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Schweine – am besten mit Ringelschwanz

Um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig verletzen, werden Ferkeln oft die Schwänze gekürzt. Es gibt jedoch Wege, das zu verhindern.

Schweinegruppe
Schwein mit intaktem Ringelschwanz
Quelle: BLE

Manche Schweine, die im Stall unter Stress geraten, beginnen damit, andere Tiere zu schädigen. So kann es passieren, dass sie ihren Artgenossen die Schwänze abbeißen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Das kann zum Beispiel zu wenig Beschäftigung, Zugluft, schlechte Futter- oder Wasserqualität oder unzureichende Bewegungsfreiheit sein.

Um Verletzungen der Tiere untereinander zu verhindern, werden die Schwänze der Ferkel häufig gekürzt, im Fachjargon heißt das Kupieren – dieser Eingriff erfolgt ohne Betäubung.

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher, denen das Wohlergehen landwirtschaftlicher Nutztiere zunehmend wichtiger wird, können sich nicht vorstellen, dass Schweinen die Schwänze gekürzt werden müssen. Aber auch viele Tierhalterinnen und Tierhalter wollen ihren Tieren diesen Eingriff ersparen.

Gesetzlich ist das Kupieren der Schwanzspitze von Schweinen sowohl auf europäischer Ebene als auch national ohnehin nur im Ausnahmefall zulässig, nämlich wenn durch andere Maßnahmen Schwanzbeißen nicht verhindert werden kann. Da das bei rund 95 Prozent der Betriebe in Deutschland der Fall ist, ist aus der Ausnahme aber eher eine Standardmaßnahme geworden.

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Maßnahmen, um das Schwanzbeißen zu verringern

Es gibt viele Möglichkeiten, dem Schwanzbeißen bei Schweinen vorzubeugen: Zum Beispiel durch gute Haltungsbedingungen, eine optimale Fütterung und ein gesundes Stallklima. Damit sich Schweine wohlfühlen brauchen sie ausreichend Platz und strukturierte Buchten. Das heißt Stallräume, in denen die Schweine in einer Gruppe leben, sollten in einen Fress-, Liege- und Kotbereich unterteilt sein.

Wie in zahlreichen Versuchen gezeigt werden konnte, reduziert Beschäftigungsmaterial den Stress der Tiere. Am besten ist organisches Material wie Stroh oder Heu, das die Tiere auch fressen können. Eine optimale Futter- und Wasserqualität, ein hoher Hygienestandard im Stall sowie ein gutes Stallklima ohne zu viele Schadgase oder gar Zugluft tragen zusätzlich dazu bei, den Stress unter den Tieren zu verringern.

Erfahrene Beraterinnen und Berater wissen: Schwanzbeißen kommt meist nicht über Nacht, sondern kündigt sich an. Daher ist es besonders wichtig, dass die Halterinnen und Halter die Tiere intensiv und täglich beobachten. Anhand des Verhaltens und der äußeren Erscheinung können Rückschlüsse auf das Wohlbefinden oder das Stressniveau der Tiere gezogen werden. Ein intakter Ringelschwanz ist die meiste Zeit geringelt und aufgestellt. Ist das nicht der Fall, muss schnell reagiert werden, um die Ursachen dafür auszumachen.

Bundesregierung will das Kupieren weiter einschränken

Im Entwurf zur aktuellen Novelle des Tierschutzgesetzes wurde eine Regelung aufgenommen, die das Kupieren von Schweineschwänzen in Deutschland strikter regelt. Demnach soll Schweinen der Schwanz künftig nur um maximal ein Drittel gekürzt werden dürfen und auch nur dann, wenn mehr als fünf Prozent der Schweine im Betrieb bereits Verletzungen am Schwanz oder an den Ohren aufweisen und vorher eine Risikoanalyse durchgeführt wurde.

Diese Regelungen sollen das bisherige routinemäßige Kupieren einschränken, stoßen jedoch auf Kritik von Branchenverbänden, die eine Verlagerung der Schweineproduktion ins Ausland befürchten. Zudem wird bemängelt, dass die neuen Vorschriften durch hohen bürokratischen Aufwand nur begrenzt umsetzbar seien.

Letzte Aktualisierung: 8. November 2024


Weitere Informationen

Nutztierhaltung.de: Schweine mit Ringelschwänzen halten

BZL YouTube: Tierwohl in der Mastschweinehaltung: Erste-Hilfe-Tipps gegen Schwanzbeißen

BZL YouTube: Tierwohl in der Schweinehaltung: Reduzierung des Schwanzbeißen bei unkupierten Ferkeln

BMEL: Fragen und Antworten zur Änderung des Tierschutzgesetzes


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