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Tierfreundlicher Garten: Höhere Erträge, weniger Schaderreger

Keine Berührungsängste mit Ohrwürmern, Raubwanzen, Spinnen und Co. – nur ein insektenfreundlicher Garten ist ein tierfreundlicher Garten.

Ein Igel stützt sich auf einen im Gras liegenden Ast.
Igel gehören zu den beliebtesten Gartenbesuchern: Sie sind nicht nur niedlich, sie vertilgen auch Nacktschnecken.
Quelle: morelia1983 - stock.adobe.com

Als wichtige Bestäuber und Honiglieferanten sind Honigbienen in den meisten Gärten gern gesehene Gäste. Bunte Schmetterlinge sind ebenfalls sehr beliebt und auch Marienkäfer haben nicht gerade ein Imageproblem.

Davon können die meisten anderen Insektenarten nur träumen. Schlupfwespen, Florfliegen, Ohrwürmer, Raubwanzen, Spinnen und Co. werden fälschlicherweise häufig als Schädlinge oder schlicht als eklig abgestempelt und entsprechend behandelt.

Ganz allmählich wandelt sich jedoch das Bild und immer mehr Menschen wird bewusst, dass die unzähligen emsig umher krabbelnden oder fliegenden Tierchen zur Grundlage des Lebens gehören. So ist für den Erhalt unserer Pflanzenwelt die Gesamtheit aus Honigbienen, Wildbienen, Käfern, Fliegen, Mücken, Wanzen, Schmetterlingen, Ameisen und anderen Insekten wichtig. 

Zudem sind Insekten ein elementarer Bestandteil unzähliger Nahrungsketten und locken damit weitere beliebte Gäste in unsere Gärten. So sind zahleiche Vogelarten ebenso auf Insekten angewiesen wie zum Beispiel Igel. Auch für Haselmäuse und Eidechsen sind sie eine wichtige Nahrungsquelle.

Ein tierfreundlicher Garten ist daher zuallererst ein insektenfreundlicher Garten. Oder bildlich gesprochen: In einem Garten mit Englischem Rasen und regelmäßigem Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel wird auch eine noch so kunstvoll getöpferte Igelburg leer bleiben. In einem insektenfreundlichen Garten hingegen fühlen sich automatisch auch Igel und Co. wohl – ganz ohne Zusatzaufwand.

Der Dank der Tierwelt: Die Erträge steigen durch die erhöhte Zahl an Bestäubern deutlich. Nennenswerte Schädlingsprobleme hingegen treten auch ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln seltener auf, da die vorhandenen Schädlinge von zahlreichen natürlichen Fressfeinden dezimiert werden.

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Was können Gärtnerinnen und Gärtner für die Tierwelt tun?

Sehr viel, denn gerade in dicht besiedelten Gegenden können Gärten in Kombination mit öffentlichen Grünflächen wichtige Rückzugsräume sein und (zumindest zarte) Verbindungslinien im von Bebauung zerstückelten Raum schaffen. Es muss auch gar nicht gleich der preisverdächtige Naturgarten sein – Veränderungen beginnen oft im Kleinen, daher zählt jeder Schritt in die richtige Richtung. Erste Erfolgserlebnisse machen dann meist ganz von allein Lust auf mehr.

Auf integrierten Pflanzenschutz setzen

Robuste Pflanzen werden seltener von Schaderregern befallen – und dazu können Sie einiges beitragen. Ob Obst, Gemüse oder Zierpflanzen:

Artenreich bepflanzen

Je größer die Zahl und die Vielfalt an Nektar- und Pollenspendern, desto besser. Heimische Arten sind insofern eine gute Wahl, als viele Insekten sich mit ihnen entwickelt haben und entsprechend auf sie spezialisiert und angewiesen sind.

