Gülle und Jauche - alles Mist?
Gülle, Jauche, Mist – sicher alles Begriffe, die Sie schon einmal gehört haben. Doch wissen Sie auch, was sich genau dahinter verbirgt?
Gülle, Mist und Jauche sind unterschiedliche Formen von Exkrementen, die bei der Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere anfallen. Sie alle enthalten Pflanzennährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium und werden daher für die Düngung im Ackerbau verwendet. Weil sie auf den Betrieben selbst anfallen, bezeichnet man sie auch als Wirtschaftsdünger.
Verglichen mit mineralischen Düngern sind die Nährstoffkonzentrationen von Wirtschaftsdüngern eher gering und – in Abhängigkeit von Tierart, Fütterung und Wasseranteil – häufig auch sehr unterschiedlich. Die Nährstoffe in Wirtschaftsdüngern liegen meist in organisch gebundener Form vor und müssen von Mikroorganismen im Boden erst ab- und umgebaut werden, damit sie für die Pflanzen verfügbar werden.
Mit ihren organischen Substanzen tragen Wirtschaftsdünger nicht nur zur Nährstoffversorgung der Kulturpflanzen sondern auch zur Humusbildung bei und sind damit sehr wertvoll für Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz – fürs Klima deswegen, weil Humus Kohlenstoff bindet.
So viel zu den Gemeinsamkeiten. Doch was sind die Unterschiede?
Gülle
Als Gülle bezeichnet man ein flüssiges bis breiiges Gemisch aus Kot und Harn, das meist von Rindern und Schweinen stammt. Es fällt bei der Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere in Ställen an, in denen kein Einstreu, wie etwa Stroh, verwendet wird. Nur fünf bis zehn Prozent der Gülle sind feste Substanz, der Rest ist Wasser.
In den allermeisten Fällen gelangen Kot und Harn der Tiere durch Spaltenböden in darunter liegende Güllekeller und mischen sich dort zur Gülle. Sind keine Spaltenböden vorhanden, sorgen Mistschieber auf den Gängen im Stall dafür, dass das Kot-Harn-Gemisch in das Güllelager befördert wird.
Kurz vor der Ausbringung der Gülle auf die Felder wird das Gemisch aufgerührt, damit eine homogene Masse entsteht, die mit einem Güllefass gleichmäßig ausgebracht werden kann.
Stallmist
Stallmist – häufig auch als "Festmist" oder nur "Mist" bezeichnet – fällt überall dort an, wo Tiere auf Einstreu gehalten werden. Es ist ein Gemisch aus Kot, Harn und meistens Stroh, wobei das Stroh als Bindemittel fungiert. In der Geflügelhaltung kommen auch andere Einstreumittel wie zum Beispiel Hobelspäne zum Einsatz.
Stallmist enthält rund 25 Prozent feste Substanz. Das ist deutlich mehr als bei Gülle. Aufgrund seines hohen Anteils an humusbildenden Stoffen ist Stallmist unter den Wirtschaftsdüngern auch derjenige mit der besten Wirkung auf die Bodenfruchtbarkeit. Stallmist fällt hierzulande überwiegend in der Rinderhaltung und nur in geringem Umfang in der Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenhaltung an. Der Stallmist wird in regelmäßigen Abständen mit einem Radlader aus dem Stall gefahren – man nennt diesen Vorgang Ausmisten – und auf einem Misthaufen außerhalb des Stalls zwischengelagert, bis er mit einem Miststreuer auf dem Feld als Dünger ausgebracht wird.
Jauche
Als Jauche bezeichnet man die Sickersäfte aus einem Misthaufen. Jauche besteht somit überwiegend aus Urin und Regenwasser, wenn der Misthaufen unter freiem Himmel gelagert wird.
Gärreste
Manchmal machen Gülle, Mist und Jauche noch einen Umweg über die Biogasanlage, wo sie allein oder zusammen mit anderen Substraten wie Mais oder Grünschnitt unter Sauerstoffabschluss zu Biogas vergoren werden. Das, was nach dem Gärprozess aus der Biogasanlage wieder herauskommt, wird Gärrest genannt. Dieser kann fest oder flüssig sein und ist ein idealer Wirtschaftsdünger, denn die Pflanzennährstoffe bleiben bei der Biogasgärung vollständig erhalten.
Gülle dominiert
Die Wirtschaftsdüngerart, die in Deutschland bei weitem am häufigsten anfällt, ist Gülle. Pro Jahr sind es rund 125.000 Tonnen. Etwa drei Viertel davon stammen aus der Rinderhaltung, weitere 22 Prozent aus der Schweinehaltung. Zweitwichtigste Wirtschaftsdüngerart in Deutschland sind mit rund 63.000 Tonnen die flüssigen Gärreste aus Biogasanlagen. Festmist kommt mit rund 19.000 Tonnen weit dahinter.
Wirtschaftsdünger können auch Probleme verursachen
In viehreichen Regionen Deutschlands fällt häufig sehr viel mehr Gülle an, als von den Pflanzen auf den Feldern und Wiesen in diesen Gebieten aufgenommen werden kann. Das hat dazu geführt, dass das Grundwasser in einigen dieser Gebiete mit Nitrat belastet ist. Um die Gülleüberschüsse loszuwerden, werden sie teilweise über weite Strecken in andere Landwirtschaftsbetriebe gefahren – meist viehlose Ackerbaubetriebe.
Das Problem ist jedoch: Je weiter die Gülle in die Bedarfsregionen transportiert werden muss, desto größer werden die Umweltbelastungen durch den LKW-Verkehr und desto unwirtschaftlicher wird der Transport – man fährt ja zum größten Teil Wasser umher.
Kann man Gülle, Stallmist und Co. auch im eigenen Garten verwenden?
Von den genannten Wirtschaftsdüngern lässt sich Mist am besten im Garten einsetzen. Für jene, die in der Stadt leben, dürfte es allerdings nicht ganz leicht sein, welchen aufzutreiben. Vielleicht hat ja ein Nachbar ein paar Hühner im Garten und etwas Hühnermist zu viel. Oder es gibt am Stadtrand eine Pferdepension, bei der man eine Schubkarre Pferdemist abholen darf.
Wie alle Dünger sollte man auch mit Mist sorgsam im Garten umgehen. Denn, wenngleich die Nährstoffgehalte im Vergleich zu Mineraldüngern niedrig sind, kann man den Garten auch mit Mist überdüngen. Außerdem kann es zu hygienischen Problemen kommen, wenn krankmachende Keime auf das Gemüse übertragen werden. Daher sollten beim Einsatz von Mist im Garten folgende Grundsätze befolgt werden:
- Nur Mist verwenden, der mindestens ein Jahr gelagert wurde; noch besser ist es, wenn der Mist vorher auf dem Kompost mit anderen Pflanzenresten kompostiert wird.
- Im Frühjahr flach in den Boden einarbeiten, und zwar bevor gepflanzt wird; dort wird er von den Bodenorganismen schnell zersetzt und die Nährstoffe stehen dann den Pflanzen im Garten zur Verfügung.
- Mist sollte nur auf Beete ausgebracht werden, auf die später Starkzehrer wie zum Beispiel Kohl, Tomaten, Gurken oder Zuckermais gepflanzt werden.
Letzte Aktualisierung: 6. Februar 2024
Weitere Informationen
Praxis-agrar.de: Wie viel Wirtschaftsdünger wird auf deutschen Äckern und Grünland ausgebracht?