Wieso wird Anfang Juni schon Getreide geerntet?
Wenn Anfang Juni schon Getreide geerntet wird, hat das nichts mit Wetterkapriolen oder dem Klimawandel zu tun. Es handelt sich um Grünroggen.
Während "normaler" Roggen genau wie Weizen im Hochsommer ab Ende Juli bis Mitte August geerntet wird, ist der Grünroggen schon rund zwei Monate früher dran. Grund dafür: Er wird nicht als Brotgetreide (Körnernutzung) geerntet, sondern für den Einsatz in Biogasanlagen. Zudem dient er als Futter für Rinder.
Grob geschätzt werden rund zwei Drittel des angebauten Roggens zur Körnernutzung verwendet und ein Drittel als Grünroggen.
Zum Zeitpunkt der Ernte steht der Roggen bereits circa 1,8 Meter hoch. Er wird zunächst gemäht und auf Schwad gelegt, also reihenförmig abgelegt. Damit der Roggen etwas anwelkt (das heißt trockener wird), lassen ihn die Landwirtinnen und Landwirte bis zu drei Tagen so liegen, ehe er mit dem Häcksler geerntet wird.
Dann wird der Grünroggen ins Silo gebracht und festgefahren, um den Sauerstoff aus dem Häckselgut herauszupressen. Anschließend wird das Silo mit Folie luftdicht abgedeckt, denn Sauerstoffzufuhr hätte zur Folge, dass die Silage verdirbt.
Nach etwa fünf bis sechs Wochen ist die Silage so weit, dass sie verfüttert oder als Substrat in der Biogasanlage verwendet werden kann. Dort entsteht daraus dann Methan.
In Biogasanlagen wird Grünroggen häufig als Ersatz für Mais verwendet. Gerade in trockenen Jahren ist der Maisertrag oft schlecht, sodass viele Landwirtinnen und Landwirte stattdessen auf Ganzpflanzensilage setzen – zum Beispiel aus Grünroggen. Der Grünroggen hat auf dem Feld noch einen weiteren Vorteil: wenn er gut aufgeht und sich ein dichter Bestand bildet, unterdrückt er das Unkraut.
Letzte Aktualisierung: 9. April 2024
Weitere Informationen
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Getreide - Vielfalt an Sorten und Produkten