Viele nicht-heimische Pflanzenarten stellen aber eine gute Ergänzung dar. Spätblühende Stauden wie Sonnenhut (Rudbeckia), Roter Sonnenhut (Echinacea) und Sonnenbraut (Helenium) beispielsweise helfen, die Trachtlücke im Spätsommer zu schließen – also eine Phase, während der in vielen Gärten nur wenige Pflanzen blühen.

Bei Insekten und Menschen gleichermaßen beliebt sind auch Thymian, Lavendel und viele andere aromatische Kräuter.

Gleich ein ganzes Biotop entsteht mit einer gemischten Blüten- und Wildobsthecke: Wildrose, Schlehe, Felsenbirne, Holzapfel und Kornelkirsche beispielsweise sind wunderhübsch anzuschauen und bieten Insekten, Vögeln und Kleinsäugern Nahrung, Brutplätze und Rückzugsräume.

Wer etwas mehr Platz zur Verfügung hat, findet vielleicht Gefallen an einer bunten Blumenwiese, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden muss. Die artenreichsten Pflanzengesellschaften entwickeln sich auf mageren, durchlässigen Böden.

Um Flächen gezielt abzumagern, kann man die fruchtbare obere Bodenschicht etwa zehn bis 15 Zentimeter tief abtragen (und zum Beispiel für Kübel verwenden oder im Gemüsebeet verteilen) und Sand einarbeiten. Außerdem sollte man natürlich aufs Düngen verzichten. Alternativ bieten sich Saatgutmischungen für Fettwiesen an. Verzichtet man auch hier aufs Düngen und entfernt anfallendes Schnittgut konsequent, magert der Standort mit der Zeit ebenfalls ab.

Oregano zieht zahlreiche Insekten an, beispielsweise diesen Kaisermantel.
Quelle: Pixelmixel - stock.adobe.com

Wildkräuter tolerieren und/oder integrieren

Viele Wildkräuter sind tierisch gute Nektar- und Pollenspender, wichtige Raupenfutterpflanzen oder erfreuen mit ihren nahrhaften Samen Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Wer beispielsweise Wiesen-Klee (Trifolium pratense) im Rasen, Spitzwegerich (Plantago lanceolata) in der Garagenauffahrt oder die eine oder andere Kratzdistel (Cirsium) im Beet akzeptieren kann, tut der Tierwelt damit einen großen Gefallen. Tipp: Wen die Kratzdistel zu sehr stört, pflanzt stattdessen vielleicht ganz gezielt ein paar wunderschöne Kugeldisteln (Echinops) an. Und Doldenblütler wie die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) oder Fenchel (Foeniculum vulgare) sind nicht nur aus Insektensicht überaus attraktiv, sondern auch ein Blickfang in gemischten Staudenrabatten.

Übrigens: In einem artenreichen Garten können Sie auf die oft empfohlene Brennnessel-Ecke für Schmetterlinge guten Gewissens verzichten. Brennnesseln gibt es landauf, landab genug, zudem dienen sie vorwiegend den ohnehin häufigen Falterarten als Raupenfutterpflanze. Bringen Sie stattdessen zum Beispiel mit Oregano (Origanum vulgare), Flockenblumen (Centaurea), Wicken (Vicia) und Gewöhnlichem Natternkopf (Echium vulgare) Farbe und Falter in den Garten.

Rückzugsorte schaffen

Eine der besten Gärtnerideen ist aus Sicht vieler Tiere eine Wildobsthecke. Doch auch in kleinen Gärten können Sie ganz gezielt Verstecke und Brutmöglichkeiten schaffen. In wenigen Minuten ist beispielsweise ein Totholzhaufen oder ein Steinhaufen aufgeschichtet. Bei Letzteren ist es aus Sicht von Insekten, Eidechsen und Co. zweitrangig, ob es sich um attraktive Findlinge handelt oder um übriggebliebene Pflastersteine, Hauptsache, es entstehen genügend Ritzen und Spalten, in denen sie sich verstecken können.

