Springe zur Hauptnavigation Springe zum Inhalt

Wie wirken sich Agrarexporte in Entwicklungsländer aus?

Lebensmittel werden weltweit gehandelt. Das bietet vielen Ländern Vorteile, für einige Staaten ist es sogar elementar. Doch es führt auch zu Problemen.

Eine ältere Frau mit weißem Hut steht in einem Supermarkt vor einem Regal mit Lebensmitteln. In der Hand hält sie eine Schale mit Trauben.
Der weltweite Handel mit Lebensmitteln ermöglicht eine größere Auswahl und günstigere Preise.
Quelle: luciano - stock.adobe.com

Der Markt für Agrarprodukte ist groß. Im Jahr 2021 wurden weltweit Lebensmittel im Wert von weit über 2.000 Milliarden Euro gehandelt. Dazu gehören vor allem Milch, Fleisch, Ölsaaten, Getreide, Früchte und die daraus verarbeiteten Erzeugnisse. Größter Exporteur für Agrarprodukte sind die USA. Bei den Importen liegen die USA und China beinahe gleichauf an der Spitze – gefolgt von Deutschland, das gleichzeitig viertgrößter Exporteur von Agrarprodukten ist.

Der weltweite Handel mit Lebensmitteln bietet viele Vorteile. So erhöhen Importe etwa die Vielfalt des Angebots, denn viele Lebensmittel können nur in bestimmten Regionen erzeugt werden – wie etwa Bananen, Kaffee oder Zitrusfrüchte. Zudem führt der Handel in der Regel auch zu günstigen Preisen für Lebensmittel, weil sie aus Ländern eingeführt werden, die für ihre Erzeugung besonders gute Voraussetzungen und perfekt aufeinander abgestimmte Strukturen mitbringen und daher zu geringen Kosten produzieren können. Das gilt etwa für Weizen aus den USA oder Schweinefleisch aus Deutschland.

Ein afrikanischer Farmer hält zwei Kakaofrüchte in seinen Händen.
Viele Früchte und Kulturen wie etwa Kakao können nur in bestimmten klimatischen Regionen angebaut werden.
Quelle: Media Lens King - stock.adobe.com

Viele Staaten sind auf Importe angewiesen

Einige Länder, vor allem in Afrika, aber auch in der Karibik und Südostasien, sind dringend auf günstige Importe angewiesen. Diese Staaten können ihre Bevölkerung nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen, weil die eigene Erzeugung zu gering ist. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Neben ungünstigen natürlichen Voraussetzungen, mangelhaften Produktionsstrukturen, fehlender Technik und Bildung hemmen oft auch Armut und instabile politische Rahmenbedingungen die landwirtschaftliche Produktion.

Doch obwohl weltweit genügend Lebensmittel erzeugt werden, um die Weltbevölkerung versorgen zu können, mussten im Jahr 2023 etwa 735 Millionen Menschen hungern. Neben den genannten Problemen in den betroffenen Ländern sehen Fachleute auch unfaire internationale Handelsbedingungen bei Agrargütern zwischen reichen und ärmeren Staaten als Ursache für den Hunger.

Ein afrikanisches Kind hält einen Reisteller.
Obwohl weltweit genügend Lebensmittel erzeugt werden, hungern etwa 735 Millionen Menschen.
Quelle: panitan - stock.adobe.com

WTO regelt die Handelsbedingungen

Wie bei anderen Gütern wird auch der globale Handel von Agrarprodukten über die Welthandelsorganisation (WTO) geregelt. In der WTO handeln die Staaten die wichtigsten internationalen Abkommen für den Handel mit Lebensmitteln aus. Ziel der Abkommen ist in der Regel der Abbau von Handelsbarrieren und wettbewerbsverzerrenden Subventionen. Zusätzlich können einzelne Staaten oder Zusammenschlüsse wie die EU auch untereinander Handelsverträge abschließen.

Die Hauptkritik richtete sich hier lange Zeit vor allem gegen die EU, deren Mitgliedsstaaten über viele Jahre hinweg große Überschüsse an Lebensmitteln erzeugt haben. Ein Teil davon wurde mit finanziellen Zuschüssen in Drittstaaten außerhalb der EU exportiert, vor allem in afrikanische Entwicklungsländer. Das ermöglichte der Bevölkerung zwar sicheren Zugang zu preisgünstigen Lebensmitteln wie Milchpulver oder Geflügelfleisch. Gleichzeitig führten die günstigen Importe aber dazu, dass die heimische Agrarproduktion zurückging, weil die meist kleinen Betriebe nicht zu den subventionierten Preisen der Importware produzieren konnten.

