Welche Rolle spielen Hummeln als Bestäuber?
Geht es um die Bestäubung von Pflanzen, denken die meisten an Honigbienen. Doch auch Hummeln spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.
Hummeln zählen zu den Wildbienen. Die vielleicht bekannteste Hummelart ist die Dunkle Erdhummel. Sie nistet meist in Mäuselöchern oder ähnlichen unterirdischen Hohlräumen. Ihre Völker können im Hochsommer auf bis zu 600 Tiere heranwachsen.
Bei Wind und Wetter unterwegs
Bei der Bestäubung von Pflanzen verfügen Hummeln gleich über mehrere Spezialfähigkeiten, die sie von anderen Bienenarten unterscheiden. So können sie die zum Fliegen notwendige Körpertemperatur durch Vibration der Brustmuskulatur erzeugen. Während Honigbienen erst ab zehn Grad Celsius fliegen, sind Hummeln schon bei Temperaturen von zwei bis sechs Grad Celsius fleißig unterwegs.
Sie fliegen ab etwa Mitte März aus und sorgen somit bereits im zeitigen Frühjahr, aber auch danach, während längerer Kälte- oder Schlechtwetterperioden, für eine verlässliche Bestäubung.
Gewusst wie: Vibrationsbestäubung
Auch in der Landwirtschaft spielen Hummeln als Bestäuber eine wichtige Rolle – etwa beim Anbau von Tomaten. Hier kommt eine weitere besondere Fertigkeit zum Tragen: die Vibrationsbestäubung. Mithilfe ihrer Flugmuskeln erzeugen Hummeln Vibrationen und schütteln damit den Blütenstaub aus den Staubbeuteln. Gerade Nachtschattengewächse wie Tomaten, Auberginen oder Kartoffeln werden so viel effizienter bestäubt.
Wurden Gewächshaustomaten bis in die 1980er Jahre noch aufwändig per Hand mit Vibrationsstäben bestäubt, siedeln Gemüsegärtnereien – seitdem man dem Geheimnis der Hummeln auf die Spur gekommen ist – häufig Hummelvölker in ihren Kulturen an. Die Hummelvölker werden in kleinen Pappkartons in das Gewächshaus gestellt. Während Bienen in Gewächshäusern häufig Probleme mit der Orientierung haben und fortwährend gegen die Scheiben fliegen, gehen Hummeln auch hier gewissenhaft ihrer Arbeit nach.
Je nach Größe reicht ein Volk für 1.000 bis 2.000 Quadratmeter Fläche. Eine Hummel kann etwa 3.800 Blüten pro Tag bestäuben.
Hummelfreundlicher Hobbygarten
Um auch im Hobbygarten auf die Dienste der Bestäubungsexperten zählen zu können, empfiehlt es sich, die natürlichen Hummelbestände durch ein reichhaltiges Blütenangebot zu stärken. Dies kann in wenigen Jahren zu einer Vervielfachung der Population führen. Es ist auch möglich, Nistkästen für Hummeln zu kaufen oder selber zu bauen.
Hätten Sie’s gewusst?
Von Zuchthummeln geht ein Risiko für natürliche Bestäuberbestände aus. Da sie in großen Produktionshallen massenhaft vermehrt werden, sind sie oft von Parasiten und Krankheitserregern befallen und können Wildhummeln infizieren. Immer wieder entweichen Hummeln und vermehren sich im Freiland. Laut einer internationalen Übersichtsstudie von 2010 erwies sich die Erdhummel in jeder Region, in der sie neu eingeführt wurde als invasiv, wie etwa in Neuseeland, Japan und Südamerika. Die anpassungsfähigen und robusten Insekten verbreiten sich stark und verdrängen heimische Bestäuber.
Letzte Aktualisierung: 2. Juli 2024
Weitere Informationen
Mitteldeutscher Rundfunk (MDR): Hummeln – die Helden unter den Wildbienen