Imkern für Anfänger
Imkern kann man im Garten oder auf dem Balkon – auch in der Stadt. Wer mit diesem Hobby liebäugelt, sollte sich jedoch vorher gut informieren.
Die Zahl der Imkerinnen und Imker in Deutschland hat in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich zugenommen. Besonders in den Städten beziehungsweise im städtischen Umland wächst die Gemeinde der Bienenbegeisterten stark an. Immer mehr Initiativen setzen sich für eine urbane Bienenhaltung ein und erreichen damit zunehmend mehr junge Menschen. Diesen geht es bei der Imkerei weniger um die Erzeugung und den Verkauf von Honig, sondern mehr darum, ein Stück Natur hautnah zu erleben. Bienen üben seit jeher eine besondere Faszination auf uns Menschen aus. Und die wächst, je mehr man sich mit diesen erstaunlichen Wesen auseinandersetzt.
Wer sich für das Hobbyimkern interessiert, aber noch nie mit Honigbienen zu tun hatte, für den stellen sich anfangs sehr viele Fragen – zum Beispiel: Wo darf ich mein Bienenvolk aufstellen? Geht das auch auf dem Balkon oder der Terrasse meiner Mietwohnung? Wie zeitaufwändig ist das Imkern als Hobby? Woher bekomme ich Bienen? Welche Ausrüstung brauche ich und wie hoch sind die Kosten dafür?
Im Folgenden geben wir Antworten auf einige grundlegende Fragen. Der vorliegende Beitrag kann jedoch allenfalls als Einstiegsinfo für Interessierte gesehen werden. Das Thema Imkern beziehungsweise Bienenhaltung füllt ganze Bücher. Und das nicht ohne Grund, denn die Lebensweise eines Bienenvolkes ist komplex, und es gibt vielfältige Möglichkeiten, Bienen zu halten. Interessierte verweisen wir daher dringend auf die einschlägige Literatur zu diesem Thema. Darüber hinaus sollte man unbedingt einen Imkerkurs besuchen. Auf diese Weise kommt man erstmals in Kontakt mit den Tieren und kann dann entscheiden, ob Imkern tatsächlich das richtige Hobby ist. Die Kurse werden in der Regel von den Imkereivereinen angeboten. Links dazu finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Wo dürfen Bienen gehalten werden?
Grundsätzlich darf jeder beziehungsweise jede in Deutschland Honigbienen halten. Am einfachsten ist es, wenn man die Bienen auf dem eigenen Grundstück hält. Eine behördliche Genehmigung ist dafür nicht notwendig. Es wird aber dennoch empfohlen, beim örtlichen Amt nachzufragen, ob in speziellen Wohngebieten Genehmigungen zum Halten von Bienen nötig sind oder ob der Bebauungsplan die Bienenhaltung an diesem Ort grundsätzlich verbietet.
Wer kein eigenes Grundstück hat, muss vorher die Genehmigung des Grundstücksbesitzers oder des Vermietenden einholen, um seine Beuten – so nennt man die "Häuser", in denen die Bienen gehalten werden – aufstellen zu dürfen.
Es wird außerdem empfohlen, die Nachbarn frühzeitig über das Vorhaben zu informieren und ihr Okay einzuholen. Dies gilt vor allem für dichtbesiedelte Wohngebiete. Anders als Wespen sind Bienen zwar nicht lästig und nur selten aggressiv. Diese Unterschiede sind aber nicht immer jedem bekannt. Hier bedarf es häufig Aufklärungsarbeit seitens der Imkernden.
Kann man Bienen in der Stadt überhaupt halten?
Anders als oft angenommen, können Bienen außerordentlich gut in Städten leben. Denn dort finden sie heute ein meist abwechslungsreicheres und vor allem konstanteres Angebot an Nektar und Pollen als in vielen ländlichen Regionen, wo häufig eine intensive Landwirtschaft und nur wenige Blühpflanzen das Bild bestimmen. In Städten kommen in der Regel auch sehr viel weniger Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, die die Tiere in ihrer Gesundheit und Orientierung beeinträchtigen können.
Häufig werden Bedenken geäußert, dass Stadthonig stärker mit Schadstoffen belastet sei. Untersuchungen zeigen jedoch, dass Stadthonig in der Qualität einem Landhonig in nichts nachsteht.
Was sind ideale Standorte für die Bienenhaltung?
Aufgestellt werden können die Beuten sehr gut im Garten, aber auch auf dem Balkon oder auf einem Flachdach. Solch luftige Höhen werden von den Bienen, die in freier Natur auch eher höhergelegene Behausungen wählen, sehr geschätzt.
