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Mischkultur im Garten

In einer Mischkultur wachsen verschiedenste Gemüse, Salate, Kräuter und Blumen durcheinander auf einem Beet – allerdings nicht ohne System.

: Auf einem Mischkulturbeet stehen Buschbohnen, Blattsalat, Zwiebeln und Spinat in Reihen nebeneinander
In einer gut geplanten Mischkultur werden die Kulturen so miteinander kombiniert, dass sie sich gegenseitig positiv beeinflussen.
Quelle: fotokate via Getty Images

Werden Pflanzengesellschaften sich selbst überlassen, wachsen meist viele verschiedene Pflanzenarten auf einer Fläche nebeneinander. Zwischen ihnen, dem Boden und den Tieren, die dort leben, bestehen feste Wechselwirkungen, die sich über lange Zeit etabliert haben. Sie sorgen dafür, dass der Boden fruchtbar und die Pflanzen gesund bleiben.

Dort, wo wir Menschen Acker- und Gartenbau betreiben, sieht das meist anders aus. Hier wird in der Regel eine einzige Pflanzenart zur gleichen Zeit auf einem Acker oder Beet angebaut, weil es die Bearbeitung und Ernte erleichtert. Um zu verhindern, dass es dadurch auf Dauer zu negativen Auswirkungen auf Boden und Pflanzengesundheit kommt, hat sich im Acker- und Gartenbau das Prinzip der "Fruchtfolge" bewährt. Gemeint ist damit die zeitliche Abfolge der Nutzpflanzen, die auf einer landwirtschaftlichen Fläche angebaut werden. Es kann auch im privaten Gemüsegarten angewendet werden.

: Zierpflanzen und Gemüse gemeinsam auf einem Beet
In Mischkulturbeeten lassen sich Gemüse, Kräuter und Zierblumen hervorragend miteinander kombinieren.
Quelle: BasieB via Getty Images

Mischkultur geht noch einen Schritt weiter

Im heimischen Garten, wo die rationelle Bearbeitung und Beerntung der Beete keine Rolle spielt, kann man sich über die Mischkultur dem Vorbild der Natur annähern. Denn bei einem Mischkultursystem variiert man die Kulturpflanzen im Gemüsebeet nicht nur zeitlich nacheinander, sondern auch räumlich nebeneinander.

Sehr häufig wird die Pflanzenvielfalt dabei durch den Anbau von Sommerblumen, Stauden oder Kräuterpflanzen erhöht. Das Prinzip der Mischkultur findet sich zum Beispiel in den klassischen Bauerngärten wieder.

Was sind Stark- und Schwachzehrer?

Gemüsekulturen kann man unter anderem nach ihrem Nährstoffbedarf in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer einteilen. Zu den Starkzehrern zählen Kulturen, die für ihre Entwicklung sehr große Nährstoffmengen brauchen – zum Beispiel große Fruchtgemüse oder Kopfkohl-Arten. Vor ihrem Anbau kann unmittelbar mit Kompost oder Mist gedüngt werden. Schwachzehrer erhalten dagegen keine eigene Düngung, sondern profitieren von den Resten der vorangegangenen Kulturen. Irgendwo dazwischen bewegen sich die Mittelzehrer.

Mischkulturen leben von der Vielfalt

In einer Mischkultur wachsen buschige Gewächse neben schmalen. Pflanzen mit flachem Wurzelwerk wechseln sich mit tiefwurzelnden ab. Einige Kulturen strecken sich lang und gerade in die Höhe, andere wiederum drängen in die Tiefe.

Da Stark- und Schwachzehrer (siehe Infokasten) nicht wie im üblichen Fruchtfolgesystem nach Beeten getrennt voneinander kultiviert werden, sind in einem Mischkulturbeet auch die Nährstoffansprüche der einzelnen Pflanzen unterschiedlich.

Außerdem haben die Pflanzen in einem Mischkulturbeet meist verschiedenen Reife- und Erntezeiten.

Wer kann gut mit wem – und wer nicht?

Das "Durcheinander" der verschiedenen Kulturen auf einem Beet mag für so manchen erst einmal chaotisch klingen. Von Chaos ist die Mischkultur jedoch weit entfernt, denn sie folgt einem System mit zahlreichen Regeln, bei dem die Auswahl der Kulturen keinesfalls zufällig stattfindet.

Milpa – Mischkultur aus Mais, Bohnen und Kürbissen

Maispflanze, an der eine Erbse emporrankt
Bei der Milpa-Mischkultur werden Mais, Erbsen und Kürbis gewinnbringend miteinander kombiniert.
Quelle: Hans Verburg via Getty Images

Als klassisches Beispiel für eine funktionierende Mischkultur gilt die von den indigenen Völkern Mittelamerikas entwickelte "Milpa". Dabei kombiniert man Mais, Kürbisse und Stangenbohnen oder Erbsen auf einem Beet.

