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Wie kann ich klimabewusst einkaufen?

Klimafreundlich essen und einkaufen? Das geht! Mit regionalen und saisonalen Produkten können wir ganz einfach zum Klimaschutz beitragen.

Einkaufstasche mit Gemüse auf einem Fahrradgepäckträger
Entscheidend ist nicht nur was wir kaufen, sondern auch wie. Daher: möglichst oft das Auto stehen lassen und mit dem Fahrrad oder zu Fuß einkaufen.
Quelle: PeopleImages / Getty Images

Auf Fernreisen verzichten, ein Nullenergiehaus bauen, das Auto abschaffen – es gibt viele Wege seinen Klimafußabdruck zu verringern. Übrigens auch beim Lebensmittelkauf. Zwar wird man den Australienflug nicht durch den gelegentlichen Einkauf beim Hofladen nebenan kompensieren können. Aber Klimaschutz funktioniert auch in kleinen Schritten und ist bei Nahrungsmitteln häufig sogar besonders schmackhaft.

Coverbild des Podcasts "mitten_draussen"

BZL-Podcast mitten_draussen

Unter dem Titel "mitten_draussen – So verstehen wir Landwirtschaft" nimmt der neue Podcast des BZL Sie jeden Monat mit auf eine spannende Reise in die Welt der Landwirtschaft. Folge 1 führt uns zu einem Hofladen. Dort gehen wir der Frage nach, wie sich beim Einkauf der klimatische Fußabdruck reduzieren lässt und welche Rolle Regionalität und Saisonalität dabei spielen.
Folge 1: Wie kann ich klimabewusst einkaufen?

Der Klimafußabdruck von Nahrungsmitteln

Hierzulande verzehrt ein Mensch etwa 500 Kilogramm Nahrungsmittel pro Jahr. Ob Obst, Gemüse oder Fleisch – die Erzeugung dieser Nahrungsmittel verursacht schädliche Klimagase. Die Menge produzierter Klimagase hängt davon ab, wie viel Energie für die Herstellung dieser Nahrungsmittel benötigt wird und welche Energieträger dabei zum Einsatz kommen.

Auch der Energieaufwand für Lagerung und Transport spielen eine wichtige Rolle. Je länger die Lagerdauer und der Transportweg, umso mehr wird das Klima belastet.  Über den klimatischen Fußabdruck eines Nahrungsmittels geben sogenannte CO2–Äquivalente Auskunft. Sie dienen zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase.

Das wichtigste von Menschen verursachte Treibhausgas ist Kohlendioxid. Daneben spielen auch Methan und Lachgas eine Rolle.

Tierische Erzeugnisse belasten das Klima stärker

Die Herstellung von Fleisch, Wurst, Eiern oder Milch verursacht mehr Klimagase als die von Obst und Gemüse. Mehr als zwei Drittel aller ernährungsbedingten Treibhausgas-Emissionen entstehen durch tierische Erzeugnisse, inklusive Fisch. Besonders klimawirksam ist Rindfleisch.

Das beginnt bereits bei Anbau, Verarbeitung und Transport der Futtermittel. Hinzu kommen der Energieverbrauch im Stall und die Verdauung der Tiere, bei der vor allem bei Rindern Methan in beträchtlicher Menge entsteht. Auch der Transport und die Kühlung von Fleisch, Milch oder Butter benötigen Energie.

Laut einer Studie des World Wide Fund For Nature (WWF) schlägt die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch mit 25,5 Kilogramm CO2-Äquivalenten zu Buche. Dahinter kommt Fleisch vom Schwein und Geflügel mit 10,3 beziehungsweise 9,2 Kilogramm CO2-Äquivalenten. Tierische Lebensmittel wie Milch oder Eier verursachen mit 1,3 und zwei Kilogramm CO2-Äquivalenten weniger Emissionen. Wird die Milch aber weiterverarbeitet, steigen auch die Klimaemission: auf 7,3 CO2-Äquivalente für Käse und sogar 10,6 CO2-Äquivalente für Butter.