Verzicht auf Exportzuschüsse

Seit 2013 hat die EU die Zuschüsse für den Export von Lebensmitteln in diese Länder eingestellt. Zudem gewährt die EU den am wenigsten entwickelten Ländern für ihre Agrarprodukte einen zollfreien Zugang bei Exporten nach Europa. Zusätzlich können schwach entwickelte Länder ihrerseits Zölle auf Lebensmittelimporte erheben und Schutzmechanismen anwenden, um die heimische Landwirtschaft zu fördern und zu schützen.

Viele braune Hühner in einem Stall.
Importieren afrikanische Staaten günstiges Geflügelfleisch aus der EU kann das die Entwicklung heimischer Betriebe beeinträchtigen.
Quelle: Denis - stock.adobe.com

Diese Maßnahmen zeigten in einzelnen Ländern und für bestimmte Lebensmittel Wirkung. So hat etwa der Senegal bereits im Jahr 2006 ein Einfuhrverbot für ausländisches Geflügelfleisch erlassen. Bis zum Jahr 2018 gelang es, die heimische Geflügelerzeugung mehr als zu verdreifachen und einen Selbstversorgungsgrad von 100 Prozent zu erreichen.

Importe bremsen heimische Geflügelproduktion

Im ebenfalls westafrikanischen Ghana verzichtete man auf eine solche Einfuhrbeschränkung. Zwar konnte hier im gleichen Zeitraum auch die inländische Geflügelproduktion um knapp 120 Prozent gesteigert werden. Aber da die Importe insbesondere aus der EU im gleichen Zeitraum noch stärker zunahmen, sank der Selbstversorgungsgrad von 34 auf 21 Prozent im Jahr 2018.

Deutschlands Agrarexporte in afrikanische Entwicklungsländer sind verhältnismäßig gering. Während im Jahr 2021 über 85 Prozent der exportierten Lebensmittel in europäische Staaten gingen, machten die Exporte in afrikanische Länder wie Algerien, Nigeria und Südafrika nur 2,5 Prozent aus. Insgesamt importiert Deutschland - wie die gesamte EU – mehr Agrarprodukte aus Entwicklungsländern als es dorthin exportiert.

Eine Gruppe afrikanischer Mädchen arbeitet auf einem Kohlfeld.
Die landwirtschaftlichen Strukturen und Anbaubedingungen sind in vielen Entwicklungsländern ungünstig.
Quelle: Riccardo Niels Mayer - stock.adobe.com

Vorteile für EU-Staaten durch Subventionen

Dennoch kritisieren Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe, dass es trotz der Anpassungen von Handelsverträgen mit Entwicklungsländern nach wie vor unfaire Bedingungen für die Erzeugung gibt. Dazu gehören zum Beispiel Subventionen wie die Flächenbeihilfe, die landwirtschaftlichen Betrieben in EU-Staaten gezahlt wird.

Doch in vielen Entwicklungsländern ist ein weiterer Ausbau der Eigenversorgung nur begrenzt möglich. Neben ungünstigen natürlichen Voraussetzungen wie Wasser- und Landmangel sind die Strukturen der Betriebe auch so klein, dass eine produktive, wettbewerbsfähige Landwirtschaft kaum möglich ist. So bewirtschaften derzeit weltweit 500 Millionen Menschen Betriebe mit weniger als zwei Hektar Fläche.

Deshalb gehen Fachleute davon aus, dass der internationale Agrarhandel auch in Zukunft ein wichtiges Element für eine sichere Nahrungsmittelversorgung der Menschen in ärmeren Ländern bleiben wird.

Letzte Aktualisierung: 7. Dezember 2023


Weitere Informationen

Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Agrarexporte verstehen - Fakten und Hintergründe (PDF)

BMEL: Weltweiter Handel mit Agrarprodukten - Fragen und Antworten

Thünen Institut: Auswirkungen des Exports von Fleisch- und Milchprodukten auf Entwicklungsländer


Ukrainische Flagge liegt auf reifen Getreidepflanzen

Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Nahrungsmittelsicherheit aus?

Der Krieg in der Ukraine sorgt für erhebliche Turbulenzen auf den weltweiten Agrarmärkten und gefährdet damit die Nahrungssicherheit.

Traktor auf dem Feld bei der Winterweizensaat.

Warum wird die Landwirtschaft so stark subventioniert?

Die hohen Fördergelder für den Agrarbereich werden oft kritisch gesehen. Doch es gibt auch Argumente für die Unterstützung der Betriebe.