ein pflanzliches Öl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme Elaeis guineensis gewonnen wird. Die Früchte werden dafür nach der Ernte mechanisch gepresst und das orangefarbene Rohöl anschließend in Raffinerien gereinigt, veredelt und zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet. Auch die Kerne der Ölpalmenfrucht können genutzt werden. Aus ihnen wird Palmkernöl (siehe Infokasten) gewonnen.

Drei bis fünf Jahre nach der Pflanzung kann die Ölpalme zum ersten Mal beerntet werden. Die etwa drei bis sechs Zentimeter langen und zwei bis vier Zentimeter breiten olivenartigen Früchte, aus denen das Öl gewonnen wird, wachsen in Büscheln in den Blattachseln der Palme. Eine ausgewachsene Ölpalme liefert etwa 15 Mal im Jahr Fruchtbüschel, die über 20 Kilogramm wiegen. Nach etwa 20 Jahren nimmt der Ertrag allmählich ab. Dann werden die älteren Palmen durch neue ersetzt.

Büschel mit Früchten in der Blattachsel einer Ölpalme.
Die Früchte wachsen in den Blattachseln der Ölpalme.
Quelle: fotoverse/stock.adobe.com

Die Ölpalme kommt ursprünglich aus Westafrika. Heute wird sie jedoch in fast allen tropischen Regionen der Welt angebaut. Die größten Anbauländer sind Indonesien und Malaysia, die zusammen etwa 83 Prozent des globalen Palmöls liefern. In diesen beiden Ländern wächst die Ölpalme auf einer Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie Österreich.

Zwar gibt es auch viele Kleinbauern, die Ölpalmen anbauen, der Hauptanteil der Weltproduktion stammt aber von großen Plantagen.

Welche Rolle spielt Palmöl und was macht es so beliebt?

Palmöl ist das weltweit am meisten verwendete Pflanzenöl – noch vor Soja-, Raps- oder Sonnenblumenöl. Im Jahr 2024 wurden etwa 80 Millionen Tonnen Palmöl produziert.

Das Besondere an Palmöl ist seine vielseitige Verwendbarkeit. Es ist hitzebeständig, geschmacksneutral, lange haltbar und hat hierzulande bei Zimmertemperatur eine halbfeste bis feste Konsistenz, was eine chemische Härtung überflüssig macht. Zudem ist es sehr preiswert.

: Früchte der Ölpalme, eine davon halbiert, sodass man den Kern sehen kann.
Sowohl aus dem Fruchtfleisch als auch aus den Kernen der Ölpalme lässt sich Öl gewinnen.
Quelle: thanaseth/stock.adobe.com

Diese Eigenschaften machen das Öl vor allem in der Lebensmittelindustrie so beliebt. Palmöl ist Bestandteil vieler verarbeiteter Lebensmittel wie Tütensuppen, Schokolade, Margarine, Kekse, Chips oder Eiscremes. Darüber hinaus findet es aber auch Verwendung bei der Herstellung von Kerzen, Kosmetikprodukten und Waschmitteln. Laut WWF enthält heute jedes zweite Supermarktprodukt Palmöl. In vielen Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas wird Palmöl zudem zum Kochen, Braten und Frittieren genutzt.

Doch nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Futtermitteln ist Palmöl eine beliebte Zutat. Laut Recherche der Deutschen Umwelthilfe (DUH) entfielen 2021 rund zwölf Prozent des deutschen Palmölkonsums auf die Futtermittelindustrie – das meiste davon (ca. 80 Prozent) auf die Geflügelhaltung.

Dank seines hohen Energiegehalts – und wegen des verhältnismäßig niedrigen Preises – wird Palmöl zudem als Kraftstoffzusatz verwendet. In Indonesien beispielsweise liegt die Beimischungsquote von Palmöl in Diesel bei 35 Prozent, in Malaysia, Kolumbien und Argentinien bei 10 Prozent. Auch in Deutschland wurde Palmöl lange Zeit Diesel beigemischt. 2023 wurde die Förderung dafür jedoch ausgesetzt, sodass Palmöl seitdem hierzulande für Kraftstoffe keine Rolle mehr spielt. EU-weit soll diese Förderung 2030 auslaufen.

Rodungsfläche im Regenwald
Für den Anbau von Ölpalmen wurden in den vergangenen Jahrzehnten große Flächen mit Regenwald gerodet.
Quelle: Elshad Karimov/stock.adobe.com

Welche Probleme gehen mit dem Anbau von Ölpalmen einher?

Die weltweit hohe Nachfrage nach Palmöl hat in den vergangenen drei Jahrzehnten zu einer massiven Ausdehnung der Anbaufläche geführt. Zwischen 1992 und 2022 hat sich die weltweite Anbaufläche für Ölpalmen mehr als vervierfacht. Dieser Flächenzuwachs hat gravierende negative ökologische und soziale Auswirkungen.