Offenes Paket Butter
Butter ist neben Fleisch eines der Lebensmittel, das einen sehr hohen CO2-Fußabdruck aufweist.
Quelle: belamy - stock.adobe.com

Ökologische Landwirtschaft ist laut einer Studie des Thünen-Instituts zwar grundsätzlich klimafreundlicher als konventionelle. Allerdings sind die Erträge im Öko-Landbau auch geringer. Bezogen auf eine Produkteinheit – also zum Beispiel ein Kilogramm Fleisch oder Mehl – relativiert sich der Klimavorteil des Öko-Landbaus wieder.

Wer nicht auf tierische Produkte verzichten will, kann zum Beispiel durch die Reduzierung seines Fleischkonsums den eigenen Klimafußabdruck sehr effizient senken. Laut WWF kann schon eine flexitarische Ernährungsweise, das heißt eine Halbierung des Fleischkonsums, dafür aber mehr Hülsenfrüchte und Nüsse, die Treibhausgasemissionen um 27 Prozent senken. Eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise würde diesen Wert sogar noch auf 47 beziehungsweise 48 Prozent steigern.

Weniger Fleisch zu essen ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch gut für die eigene Gesundheit. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, nicht mehr als 300 Gramm Fleisch pro Woche zu sich zu nehmen.

Klimabilanz Gemüse: Beispiel Tomaten

Aber auch Gemüse ist nicht gleich Gemüse. Für Gärtnerinnen und Gärtner ist selbstverständlich: Sommerzeit ist Tomatenzeit. Doch auch im Winter lässt sich Tomatensauce aus frischen Zutaten zubereiten. In Supermärkten bekommt man die beliebten Gemüsefrüchte heutzutage rund ums Jahr. Die Klimabilanz der Sommer- und der Wintertomate fällt jedoch unterschiedlich aus.

Im Sommer hat die Tomate aus heimischem Anbau die Nase vorn. Im tiefsten Winter wiederum ist die spanische Importtomate tendenziell klimafreundlicher. Denn noch entscheidender als die Transportwege ist für die Klimabilanz der enorm hohe Energieverbrauch beheizter Gewächshäuser – wobei unterschieden werden muss, ob fossile oder erneuerbare Energieträger genutzt werden.

Und dann spielt für die ökologische Gesamtbetrachtung – neben den Klimaauswirkungen – natürlich auch die Frage nach dem Verbrauch und der Verfügbarkeit von Wasser eine wichtige Rolle. Davon gibt es in Südspanien sehr viel weniger und es wird sehr viel mehr gebraucht, um Tomaten zu erzeugen.

Gar nicht so leicht, klimafreundlich einzukaufen, denn es gilt immer diverse Faktoren gegeneinander abzuwägen. Also warum nicht im Winter eine Tomatenpause einlegen und stattdessen die heimische Vielfalt im Wechsel der Jahreszeiten wiederentdecken und genießen? Frischer Grünkohl ist von November bis Februar, viele andere Kohlarten, Rote Bete und Topinambur von Oktober bis März zu haben. Wer regional angebautes und saisonal verfügbares Obst und Gemüse verzehrt, schont das Klima und sorgt für mehr Abwechslung auf dem Teller.

Äpfelsortiment in Kisten mit Preisschildern
Regional und saisonal lautet auch bei Äpfeln die oberste Devise. Bestenfalls im Frühsommer kann Ware aus Übersee aus Klimagesichtspunkten eine Alternative sein.
Quelle: Thomas Stephan - BLE

Klimabilanz Obst: Beispiel Äpfel

Beim Thema Äpfel ist es etwas einfacher, aber auch nicht immer so eindeutig wie man zunächst vermuten könnte. Klar: auch hier sind heimische Saisonäpfel klimatechnisch nicht zu toppen. Und angesichts der Sortenvielfalt gibt es hierzulande von August bis in den tiefen Winter knackig frische Sorten zu genießen – von frühen Sorten wie Piros oder Gravensteiner über Herbstäpfel wie Elstar oder Cox bis hin zu Wintersorten wie Topaz, die vor dem Verzehr erst lagern müssen.