Der aufwachsende Mais dient den Bohnen/Erbsen als Rankhilfe, während der Kürbis mit seinen breiten Blättern den Boden vor Austrocknung und Erosion schützt sowie das Unkraut zurückhält.

Die Bohnen/Erbsen liefern dem Mais und dem Kürbis Stickstoff. Denn als Leguminosen sind sie über eine Symbiose mit Knöllchenbakterien in der Lage, den Stickstoff der Luft zu binden und verfügbar zu machen.

Planung ist also das A und O einer gut funktionierenden Mischkultur. Oberstes Ziel dabei ist es, die Unterschiedlichkeit der Pflanzen möglichst positiv zu nutzen. Man sollte nach Möglichkeit eine ausgewogene Mischung aus Stark- und Schwachzehrern, Tief- und Flachwurzlern, Blatt- und Wurzelgemüsen sowie langsam- und schnellwachsenden Kulturen finden. Darüber hinaus gilt es, die zahlreichen Wechselwirkungen zwischen den Pflanzen zu beachten: Denn es gibt Pflanzen, die gut miteinander klarkommen, und solche, die sich weniger gut vertragen.

Zwei Reihen mit Gurkenpflanzen, dazwischen ein roter Blattsalat
Gurke und Salat kommen auf dem Beet sehr gut miteinander aus.
Quelle: Aygul Bulte via Getty Images

Das liegt vor allem an den unterschiedlichen Stoffen, die die Pflanzen durch die Wurzeln, die Blätter oder die Blüten an die Umgebung abgeben. Das Wissen darüber haben Gärtnerinnen und Gärtner über Jahrhunderte zusammengetragen. Es ist in zahlreichen Gartenratgebern zu finden. Einige Beispiele für positive Wechselwirkungen sind in der Tabelle unten genannt. Eine gute Übersicht, die aufzeigt, welche Pflanzen mit welchen anderen gut können und mit welchen nicht, gibt es außerdem auf der Internetseite des Verbands der Gartenbauvereine in Deutschland (siehe Weitere Informationen).

Die in der Gartenliteratur beschriebenen Wechselwirkungen und Effekte sind nach Meinung der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) jedoch nicht immer und überall gleichermaßen zu beobachten. Faktoren wie der Standort, die Licht- und Bodenverhältnisse sowie die von den Gärtnerinnen und Gärtnern durchgeführten Pflegemaßnahmen spielen laut LWG in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Für Mischkulturgärtnerinnen und Mischkulturgärtner gilt daher: Probieren geht über Studieren!

In der Gartenliteratur beschriebene Beispiele für positive Wechselbeziehungen zwischen Kulturen

Möhren und Zwiebeln oder Lauch

Gegenseitiger Schutz vor Möhren- und Zwiebelfliege sowie Lauchmotte, tiefwurzelnde Möhre und  die Flachwurzler Zwiebel und Lauch ergänzen sich gut in ihren Platzansprüchen

Schnittsellerie und Kohl

Sellerie schützt Kohl vor Erdflöhen und Raupen

Kresse und Radieschen

Kresse hat positive Wirkung auf das Aroma von Radieschen

Koriander oder Kümmel und Kartoffeln

Koriander und Kümmel haben positive Wirkung auf das Aroma der Kartoffeln

Bohnenkraut und Buschbohnen

Bohnenkraut schütz vor Schwarzer Bohnenblattlaus und fördert das Aroma der Bohnen

Familienzwist vermeiden

Wie immer im Gemüsebau gilt auch bei Mischkulturen die Regel: Bis Kulturarten derselben Pflanzenfamilie wieder auf dem gleichen Beet angebaut werden dürfen, müssen Anbaupausen eingehalten werden. Das hat folgenden Grund: Schädlinge und Krankheiten, die typischerweise auf der Kulturpflanze auftreten, würden sich über die Jahre immer stärker vermehren. Ebenso die mit der Kulturpflanze vergesellschafteten Unkrautarten. Der Boden würde zudem sehr einseitig beansprucht und die Bodenfruchtbarkeit langfristig abnehmen.

Wo liegen die Vorteile einer Mischkultur?

Ein Vorteil einer gut geplanten Mischkultur ist, dass die im Boden vorhandenen Pflanzennährstoffe meist besser ausgenutzt werden als in einem Beet, in dem nur Pflanzen einer Art wachsen. Das liegt daran, dass die Kulturen in einem Mischkulturbeet unterschiedliche Nährstoffansprüche haben und den Boden unterschiedlich tief durchwurzeln. Durch die verschiedenen Wuchsformen und Reifezeiten kann in einem Mischkulturbeet meist auch die zur Verfügung stehende Bodenfläche effektiver genutzt werden, was nicht selten zu höheren Erträgen führt.