Um Flächen für neue Ölpalmen-Plantagen nutzbar zu machen, hat man über Jahrzehnte lang riesige Regenwaldflächen gerodet – besonders in den Hauptproduktionsländern Indonesien und Malaysia. Laut Greenpeace ist dadurch allein in Indonesien zwischen 1990 und 2015 eine Regenwaldfläche von der Größe Großbritanniens zerstört worden.

Zur Urbarmachung von Anbauflächen wird oft auf Brandrodung gesetzt. Dabei kommt es zu erheblichen Feinstaubbelastungen und es werden große Mengen CO2 freigesetzt, was zur Klimaerwärmung beiträgt.
Ein Großteil der Waldfläche in Indonesien und Malaysia steht zudem auf Moorböden. Diese müssen für den Ölpalmen-Anbau entwässert werden, wodurch ebenfalls große Mengen an CO2 in die Atmosphäre entweichen.

In Indonesien ist die Trockenlegung von Mooren seit 2019 zwar verboten, die Überwachung und Verfolgung solcher Verstöße ist laut Bundesministerium für Zusammenarbeit (BMZ) jedoch sehr schwierig – insbesondere in abgelegenen Regionen.

Orang Utan im Regenwald
Durch die Rodung von Regenwald ist die Artenvielfalt gefährdet. Der Orang Utan ist eine bekannte bedrohte Art.
Quelle: Andreas/stock.adobe.com

Auch beherbergen tropische Regenwälder eine immense Artenvielfalt, die durch die Zerstörung dieses Ökosystems immer stärker verloren geht.

Wo Wälder als natürliche Barriere fehlen, nimmt die Bodenerosion zu und der intensive Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln auf den Plantagen führt zur Verschmutzung von Böden und Wasser.

Er belastet aber auch die Arbeiterinnen und Arbeiter, die diesen Mitteln zum Teil schutzlos ausgesetzt sind. Weitere soziale Probleme, die mitunter mit dem Palmölanbau einhergehen, sind Landkonflikte, schlechte Arbeitsbedingungen und Menschenrechtsverletzungen.

Gibt es Alternativen zu Palmöl?

Prinzipiell ließe sich Palmöl durch andere Fette bzw. Öle ersetzen. Einige der häufig diskutierten Alternativen sind Soja-, Raps, Sonnenblumen- oder Kokosöl. Doch sind diese wirklich nachhaltiger?

Laut Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP), einer Initiative, die sich aus Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen sowie den Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zusammensetzt, würde ein Ersatz durch andere Pflanzenöle das Problem nicht lösen, sondern zum Teil sogar verschlimmern.

Der entscheidende Punkt ist, dass die Ölpalme, bezogen auf die Anbaufläche, unter allen Ölpflanzen den höchsten Ölertrag liefert. Laut FONAP lassen sich auf einem Hektar rund 3,25 Tonnen Palmöl erzeugen. Der Flächenertrag von Sonnenblumen-, Soja- oder Kokosöl ist um das Fünf- bis Achtfache geringer. Würde man Palmöl durch eines dieser Öle ersetzen, wäre weltweit eine noch viel größere Anbaufläche erforderlich.

Hinzu kommt laut FONAP, dass die Ölpalme als einzige ölliefernde Nutzpflanze zwei verschiedene, für die Industrie interessante Öle produziert – das Palmöl und das Palmkernöl – die zusammen eine große Bandbreite an verschiedenen Einsatzmöglichkeiten abdecken.

Es geht also in erster Linie darum, weniger (Palm-)Öl zu verbrauchen und das Palmöl, das unverzichtbar ist, ökologisch und sozial vertretbar anzubauen.

Wie kann man Palmölprodukte erkennen?

Seit 2014 gibt es in der EU eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel. Danach muss Palmöl in der Zutatenliste stehen. Manche Hersteller kennzeichnen sogar aktiv, z. B. mit dem Hinweis "Ohne Palmöl". Für Kosmetika und Waschmittel gibt es eine solche Kennzeichnungspflicht hingegen nicht.

Wie kann man den Verbrauch von Palmöl reduzieren?

Durch die Entscheidung Deutschlands und einiger anderer EU-Länder, die Förderung für die Beimischung von Palmöl in Kraftstoffe (Diesel) zu stoppen, konnten die Palmölimporte bereits merklich verringert werden. Umweltverbänden wie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) geht das jedoch nicht weit genug. Sie fordern einen generellen Verzicht auf die Pflanzenölbeimischung in Kraftstoffen. Denn der weggefallene Palmölanteil im deutschen Agrardiesel wird nun unter anderem durch Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl ersetzt – Kulturen, die für die gleiche Ölmenge deutlich mehr Fläche benötigen.

