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Wie werden Sauen für die Ferkelerzeugung gehalten?

Die für die Mast benötigten Schweine stammen von spezialisierten Betrieben. Die Erzeugung von Ferkeln läuft hier nach einem festen Schema ab.

Sauen im Wartestall
Nach erfolgreicher Besamung werden Sauen zusammen in einem Wartestall gehalten.
Quelle: Landpixel.de

In Deutschland werden etwa 21,2 Millionen Schweine gehalten. Die Tiere stammen von sauenhaltenden Betrieben, die sich auf die Erzeugung und Aufzucht von Ferkeln spezialisiert haben. Ein Teil dieser Betriebe mästet die Ferkel später selbst. Man spricht dabei von geschlossenen Betrieben, im Gegensatz zu reinen Mastbetrieben, die ihre Ferkel komplett zukaufen.

Von den insgesamt 16.180 Betrieben, die Schweine halten, sind 6.120 Betriebe auf die Erzeugung von Ferkeln spezialisiert. Bei insgesamt 1,4 Millionen Sauen hielt jeder Betrieb im Durchschnitt etwa 268 Sauen. Die Zahl dieser Betriebe hat sich seit dem Jahr 2010 um zwei Drittel verringert. Die wichtigsten Gründe dafür sind stark schwankende Preise für Ferkel und hohe Kosten für die Stallanlagen.

Sauen werden drei bis vier Jahre alt

Jungsauen sind mit etwa sechs Monaten geschlechtsreif und werden mit acht Monaten zum ersten Mal besamt. In der Regel wird – wie in der Milchviehhaltung – eine künstliche Besamung durch Fachpersonal vorgenommen. Nach etwa 115 Tagen Trächtigkeit gebärt eine Sau pro Wurf im Schnitt 13 Ferkel. Im Jahr kommt sie auf 2,2 bis 2,5 Würfe. Das entspricht etwa 30 Ferkeln. Nach drei bis vier Jahren nimmt die Fruchtbarkeit der Sauen ab und damit auch die Zahl der geborenen Ferkel. Das macht ihre Haltung unwirtschaftlich, weshalb die meisten Tiere dann geschlachtet werden.

Auf dem Betrieb durchlaufen Sauen üblicherweise drei Stationen: das Deckzentrum, den Wartestall und die Abferkelbucht. Die Ausgestaltung dieser Bereiche ist von Betrieb zu Betrieb verschieden. Im Deckzentrum werden Sauen während ihrer Brunstzeit insgesamt knapp fünf Wochen einzeln in Kastenständen gehalten. Das Fixieren in den Einzelständen vereinfacht die Besamung und verhindert, dass es unter den Sauen zu Rangkämpfen kommt, die die Trächtigkeit gefährden könnten.

Ihre grundlegenden Verhaltensweisen können die Sauen in diesen Käfigen jedoch nicht oder nur sehr eingeschränkt ausführen. Darüber hinaus zeigen im Kastenstand gehaltene Sauen ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen und Verhaltensstörungen.

Die Anfang 2021 überarbeitete Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung sieht daher vor, nach einer Übergangsfrist von acht Jahren in Deckzentren die Haltung in Kastenständen abzuschaffen. In diesem Bereich dürfen Sauen dann nur noch in Gruppen gehalten werden.

Landwirtin führt eine künstliche Besamung einer Sau durch
Fast alle Sauen im konventionellen Bereich werden künstlich besamt.
Quelle: Landpixel.de

Deckzentrum: Sauen werden künstlich besamt

Das Ziel im Deckzentrum ist es, die Sauen in Paarungsbereitschaft zu bringen, damit möglichst schon die erste Besamung erfolgreich ist. Dafür wird in der Regel ein Eber durch den Stallgang getrieben, der die Sauen durch seinen Geruch, Geräusche und durch Körperkontakt stimuliert. Anhand verschiedener Merkmale erkennt die Betriebsleitung, wann der optimale Zeitpunkt für eine Besamung erreicht ist. Dazu gehört etwa der Duldungsreflex, bei dem die Sau bei Druck auf den Rücken jegliche Bewegung einstellt.

Etwa 90 Prozent der künstlichen Besamungen führen zu einer Trächtigkeit, die per Ultraschalluntersuchung überprüft wird. Für die Wirtschaftlichkeit eines Sauenbetriebs ist es wichtig, dass gleich die erste Besamung erfolgreich verläuft. Sonst entstehen zusätzliche Kosten für eine zweite Besamung und die Fütterung der nicht trächtigen Sau.

