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Können in Deutschland bald Südfrüchte angebaut werden?

Durch den Klimawandel steigen auch in Deutschland die Temperaturen. Ermöglicht das den Anbau exotischer Früchte?

Zwei Männer ernten Zitronen auf einer Plantage
Die meisten Zitrusfrüchte, die nach Deutschland importiert werden, stammen aus dem europäischen Mittelmeerraum.
Quelle: siculodoc via Adobe Stock

In Deutschland isst jede Person pro Jahr im Durchschnitt knapp 70 Kilogramm Obst. Beliebteste Frucht ist mit Abstand der Apfel mit 24 Kilogramm pro Kopf. Doch insgesamt mögen die Menschen hierzulande vor allem Südfrüchte, die deutlich mehr als die Hälfte der verzehrten Obstmenge ausmachen.

Hätten Sie's gewusst?

Als Südfrüchte oder exotische Früchte bezeichnet man Obst, das aufgrund der Klimabedingungen in Deutschland nicht (wirtschaftlich) angebaut werden kann und deshalb importiert wird. Grob unterscheidet man tropische und subtropische Früchte von Früchten aus dem Mittelmeerraum.

Besonders beliebt sind Bananen und Zitrusfrüchte wie Orangen und Mandarinen. Entsprechend niedrig ist der Selbstversorgungsgrad von Obst in Deutschland, der bei etwa 20 Prozent liegt.

Schließlich gedeiht ein Großteil der Südfrüchte nicht unter deutschen Klimabedingungen und muss deshalb importiert werden. Während Bananen, Avocados, Mangos und Guaven bei uns überwiegend aus Mittel- und Südamerika stammen, kommen die meisten Zitrusfrüchte, Nektarinen und Pfirsiche aus Europa, vor allem aus Spanien (80 Prozent), aber auch aus Italien und Frankreich.

Nur ein kleiner Teil des Obstes, das wir in Deutschland verbrauchen, wird hierzulande erzeugt. Das mit Abstand wichtigste Importobst sind Bananen. 2022 wurden 1,28 Millionen Tonnen nach Deutschland eingeführt.

Auf den weiteren Plätzen folgen Tafeläpfel, Orangen und Wassermelonen. Sie stammen zumeist aus Spanien oder Italien, während Bananen in erster Linie aus Süd- und Mittelamerika importiert werden.

Weitere Infografiken finden Sie in unserer Übersicht

Südfrüchte häufig mit ungünstiger Umweltbilanz

Durch steigende Temperaturen im Zuge des Klimawandels können möglicherweise zukünftig in Deutschland vermehrt Südfrüchte angebaut werden. Das hätte den Vorteil, dass die Früchte durch die kürzeren Transportwege besser ausreifen könnten und dadurch geschmacklich attraktiver wären. Zurzeit wird der größte Teil der Südfrüchte per Schiff transportiert. Aufgrund der damit verbundenen langen Transportzeit müssen Bananen, Ananas und andere Exoten unreif geerntet werden, damit sie nicht verderben.

Zudem belasten lange Transportwege auch die Umwelt. Bei per Schiff transportierter Ananas entsteht durch den Transport doppelt so viel CO2 pro Kilo wie bei heimischen Äpfeln. Wird die Ananas per Flugzeug importiert, ist der CO2-Fußabdruck im Vergleich zum heimischen Apfel sogar 50mal höher.

Eine Gruppe Menschen arbeiten in einem Ananasfeld
Ananas können ausschließlich in tropischen Gebieten angebaut werden.
Quelle: Pablo via Adobe Stock

Um diese Nachteile zu vermeiden und die Folgen des Klimawandels zu nutzen, gibt es in Deutschland Ansätze, zumindest ausgewählte Südfrüchte selbst zu erzeugen. Unter dem Label "Local Exotics" bauen inzwischen einige Obst- und Gemüsebetriebe exotische Kulturen wie Feigen, Zitronen oder Ingwer an und vermarkten sie mit den Vorzügen regional erzeugter Produkte. Die erzeugten Mengen sind aber noch sehr gering. Zudem ist nicht klar, ob tatsächlich ein wirtschaftlicher Anbau im größeren Maßstab möglich ist.

