Woher kommt mein Rindersteak?
Die Herkunft von Fleisch ist ein wichtiges Kaufkriterium an der Kühltheke. Bei Rindfleisch gibt der Blick aufs Etikett seit über 20 Jahren Auskunft.
Die Pflicht zur Kennzeichnung gilt für verpacktes und unverpacktes frisches, gekühltes und gefrorenes Rindfleisch in Form von Fleischstücken, Fleischteilstücken und Fleischabschnitten sowie Hackfleisch. Mit der Etikettierung von Rindfleisch wurde ein System der Herkunftssicherung für Rindfleisch geschaffen, das zusätzlich zu den allgemeinen Vorschriften des Lebensmittelrechts und der Lebensmittelkennzeichnung gilt.
Auslöser war das Auftreten der Krankheit BSE (Bovine Spongiforme Enzepahalopathie) bei Rindern im Jahr 2000. Die BSE-Krise führte bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu einem Vertrauensverlust in die Qualität von Rindfleisch. Und der Verbrauch ging drastisch zurück. Seit September 2000 muss jedes in der Europäischen Union vermarktete Stück Rindfleisch mit Herkunftsangaben und einer Referenznummer zur Rückverfolgbarkeit versehen sein, um für die Verbraucherinnen und Verbraucher den größtmöglichen Sicherheitsstandard bei ihren Lebensmitteln zu gewährleisten. Bei Rückrufen größeren Ausmaßes und in Krisenfällen ist es wichtig, dass die Lebensmittel schnell vom Markt genommen werden können.
Wieviel Rindfleisch wird in Deutschland produziert?
In Deutschland wurden 2022 etwas mehr als eine Millionen Tonnen Rindfleisch (in Schlachtgewicht) erzeugt. Das sind rund 14 Prozent der gesamten Fleischerzeugung.
Der Selbstversorgungsgrad bei Rindfleisch betrug 2022 rund 102 Prozent. Das bedeutet, wir könnten theoretisch den Bedarf an Rindfleisch allein durch die inländische Produktion decken und wären nicht auf Einfuhren angewiesen. Die Realität sieht allerdings anders aus, Fleisch wird exportiert und importiert. Dabei beschränkt sich der Großteil des deutschen Außenhandels mit Rindfleisch und Rindfleischwaren auf die direkten Nachbarstaaten und andere EU-Länder. In einem Binnenmarkt wie der Europäischen Union ist dieses Marktgeschehen üblich und wird vor allem von Angebot, Preis und Nachfrage bestimmt.
Aus welchen Ländern importiert Deutschland Rindfleisch?
Wichtigster Partner beim Außenhandel mit Rindfleisch sind die Niederlande. Ein Viertel (70.746 Tonnen) der deutschen Rindfleischimporte entfielen 2022 auf das Nachbarland. Weitere größere Handelsmengen an Rindfleisch kommen aus Österreich und Polen mit 13,5 und 13,3 Prozent. Auch aus den europäischen Ländern Frankreich, Dänemark, Irland, Belgien und Italien importiert Deutschland Rindfleisch.
Argentinien ist das einzige Drittland, das einen nennenswerten Anteil an den deutschen Rindfleischimporten hat (8,8 Prozent bzw. 24.851 Tonnen).
Welche Angaben finde ich auf dem Rindfleischetikett?
Alle an der Produktion beteiligten Betriebe oder Unternehmen, die Rindfleisch in der Europäischen Union vermarkten bzw. verkaufen, müssen Angaben zu den verschiedenen Stufen der Erzeugung, der Verarbeitung und des Vertriebs auf dem Etikett machen.
Die verpflichtende Rindfleischetikettierung stellt damit die Rückverfolgbarkeit von Rindfleisch sicher. So ist eine Referenznummer anzugeben, die zu dem Betrieb führt, in dem die Schlachtung erfolgte. In diesem Betrieb wird als Referenznummer die Schlachtnummer eines jeden Tieres dokumentiert. Jeder Schlachtnummer wiederum lässt sich eine Ohrmarkennummer zuordnen. Diese ist in einer Datenbank gespeichert und mit ihr der Lebenslauf des Tieres von der Geburt bis zur Schlachtung.
Neben einer Referenznummer sind auf dem Etikett die Angaben zum Geburts-, Mast- und Schlachtland des Tieres oder der Gruppe von Tieren, von dem bzw. aus der das Fleisch stammt, anzugeben. Zudem ist das Land der Zerlegung sowie die Zulassungsnummer der Schlacht- und Zerlegebetriebe zu nennen.
Rinderhüftsteak |
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Gesamtpreis |
Geboren in: |
Gewicht |
Gemästet in: |
Preis |
Geschlachtet in: |
Zerlegt in: |
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Referenz-Nr. |
Bei +4°C gekühlt mindestens haltbar bis: |
Raum für Angaben des Handelsbetriebs (z.B. Adresse, Barcodes usw.) |
Beispiel für ein Musteretikett zur Kennzeichnung von Rindfleisch
Verpflichtende Angaben
Die folgenden Pflichtangaben muss jeder Marktteilnehmer auf seiner Vermarktungsstufe angeben:
- Referenznummer: Nummer, die eine Verbindung zwischen Fleisch und Tier/Tieren gewährleistet. Diese Nummer kann die Kennnummer des Tieres (Ohrmarkennummer) oder die Kennnummer einer Gruppe (Partie) von Tieren sein (Partienummer).
- Geboren/Gemästet/Geschlachtet in: Anzugeben ist der Name des EU-Mitgliedstaates oder des Drittlandes. Erfolgten Geburt/ Mast (Aufzucht)/ Schlachtung in ein und demselben Land, kann vereinfacht der Begriff "Herkunft" verwendet werden.
- Zulassungsnummer des Schlachtbetriebes
- Zerlegt in: Anzugeben ist der Name des EU-Mitgliedstaates oder des Drittlandes, in dem die Zerlegung erfolgt ist.
- Zulassungsnummer des Zerlegebetriebs
Zusätzlich für Kalb- und Jungrindfleisch sind anzugeben:
- deutsche Verkehrsbezeichnung
- Angabe des Schlachtalters (Schlachtalter: weniger als 8 Monate oder Schlachtalter: von 8 bis weniger als 12 Monate)
Für Rinderhackfleisch gelten Sonderregelungen.
Zusätzliche freiwillige Angaben
Jedes Lebensmittelunternehmen kann zusätzlich freiwillige Angaben machen, wie zum Beispiel Angaben zur Region. Sie müssen allerdings objektiv, überprüfbar und für die Verbraucherinnen und Verbraucher verständlich sein und den Vorschriften der Lebensmittelkennzeichnung entsprechen. Für die Umsetzung dieser Vorschriften sind die Landesbehörden zuständig.
Wird das kontrolliert?
Die Rindfleischetikettierung wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) überwacht. Dies geschieht durch Vor-Ort-Kontrollen in Betrieben, die mit etikettierungspflichtigem Rindfleisch handeln, beispielsweise also in den Schlacht- und Zerlegebetrieben.
Verstöße gegen die Vorschriften der Rindfleischetikettierung, können als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.
Letzte Aktualisierung: 13. Februar 2024
Weitere Informationen
BLE: Bericht zur Markt- und Versorgungslage Fleisch 2023
bmel-statistik.de: Versorgungsbilanzen Fleisch
bmel-statistik.de: Außenhandel
BLE Medienservice: Broschüre zum Herunterladen - Woher kommt mein Rindersteak?