Schönes altes Bauernhaus, davor ein üppiger Bauerngarten mit Gemüse, Kräutern und Blumen
In den klassischen Bauerngärten wird das Prinzip der Mischkultur häufig angewendet.
Quelle: ZambeziShark via Getty Images

Ein weiterer Vorteil von Mischkulturen ist: Sie bedecken die Bodenoberfläche während der gesamten Vegetationszeit meist besser als "normale" Gemüsebeete. So kann beispielsweise in einer Mischkultur der Raum zwischen zwei Reihen mit langsam wachsenden Kulturen (Mais, Sellerie oder Fenchel) durch schnellwachsende Arten wie Radieschen oder Spinat gefüllt werden. Dann, wenn die langsam wachsenden Pflanzen größer sind und mit ihren Blättern beginnen, die Reihen zu schließen, sind die Radieschen und der Spinat schon abgeerntet. Auch die unterschiedlichen Wuchsformen der Kulturen auf einem Beet führen dazu, dass der Boden besser bedeckt wird.

Diese gleichmäßige Pflanzendecke vermindert nicht nur das Aufkommen von Unkraut, es hält den Boden auch feucht und krümelig und wirkt dem oberflächlichen Abtrag fruchtbarer Erde durch Wind und Wasser (Bodenerosion) entgegen. Wer die oben beschriebenen positiven Wechselwirkungen der Pflanzen gut zu nutzen weiß, kann außerdem den Krankheits- und Schädlingsbefall wirkungsvoll reduzieren.

Ein bunt gemischter Gemüsegarten, in dem hier und dort farbenfrohe Sommerblumen und Stauden zum Vorschein treten, besticht nicht zuletzt auch wegen seiner Schönheit. Man denke an die typischen Bauerngärten mit ihren farbenfrohen Sommerblumen und Stauden.

Was sind die Nachteile einer Mischkultur?

Einer der wesentlichen Nachteile der Mischkultur ist, dass sie komplizierter und aufwändiger in der Planung ist. Es bedarf meist sehr viel Zeit, Geduld und Experimentierfreude, bis man herausgefunden hat, welche Pflanzenmischungen für den gewählten Standort die besten sind.

Wer noch gar keine Erfahrung mit dem Anbau von Gemüse und Kräutern im eigenen Garten hat, sollte daher nicht unbedingt mit der Mischkultur beginnen. Für Anfängerinnen und Anfänger empfiehlt sich erstmal der Anbau nach dem Prinzip Fruchtwechsel – mit jeweils einer Gemüseart je Beet. Nach einiger Zeit kann man dann peu à peu dazu übergehen, auf einem kleinen Teil der Beete eine Mischkultur auszuprobieren. Um ein Gefühl für das Nebeneinander von Pflanzen zu erhalten, kann man auch ganz einfach mal verschiedene Pflanzenart nebeneinander säen und beobachten, was passiert.

Ein sehr häufiger Fehler im Mischkulturanbau ist, dass die Pflanzen zu dicht nebeneinander im Beet stehen und sich dadurch gegenseitig Licht und Raum nehmen. Zu eng stehende Pflanzen bilden häufig lange, schwache Triebe und sind anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Um eine zu dichte Saat zu vermeiden, sollte man sich daher schon vor der Saat/Pflanzung über die endgültige Größe der Kulturpflanze informieren und dies bei der Planung des Standraums berücksichtigen.

Nicht selten wird auch vergessen, Kulturen mit kürzerer Kulturzeit, die zwischen den Reihen mit langlebigeren Pflanzen gesät wurden, rechtzeitig zu ernten. Das führt dazu, dass sie ab einem gewissen Zeitpunkt das Wachstum der Hauptkultur hemmen, indem sie Standraum und Nährstoffe beanspruchen.

Und auch bei der Ernte muss man in der Mischkultur in der Regel mehr achtgeben: Denn während einige Kulturen erntereif sind, befinden sich die nebenstehenden noch im Wachstum und sollten durch die Ernte nach Möglichkeit nicht verletzt werden.

Letzte Aktualisierung: 7. Februar 2024


Weitere Informationen

Verband der Gartenbauvereine in Deutschland (VGiD): Gemüsegarten – Mischkulturen

Mikro Landwirtschaft - gemeinschaftlicher Gemüseanbau e.V.: Beispiele für Mischkultur-Anbaupläne


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