Trockenmauern sind attraktiv und bieten zahlreichen Tieren Rückzugsräume und Sonnengelegenheiten.
Quelle: Ruckszio - stock.adobe.com

Wer es aufgeräumter mag, kann eine Trockenmauer errichten oder die gesammelten Äste beziehungsweise morschen Holzscheite ordentlich am Gartenhaus oder in einem Holzregal stapeln. Lose aufgeschichtet, sprechen sie zwar aufgrund der größeren Hohlräume noch mehr Tiere an, etwa den Igel. Aber zahlreiche Insekten sind für morsches Holz in jeder Form dankbar.

Tipp: Viele Insekten überwintern in abgestorbenen Pflanzenstängeln. Warten Sie mit dem Rückschnitt daher einfach bis zum zeitigen Frühjahr – zumal viele Stauden für überraschend schöne Winteraspekte sorgen.

Wasserversorgung sichern

Wasser ist für alle Tier lebensnotwendig. Schon ein mit Wasser gefüllter Blumentopfuntersetzer oder eine schöne Tränke versorgen viele Insekten und Vögel. Da sie aufgrund der begrenzten Größe schnell austrocknen und verschmutzen, sollten sie allerdings möglichst täglich einmal durchgewischt und aufgefüllt werden, andernfalls können sich Trichomonaden und andere Parasiten ausbreiten.

Tipp: Alternativ können Sie zwei Schalen im Wechsel verwenden: Die eine bietet frisches Wasser, während die andere ausgeleert und in die Sonne gestellt wird. Ist sie komplett trocken, sind etwaige Parasiten tot und die Schale kann erneut befüllt werden.

Noch schöner ist für viele Menschen ein eigener Gartenteich. Gut geplant, macht er viel Freude und wenig Arbeit. Wichtigstes Ziel: Der Teich darf nicht "umkippen". So nennt man es, wenn der Nährstoffgehalt im Wasser stark ansteigt und gleichzeitig der Sauerstoffgehalt sinkt. Ein Warnsignal für diese Entwicklung ist ein starkes Algenwachstum.

Was dagegen hilft: Je kleiner der Teich ist, desto größer sollte die Wasserfläche sein, die im Schatten liegt. Sauerstoffspender wie das Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) verbessern aktiv die Wasserqualität. Auch ein Springbrunnen erhöht den Sauerstoffgehalt. Fische hingegen beeinträchtigen die Wasserqualität kleiner Teiche massiv. Deshalb sowie auch im Sinne des Tierwohls, sollten sie nur in Teiche mit mehr als 2.000 Litern eingesetzt werden.

Versiegelte Flächen und Rasenflächen reduzieren

Ein unkrautfreier Rasen ist arbeitsintensiv, verbraucht viel Wasser und Dünger und ist aus Sicht der Tierwelt weitgehend wertlos. Beim Rasenmähen lassen obendrein zahlreiche Insekten ihr Leben. Noch lebensfeindlicher sind komplett versiegelte Flächen sowie die zeitweise in den Vorgärten sehr beliebten Steinschüttungen, aus denen lediglich vereinzelt einige Pflanzen ragen.

Derartige Kiesflächen sind mittlerweile in vielen Städten bereits per Satzung verboten, doch auch davon abgesehen hat bei vielen Hausbesitzern längst ein Umdenken stattgefunden – denn die Flächen sind mittelfristig extrem arbeitsintensiv. Selbst mit Unkrautvlies unter der Steinschicht siedeln sich nach einiger Zeit Wildkräuter an. Mechanisch sind sie dann kaum noch in den Griff zu bekommen und Unkrautvernichter dürfen auf derart versiegelten Flächen nicht eingesetzt werden.

Ein Grund mehr also, versiegelte Flächen durch Rasen oder – noch besser – durch eine artenreiche Bepflanzung zu ersetzen.

Letzte Aktualisierung: 25. Januar 2024


Weitere Informationen

Bundesamt für Naturschutz (BfN): Floraweb - Hitliste der Schmetterlingspflanzen

Bundesamt für Naturschutz (BfN): Floraweb - Einheimische Bienenpflanzen


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