Hier sind Äpfel der Tomate gegenüber klar im Vorteil: sie lassen sich problemlos monatelang lagern. Doch auch das kostet Energie. Wie eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) zeigen konnte, sind deutsche Äpfel aber auch dann noch klimafreundlicher, wenn sie über mehrere Monate gekühlt und gelagert werden. So liegt laut ifeu der CO2-Fußabdruck deutscher Äpfel im April mit 0,4 kg CO2-Äquivalent nur halb so hoch wie der von Äpfeln, die aus Neuseeland importiert wurden.

Unser Einkaufsverhalten entscheidet mit

Tierisch oder pflanzlich, regional oder global, saisonal oder ganzjährig – all das beeinflusst den klimatischen Fußabdruck eines Nahrungsmittels. Und die Abwägungsprozesse sind oft äußerst komplex. Darüber auf der Autofahrt zum Supermarkt intensiv nachzudenken, macht jedoch nur begrenzt Sinn. Denn der Weg zum Supermarkt kann unter Umständen mehr zur Klimabilanz von Nahrungsmitteln beitragen als der gesamte Produktionsprozess.

Sind wir zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs, entstehen keine zusätzlichen Treibhausgase. Setzt man sich nur für den Einkauf von einem Kilogramm Äpfel ins Auto, macht das auch die beste Klimabilanz regional angebauter Früchte zunichte. Will oder kann man auf den Einkauf mit dem Auto nicht verzichten, sollte man möglichst selten und nur für größere Einkäufe zum Supermarkt fahren. Dann verteilen sich die transportbedingten Emissionen auf alle eingekauften Waren.  

Und es muss auch nicht immer der Supermarkt sein. Regional und saisonal lässt sich auch sehr gut auf Wochenmärkten oder in Hofläden einkaufen. Eine weitere Alternative für den autofreien Einkauf sind "Gemüsekisten", die von Höfen aus der Umgebung geliefert werden. Die lassen sich meist nach den eigenen Vorlieben individuell zusammenstellen oder aber auch ganz bewusst nur mit regionaler Saisonware bestücken. Lassen Sie sich überraschen und erweitern Sie Ihren Speiseplan um neue Gemüsesorten.

Einkaufssituation am Marktstand - ein Paar steht vor einen Gmüsestand und spricht mit dem Verkäufer.
Fragen wo's herkommt: beim Einkauf direkt beim Erzeuger kein Problem.
Quelle: Dominic Menzler - BLE

Orientierungshilfen für klimafreundliches Einkaufen

Wer direkt beim Hersteller kauft, kann sich dort aus erster Hand informieren, wo die Ware herkommt und wie sie erzeugt wurde. Aber auch für den Einkauf im Supermarkt gibt es einige Hilfsmittel, die die Orientierung erleichtern. Saisonkalender geben Auskunft, in welchen Monaten Obst und Gemüse aus heimischem Anbau reichlich verfügbar sind. Die gesetzlich vorgeschriebene Herkunftsangabe bei Rindfleisch, Obst und Gemüse, Eiern, Honig, unverarbeitetem Fisch sowie bei unverarbeitetem und vorverpacktem Fleisch lässt erkennen, ob es sich um Produkte aus der Region beziehungsweise aus Deutschland handelt.

Regionalsiegel können hier ebenfalls die Orientierung erleichtern, auch wenn längst nicht alle von ihnen wirklich aussagekräftig sind. Bei Nahrungsmitteln ohne schriftliche Herkunftsangabe können Barcode-Scanner oder QR-Code-Scanner Abhilfe leisten. Mit ihnen lassen sich auf den Verpackungen neben der Herkunft der Nahrungsmittel auch viele weitere Produktinformationen einfach auslesen.

Und auch, wenn wir Verpackungen vermeiden, schonen wir das Klima. Seit einiger Zeit gibt es in einigen Städten Unverpackt-Läden, die Nahrungsmittel lose anbieten. Nicht zuletzt gilt es vor dem Einkauf zu überlegen, was man tatsächlich braucht. Denn ein viel zu großer Teil der Nahrungsmittel landet heutzutage ungenutzt in der Mülltonne.

Letzte Aktualisierung: 15. März 2024


Weitere Informationen

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Saisonkalender Obst und Gemüse

BZfE: Ernährung und Klimaschutz - Klima schützen im Alltag

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