Die trächtigen Tiere werden in einen Wartestall überführt, wo sie etwa elf Wochen in Gruppen mit anderen trächtigen Sauen verbringen. Hier können sich die Tiere frei bewegen und in den verschiedenen Stallbereichen (Fress-, Aktivitäts-, Liege- und Kotbereich) ihr arttypisches Verhalten besser ausleben. Dazu gehört zum Beispiel das gemeinsame Liegen mit Körperkontakt.

Sau neben ihren Ferkeln im Ferkelschutzkorb.
In der Abferkelbucht wird die Sau in einem Kastenstand gehalten, um die neugeborenen Ferkel vor dem Erdrücken zu schützen.
Quelle: landpixel.de

Kastenstand: Schutz für die Ferkel, kaum Bewegungsfreiheit für die Sau

Zum Abferkeln, also zur Geburt, fixiert man die Sauen wieder in einem Kastenstand, den man hier auch als Ferkelschutzkorb bezeichnet. In diesem Metallgestänge kann sich die Sau nicht umdrehen und hat auch nur sehr wenig Platz für Bewegungen nach vorne oder hinten. Die Ferkel können sich dagegen frei im Stand bewegen und jederzeit bei der Mutter säugen.

Mit dem Schutzkorb soll verhindert werden, dass die Ferkel von der Muttersau erdrückt werden. Er schränkt die Sau jedoch massiv in ihrer Bewegungsfreiheit ein. Deshalb wird es hier nach der im Frühjahr 2021 angepassten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung langfristig zu einer Veränderung der Haltungsbedingungen kommen.

Nach einer Übergangszeit von 15 Jahren, also nach Februar 2036, dürfen die Sauen im Abferkelstall nur noch für einen Zeitraum von maximal fünf (statt wie bisher 35) Tagen rund um den Abferkeltermin im Kastenstand gehalten werden. Außerdem muss den Tieren mehr Platz zur Verfügung gestellt werden, damit sie sich frei bewegen und ungehindert umdrehen können.

Ferkel in einem Ferkelaufzuchtstall
Nach der Trennung von der Mutter werden die Ferkel in speziellen Ferkelaufzuchtställen gehalten, bis sie ihr Mastgewicht erreicht haben.
Quelle: Landpixel.de

Trennung der Ferkel von der Mutter

Ferkel bleiben in der Praxis zwischen drei und vier Wochen bei der Mutter. Üblicherweise werden die Jungtiere nach dieser Zeit mit einem Gewicht von sieben Kilogramm in einen speziellen Ferkelstall überführt. Auf Bio-Betrieben bleiben Ferkel und Muttersau mindestens 40 Tage zusammen.

Das Absetzen der Ferkel, also die Trennung von der Mutter, ist eine kritische Phase in der Ferkelaufzucht. Denn die Trennung von der Sau und der Stall- und Futterwechsel bedeuten für die Tiere Stress. Um die Umstellung zu erleichtern und Gewichtsverluste zu vermeiden, werden Ferkel etwa sieben Tage vor dem Absetzen an Trockenfutter gewöhnt. Dieses Trockenfutter wird meist mit Wasser angefeuchtet und in sogenannten Breiautomaten angeboten, damit die Ferkel das Futter besser aufnehmen können.

Nach dem Absetzen beginnt die Aufzuchtphase der Ferkel. Bei durchschnittlichen Tageszunahmen von etwa 430 Gramm erreichen die Tiere ihr Verkaufsgewicht nach sechs bis acht Wochen. Mit 25 bis 30 Kilogramm beginnt dann die eigentliche Mast auf den spezialisierten Betrieben.

Letzte Aktualisierung: 5. Februar 2024


Weitere Informationen

Nutztierhaltung.de: Ferkelerzeugung und Ferkelaufzucht – Ein Überblick

Thünen-Institut: Steckbriefe zur Tierhaltung in Deutschland – Ferkelerzeugung und Schweinemast

BMEL-Statistik:Aktuelle Zahlen und Fakten rund um die Schweinehaltung in Deutschland


Zwei Reihen mit Kastenständen im Deckzentrum eines Sauenstalls. In den Kastenständen liegen Sauen.

Kastenstände in der Schweinehaltung

Das Fixieren von Sauen in Kastenständen steht schon lange in der Kritik. Zukünftig sollen die Sauen mehr Bewegungsfreiheit bekommen.

Schweinefleisch

Deutschland ist nach Spanien der zweitgrößte Schweinefleischproduzent in Europa. 2022 hielten rund 16.900 Betriebe etwa 21,4 Millionen Schweine.

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