Wie baut man Obst und Gemüse ohne Erde an?
Kulturen wie Tomaten oder Gurken werden heute häufig im Gewächshaus ohne Erde kultiviert. Aber wie genau funktioniert das?
Man kann Pflanzen ohne Erde, das heißt außerhalb eines gewachsenen Bodens, kultivieren. Solche Kulturverfahren nennt man "erdelos". Sie kommen meist in Gewächshäusern zum Einsatz, zum Beispiel beim Anbau von Tomaten, Paprika und Gurken oder bei Zierpflanzen. Beim erdelosen Kulturverfahren werden die Pflanzen über die Bewässerung mit Nährstoffen (unter anderem mit Stickstoff, Phosphor, Kalium) versorgt. Das dabei verwendete Wasser-Dünger-Gemisch bezeichnet man als "Nährlösung".
Substrat statt Erde – ganz ohne geht aber auch...
In den meisten Gärtnereien, die erdelos produzieren, werden die Pflanzen in mineralische Substrate (beispielsweise Steinwolle, Perlite) oder in synthetische Substrate (wie Schaumstoff) gepflanzt. Diese Substrate geben den Pflanzenwurzeln Halt und speichern Wasser. Es gibt aber auch Verfahren, bei denen die Pflanzen ausschließlich in flüssiger Nährlösung kultiviert werden. Dabei liegen die Wurzeln entweder völlig frei in einem dünnen Film aus Nährlösung – wie beim NFT-Verfahren (NFT= Nähr-Film-Technik), oder sie werden in regelmäßigen Intervallen mit einer Nährlösung besprüht. Letzteres ist der Fall beim Aeroponik-Verfahren. Dabei werden die Pflanzen in speziellen Vorrichtungen so fixiert, dass ihre Wurzeln ständig durch ein Aerosol aus Wasser und Nährstoffen benetzt werden.
Wasser und Dünger – alles vollautomatisch
Besonders wichtig bei erdelosen Verfahren ist die exakte Dosierung von Wasser und Dünger. Dies gilt insbesondere für die Methoden, die ganz ohne Substrat arbeiten. Denn bei ihnen fehlt das Substrat als Puffer, dem die Pflanzen Wasser und Nährstoffe nach Bedarf entnehmen können. Für die Dosierung der Nährlösung nutzen die Gärtnereien heute vollautomatische Steuerungssysteme, die eine optimale Versorgung der Pflanzen sicherstellen.
Erdelos und "öko" geht nicht
Im biologischen Landbau sind die erdelosen Verfahren nicht zulässig, denn die ökologische Erzeugung von Pflanzen basiert auf dem Grundsatz, dass Pflanzen ihre Nahrung in erster Linie über das Ökosystem des Bodens beziehen.
Vorteile der erdelosen Verfahren
Der Vorteil der erdelosen Kultur liegt darin, dass die Wasser- und Nährstoffzufuhr optimal an die Bedürfnisse der Pflanzen angepasst werden kann. Dies führt in der Regel zu schnellerem Wachstum und höheren Erträgen. Da die Systeme hochgradig automatisiert sind, können Arbeitsaufwand und Betriebskosten deutlich reduziert werden. Auch die Gefahr von Erkrankungen der Pflanzen durch Pilze und Bakterien ist geringer als beim Anbau in erdehaltigen Substraten. Dadurch kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Aufgrund der optimalen Anpassung an den Pflanzenbedarf werden zudem weniger Nährstoffe ausgewaschen, was sich ebenfalls günstig auf die Umweltbilanz dieser Verfahren auswirkt.
Hohe Kosten für Technik und Unterhalt
Ein Nachteil der erdelosen Verfahren sind die im Vergleich zur Bodenkultur hohen Kosten für Technik und Unterhalt. Insbesondere die Verfahren, die ganz ohne Substrat auskommen müssen, bedürfen einer umfangreichen technischen Ausstattung für die Überwachung der Nährlösung.
Letzte Aktualisierung: 15. Januar 2024