Absatzwege – Vom Acker auf den Teller
Wie gelangen Produkte aus der Landwirtschaft zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern?
Landwirtinnen und Landwirte können ihre Produkte direkt oder indirekt absetzen. Welchen Weg sie gehen, hängt meist von verschiedenen Faktoren ab. Obst, Gemüse, Kartoffeln und Eier finden noch relativ häufig den direkten Weg über den Hofladen, über den Fahrverkauf oder den Wochenmarkt zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Aber auch der Verkauf von Rohstoffen zur Weiterverarbeitung an das Ernährungshandwerk und die Ernährungsindustrie gilt noch als direkter Absatz. So erfolgt zum Beispiel die Vermarktung von Getreide, Zuckerrüben, Fleisch und Milch meist direkt an Verarbeitungsunternehmen wie Molkereien, Schlachtbetriebe oder Speiseöl-Raffinerien. Von dort aus durchlaufen die Produkte dann noch weitere Handelsstufen, ehe sie als fertige Lebensmittel bei uns auf dem Tisch landen.
Wie in der gesamten Wirtschaft überwiegt aber auch im Agrarbereich der indirekte Absatz. Dabei verkauft der landwirtschaftliche Betrieb seine Produkte zum Beispiel an den privaten und genossenschaftlichen Handel oder an den Lebensmittel-Groß und -Einzelhandel. Landwirtinnen und Landwirte können dann keinen Einfluss mehr auf die weitere Vermarktung ihrer Produkte nehmen, geben aber auch das unternehmerische Risiko dafür ab.
Direktvermarktung ist in
Mit dem steigenden Interesse von Verbraucherinnen und Verbrauchern an Transparenz, Regionalität und Qualität beim Einkauf von Nahrungsmitteln gewinnt die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse seit Jahren an Bedeutung. Direkt beim Bauern kaufen ist in – und das nicht nur beim Bio-Hof.
Um die Direktvermarktung zu stärken, lassen sich die Betriebe so einiges einfallen. Produkt-Kooperationen mit anderen Bauernhöfen gehören dazu, ebenso wie die Herstellung und der Verkauf von weiterverarbeiteten Produkten wie Käse, Wurst, Brot oder Marmelade direkt auf dem Hof.
Wer seine Produkte direkt vermarktet, hat größere unternehmerische Freiheiten und zudem direkten Zugang zu Verbraucherinnen und Verbrauchern. Und damit auch die Möglichkeit, sich mit diesen intensiv auszutauschen und Einblick in die Wünsche und Erwartungen der Kundinnen und Kunden zu erhalten.
Der Direktverkauf kann dabei an ganz unterschiedlichen Orten erfolgen: direkt auf dem Feld, im Hofladen, im Verkaufswagen, auf Wochenmärkten oder über die direkte Belieferung von Verbraucherinnen und Verbrauchern auf Bestellung, zum Beispiel über Abo-Kisten.
Kooperation, Integration, Unternehmensgründung
Im Vergleich zu anderen produzierenden Wirtschaftsbereichen ist die Landwirtschaft vor allem durch kleine Betriebe geprägt. Dadurch ist beim indirekten Absatz die Marktposition der einzelnen Landwirtschaftsbetriebe gegenüber möglichen Abnehmern in der Regel eher schwach. Um dieses Ungleichgewicht zu den größeren Handels- und Verarbeitungsunternehmen ein Stück weit zu verbessern, können Landwirtschaftsbetriebe ihre Angebotsmengen in sogenannten horizontalen Kooperationen bündeln. Meist handelt es sich dabei um Erzeugergemeinschaften, Erzeugerzusammenschlüsse oder Erzeugerorganisationen. Solche Kooperationen haben gemeinsame Lager- und Transporteinrichtungen oder Verkaufsstätten und führen auch gemeinsame Marketingaktivitäten durch.
Von vertikaler Kooperation oder auch Integration spricht man, wenn sich Partner aus verschiedenen Wirtschaftsstufen, also Produktion, Verarbeitung und Handel, zusammenschließen – etwa durch den Abschluss von Liefer- und Abnahmeverträgen oder die Einführung eines Qualitätssicherungssystems vom Stall beziehungsweise Acker bis zur Ladentheke.
Auch wenn ein landwirtschaftliches Unternehmen oder ein Zusammenschluss von Landwirtinnen und Landwirten ein eigenes Unternehmen im vor- oder nachgelagerten Bereich gründet - zum Beispiel eine Molkerei oder einen Schlachthof – ist das eine Form von vertikaler Kooperation. Dies kann in wettbewerbsschwachen Regionen zu einem funktionierenden Wettbewerb beitragen und stärkt die Marktinteressen der Landwirtschaftsbetriebe.
Die Warenbereiche Milch, Zucker, Kartoffelstärke, Konservengemüse und auch Geflügel sind in der Praxis zu fast 100 Prozent vertikal integriert. Um ihre spezialisierten und teuren Verarbeitungsanlagen langfristig auslasten zu können, sind Abnehmer hier auf eine sichere Rohstoffversorgung angewiesen. Daneben lassen sich in manchen Produktionsprozessen (wie Geflügelzucht - Brüterei - Mast - Schlachtung) Kostenvorteile erst in Betrieben mit sehr hohen Kapazitäten verwirklichen.
Letzte Aktualisierung: 23. Januar 2024
Weitere Informationen
Oekolandbau.de: Marktschwärmer - Ein neuer Weg in der Direktvermarktung