Wie funktioniert ein Mähdrescher?
Mähdrescher sind in den letzten Jahrzehnten nicht nur größer und leistungsfähiger geworden, auch die Technik wird immer ausgefeilter.
Mähdrescher gelten als die Erntemaschinen schlechthin in der Landwirtschaft. Dabei sind sie im Jahr nur etwa maximal acht Wochen im Einsatz. Neben allen Arten von Getreide wie Weizen, Gerste oder Roggen werden mit dem Mähdrescher auch Sonnenblumen, Bohnen, Raps und Körnermais gedroschen.
Bis zu 18.000 Liter Körner im Tank
Technik und Leistung moderner Mähdrescher haben sich rasant entwickelt. Neue Maschinen sind randvoll mit elektronischen Kontroll- und Steuerungssystemen. Zudem sind sie immer leistungsstärker geworden und verfügen über Motorleistungen von bis zu knapp 800 PS. Die größten Maschinen arbeiten mit Schneidwerken mit Arbeitsbreiten von über 13 Metern. Ihr Korntank, in dem das ausgedroschene Getreide gesammelt wird, fasst bis zu 18.000 Liter.
Bei einer üblichen Arbeitsgeschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde schafft ein mittleres Mähdreschermodell im Durchschnitt etwa 1,8 bis 2 Hektar pro Stunde – also fast drei Fußballfelder. Das entspricht etwa 13 Tonnen Getreide.
Eine hohe Leistung ist wichtig, da für die Getreideernte nur ein Zeitfenster von wenigen Wochen zur Verfügung steht und je nach Wetterverhältnissen häufig in kurzer Zeit möglichst viel geerntet werden muss. Zudem sind Mähdrescher sehr teuer und müssen deshalb in der Erntezeit gut ausgelastet werden.
Zu teuer für kleinere Betriebe
Ein leistungsstarker Mähdrescher mit aufwändiger Ausstattung kostet heute je nach Modell 300.000 bis 500.000 Euro, die Top-Modelle einzelner Marken bis zu 800.000 Euro. Deshalb investieren meist nur große Ackerbaubetriebe in einen eigenen Drescher. Kleinere Betriebe lassen ihre Bestände meist von sogenannten Lohnunternehmen dreschen, die den Einsatz teurer Maschinen in Ackerbau und Ernte als Dienstleistung anbieten.
Funktionsweise eines Mähdreschers
Grundsätzlich funktionieren alle modernen Mähdrescher nach dem gleichen Prinzip. Das Erntegut wird mit dem Schneidwerk geschnitten und eingezogen. Dabei bringt die sogenannte Haspel die Halme des Ernteguts durch eine Drehbewegung in eine optimale Position, damit die Pflanzen am Boden sauber abgeschnitten und zur Einzugstrommel geführt werden können. Die schnell rotierende Einzugstrommel führt Halme und Ähren zum mittig gelegenen Einzugskanal der Maschine.
Dreschtrommel schlägt Körner aus den Ähren
Über Einzugsketten gelangt das Erntegut in das Innere des Mähdreschers und wird zur Dreschtrommel befördert. Die Dreschtrommel besteht aus sich schnell drehenden Einzeltrommeln und dem gegenüberliegenden Dreschkorb. Halme und Ähren werden von den Trommeln mit hoher Geschwindigkeit über den Dreschkorb geführt und ein Großteil der Körner dabei ausgeschlagen (etwa 90 Prozent). Das Stroh mit den restlichen Körnern wird weiterbefördert zum sogenannten Schüttler.
Dabei handelt es sich um schräg gestellte Metallroste, die über eine intensive Schüttelbewegung die restlichen Körner aus den Ähren lösen. Alle abgetrennten Körner werden im unteren Mähdrescherbereich gesammelt und gemeinsam mit den Körnern aus der Dreschtrommel einer Reinigungsanlage zugeführt. Die Reinigung erfolgt per Druckluft und durch Siebe, die Spreu, Sand und kleine Steine vom Korn trennen.
Rotor statt Schüttler
Statt mit einem Schüttlersystem arbeiten viele Mähdrescher heute mit einem Rotor, um die restlichen Körner von den Ähren zu trennen. Durch schnelle Rotation eines oder mehrerer Rotoren wird das Korn dabei quasi ausgeschleudert und durch Fliehkräfte vom Stroh getrennt.
Beide Systeme haben Vor- und Nachteile. Während der Rotor einen höheren Durchsatz und damit mehr Flächenleistung ermöglicht, liefern Drescher mit Schüttlern bessere Strohqualitäten, weil das Stroh schonender ausgedroschen wird.
Eine gute Strohqualität ist vor allem für tierhaltende Betriebe wichtig, die das Material als Einstreu nutzen. Deshalb kommen hier in der Regel strohschonende Schüttlermaschinen zum Einsatz. Das ausgedroschene Stroh wird ohne weitere Bearbeitung zurück auf das Feld befördert und anschließend mit einer Ballenpresse zu Strohballen gepresst.
Stroh als organisches Material für den Boden
Bei reinen Ackerbaubetrieben ohne Tierhaltung bleibt das Stroh dagegen häufig als organisches Material auf der Fläche. Durch den Verrottungsprozess verbessert es das Bodenleben und fördert den Humusaufbau. Um das Stroh in den Boden einarbeiten zu können, wird beim Dreschen ein Häckselaggregat am hinteren Auswurfkanals des Mähdreschers zugeschaltet, über das die meisten Mähdrescher verfügen. Es schneidet das anfallende Stroh in wenige Zentimeter lange Häcksel, die über die gesamte Schnittbreite gleichmäßig auf der Fläche verteilt werden.
Das geerntete und vorgereinigte Korn sammelt sich im Korntank des Mähdreschers. Ist der Tank voll, wird der Inhalt über ein seitlich ausklappbares Überladerohr auf einen Anhänger oder Lkw befördert. Um Zeit zu sparen, kann dieser Überladeprozess auch im laufenden Arbeitsprozess erfolgen. Das heißt, der Mähdrescher arbeitet weiter, während die Transportfahrzeuge parallel zur Erntemaschine fahren und das Korn aufnehmen.
Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2023