Mehr Pfirsiche und Aprikosen aus Deutschland

In etwas größerem Umfang werden dagegen klassische Obstarten aus dem Mittelmeerraum wie Pfirsich, Aprikose und Nektarine angebaut. Mit steigenden Durchschnittstemperaturen und geringer werdender Frostgefahr ist der Anbau für eine wachsende Zahl an Obstbäuerinnen und -bauern attraktiv. Vor allem Obstbaubetriebe in der klimatischen Gunstlage am Bodensee steigen häufiger in die Erzeugung ein. Allerdings ist der Anbau nach wie vor eine Nische und findet in Deutschland nur auf etwa 300 Hektar statt.

In klimatischen Gunstlagen wie dem Bodenseeraum werden inzwischen häufiger Pfirsiche angebaut.
Quelle: Zoonar/O.Kovach via Getty Images

Auch die Zuckermelonen Cantaloup und Galia sowie Physalis gedeihen inzwischen in Gunstlagen Deutschlands, vor allem im Süden und Südwesten. Allerdings wachsen Zuckermelonen bisher nur in geschützten Gewächshäusern, weil ihre Wärmeansprüche für den Freilandanbau zu hoch sind. Physalis wird dagegen bereits erfolgreich von einigen bayerischen Betrieben im Freiland angebaut. Die genutzten Flächen sind allerdings sehr klein.

Forschung untersucht Anbau von Feigen und anderer Exoten

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau führt in Unterfranken seit vielen Jahren Anbauversuche mit Feigen, Kiwibeeren und Indianerbananen durch. Indianerbananen, auch Pawpaw genannt, stammen aus dem östlichen und mittleren Nordamerika. Ihr Aroma ähnelt einer Mischung aus Banane, Mango und Melone.

Untersucht werden unter anderem passende Sorten und Anbauverfahren, mit denen die Bäume im Winter vor Frost geschützt werden können. Ziel ist es, die exotischen Kulturen in den erwerbsmäßigen Anbau zu bringen. Allerdings wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis die Anbauverfahren an hiesige Klimaverhältnisse angepasst sind und Betriebe sich auf diese Herausforderung einlassen.

Bananenpflanzen mit großen grünen Blättern in einem Gewächshaus
Exotische Früchte wie Bananen gedeihen in Deutschland nur im beheizten Gewächshaus.
Quelle: GokceSonmez via Adobe Stock

Bei tropischen Südfrüchten wie Ananas, Bananen oder Mango wird es dagegen auf absehbare Zeit keinen großflächigen Feldanbau in Deutschland geben, trotz zunehmender Wärme und Trockenheit. Denn diese Kulturen sind auf tropisches Klima zum Wachsen angewiesen. Dazu gehören zum Beispiel beim Anbau von Ananas 1000 bis 1500 Millimeter Niederschlag im Jahr und möglichst durchgehend Temperaturen zwischen 24 und 30 Grad. Diese klimatischen Voraussetzungen bieten nicht einmal klimatischen Gunstlagen in Süddeutschland wie der Oberrheingraben.

Auch Anbau von Zitrusfrüchten ist vorerst nicht konkurrenzfähig

Ähnliches gilt auch für Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen. Die klimatischen Veränderungen reichen vorerst nicht aus für den Freilandanbau. Die fehlende Wärme und die Frostgefahr müssten durch einen verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Folien ausgeglichen werden. Der Anbau wäre dadurch teuer, nicht nachhaltig und kaum konkurrenzfähig zu Importen.

Steigende Temperaturen durch den Klimawandel können allerdings auch den Anbau einzelner Obstarten erschweren, die eher an gemäßigte Standorte angepasst sind. Im Apfelanbau sind das zum Beispiel Sorten wie der Holsteiner Cox, deren Anbau sich weiter nach Norden verlagern wird. Auch bei Wein wird sich das Spektrum der Rebsorten in Deutschland verschieben. Während der aktuell verbreitete Riesling zukünftig wahrscheinlich besser in Nordeuropa gedeihen wird, erwarten Fachleute, dass in den klassischen deutschen Weinbaugebieten häufiger Rotweinsorten wie Merlot und Pinot angebaut werden können.

Letzte Aktualisierung: 29. Juni 2023


Weitere Informationen

Thünen Institut: Steckbrief zum Obstbau in Deutschland (PDF)

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Exoten: Früchte aus Tropen und Subtropen


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