Beim täglichen Einkauf findet sich Palmöl vor allem in verarbeiteten Produkten. Wer auf individueller Ebene zur Reduzierung des Palmölbedarfs beitragen will, kann also zum Beispiel den Konsum von Fertigprodukten verringern und mehr auf frische, saisonale Lebensmittel setzen oder weniger tierische Produkte wie Fleisch und Eier zu sich nehmen. Denn Palmöl steckt auch in Futtermitteln, wobei die Verwendung von aus Übersee importierten Futtermitteln und Futtermittelbestandteilen bei tierischen Produkten aus ökologischem Landbau stark eingeschränkt ist.

Nachhaltig-zertifiziertes Palmöl

Für den Teil an Palmöl, auf den wir nicht verzichten können oder wollen, sollten wir nach Möglichkeit darauf achten, dass das Öl aus nachhaltig-zertifiziertem Anbau stammt. Um die Nachhaltigkeit von Palmölprodukten zu gewährleisten, wurden verschiedene internationale, private Zertifizierungssysteme entwickelt.

Eine Übersicht über die Gütezeichen für nachhaltigen Palmölanbau findet sich in dem Hintergrundpaper "Palmöl, aber richtig" der Deutschen Umwelthilfe (PDF, ab Seite 60)

Das Bekannteste davon ist RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil), dessen Logo inzwischen auf zahlreichen Produkten mit Palmöl zu finden ist. Nach eigenen Angaben sind inzwischen über fünf Millionen Hektar Ölpalmen-Anbaufläche RSPO-zertifiziert – das sind rund 17 Prozent der weltweiten Palmöl-Anbaufläche.

RSPO-Logo
RSPO ist eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Zertifikate für nachhaltiges Palmöl.
Quelle: RSPO

RSPO macht Mindestvorgaben für die Erzeugung von Palmöl. Das bedeutet vor allem, dass das Palmöl von Plantagen stammen muss, die schon lange bestehen und nachhaltig bewirtschaftet werden, ohne dass dafür neue Wälder gerodet wurden. Des Weiteren müssen soziale Kriterien erfüllt werden: dazu zählt zum Beispiel das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit sowie Diskriminierung und Gewalt. Außerdem gibt es Vorgaben zu Mindestlohn, Arbeitszeitregelungen und Arbeitsschutz.

Die Zertifizierungsorganisation setzt dabei auf verschiedene Mechanismen, um die Einhaltung der Standards in den Ursprungsländern sicherzustellen. Dazu gehören unabhängige Kontrollen, Schulungen, Preisaufschläge und schließlich der Entzug der Zertifizierung im Fall von Verstößen.

Wie verlässlich sind die Zertifikate?

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hält das RSPO-Zertifikat – sowie andere Zertifikate – grundsätzlich für ein wichtiges Hilfsmittel. In seiner derzeitigen Umsetzung sei es jedoch nicht ausreichend und zu unverlässlich. Medien und Forschende berichteten in den letzten Jahren immer wieder über Verstöße gegen die RSPO-Auflagen, sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht.

Produkte mit Zertifikat seien aber immer noch besser als solche ohne. Wer sicher gehen will, dass das Palmöl in allen Belangen nachhaltig erzeugt wurde, kann darüber hinaus auf Bio- und/oder Fair Trade-Standards achten.
Die ökologische Herstellung von Palmöl stellt sicher, dass beim Anbau keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel und Dünger eingesetzt werden und fördert darüber hinaus die Bodenfruchtbarkeit sowie die Artenvielfalt. Regelungen zur Abholzung von Regenwald gibt es allerdings auch in der EU-Öko-Verordnung nicht. Öko-Anbauverbände wie Naturland oder Bioland haben hier jedoch strengere Regelungen. Die Fair Trade-Standards sind dagegen bei den sozialen Kriterien strenger.

Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten

Umweltverbände sehen in der Europäischen Verordnung gegen Entwaldung (EUDR), die ab dem 30. Dezember 2025 in allen Mitgliedstaaten umgesetzt werden muss, eine große Chance, unter anderem den Anteil nachhaltig erzeugter Palmölprodukte zu steigern. In der Verordnung wird vorgeschrieben, dass für Produkte aus Palmöl, Soja, Rindfleisch und Leder, Kaffee, Naturkautschuk sowie Holz Entwaldungsfreiheit sichergestellt sein muss. Für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht sind die Unternehmen verantwortlich, die mit den Produkten handeln und/oder diese verarbeiten.

Letzte Aktualisierung: 08. Oktober 2024


Weitere Informationen

Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Nachhaltig zertifiziertes Palmöl in Deutschland - Forum Nachhaltiges Palmöl

Forum nachhaltiges Palmöl (FONAP): Was ist Palmöl?

Verbraucherzentrale: Palmöl – Negative Folgen für Gesundheit und Umwelt

Deutsche Umwelthilfe (DUH): "Palmöl, aber richtig!" – Leitfaden zur öffentlichen Beschaffung von nachhaltigem Palmöl

OroVerde: Palmölprodukte im Alltag – Unsere Macht als Konsument/innen


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