Da Bienen einen Flugradius von bis zu drei Kilometern haben, finden sie fast immer Nahrung in der Umgebung. Am besten geht es Bienen aber dort, wo sie das ganze Jahr über ein konstantes und vielseitiges Angebot an nektar- und pollenliefernden Pflanzen vorfinden. Von Vorteil ist es daher, wenn ein Park oder blütenreiche Hausgärten in direkter Nähe liegen. Dann müssen die Tiere weniger Energie und Zeit fürs Fliegen aufwenden.
Die Bienenbehausung sollte so aufgestellt werden, dass die Bienen frei ein- und ausfliegen können und dabei niemanden stören. Besonders günstig sind Standorte, die im Winter von der Mittagssonne beschienen werden und an denen der Schnee schnell schmilzt. Außerdem sollte der Bienenstock vor kalten Winden geschützt werden.
Welche Haltungsform ist die geeignete?
Die gewünschte Haltungsform entscheidet letztlich darüber, welche Beute sich Imkernde anschaffen sollten – ein sehr komplexes Thema, zu dem sich in Imkerei-Ratgebern eine Fülle von Informationen finden lässt.
Grob gesagt gibt es in der Bienenhaltung sehr intensive und sehr extensive Haltungsformen – mit zahlreichen Übergangsformen, auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden kann. Die sehr intensiven Haltungsformen sind auf hohen Honigertrag ausgelegt. Dafür werden in der Regel sogenannte Magazinbeuten verwendet, die häufig in mehreren Etagen übereinanderstehen.
Mit ausgeklügelten Vorrichtungen und Vorgehensweisen versuchen die Magazinimkernden die Honigproduktion zu forcieren. So wird zum Beispiel bei der Magazinimkerei meist das Schwärmen der Bienen unterdrückt und nicht selten werden separat gezüchtete Königinnen eingesetzt – solche, die nicht in ihrem eigenen Volk aufgewachsen sind. Durch die Verwendung vorgefertigter Mittelwände aus Wachs erreicht man überdies, dass die Bienen nicht zu viel Zeit und Energie in den Wabenbau stecken, sondern mehr in die Honigproduktion.
Die intensive Magazinimkerei eignet sich für Imkernde, die Wert auf viel Honig legen. Über den Verkauf des Honigs können sie Geld verdienen, um die Materialkosten zu decken. In seltenen Fällen bleibt auch ein kleines Einkommen – die wenigsten können allerdings von der Imkerei leben.
Je intensiver die Magazinimkerei betrieben wird, umso aufwändiger ist sie und umso mehr Fachwissen wird dafür benötigt. Es muss ein umfangreiches Equipment angeschafft werden, außerdem ist ein Raum für die Lagerung der Gerätschaften und das Schleudern des Honigs nötig.
Für Einsteigerinnen und Einsteiger sind eher Haltungsformen zu empfehlen, die einfach in der Handhabung sind und wenig Zeit in Anspruch nehmen. Für viele von ihnen steht ja nicht unbedingt der Honigertrag im Vordergrund – oder zumindest am Anfang noch nicht. Häufig ist es vor allem die Faszination für die Bienen und nicht selten auch der Wunsch, einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten, der sie antreibt mit der Imkerei zu beginnen. Wenn dann noch etwas Honig für den Eigenverbrauch anfällt, umso besser. Für Einsteigerinnen und Einsteiger mit derartigen Vorstellungen bieten sich daher vor allem extensive Haltungsformen an, wie zum Beispiel die "Bienenkiste".
Die Bienenhaltung in der "Bienenkiste" ist sehr viel weniger arbeits- und materialaufwändig als die (intensive) Magazinimkerei. Mit etwas handwerklichem Geschick kann man die "Bienenkiste" auch selbst bauen. Auf bienenkiste.de gibt es dafür eine Open Source-Anleitung.
Diese Haltungsform gilt als besonders tiergerecht, weil sie die Honigbienen so wenig wie möglich in ihrem natürlichen Verhalten einschränkt. So stellt man den Tieren hier zum Bau der Waben nur so viel technische Hilfsmittel zur Verfügung wie unbedingt nötig und die Vermehrung findet meist auf natürliche Weise über das Schwärmen statt. Weil der Honigertrag nicht im Vordergrund steht, wird beim Imkern mit der Bienenkiste in der Regel auch nicht zugefüttert. Das heißt, man belässt so viel bieneneigenen Honig im Stock, dass die Tiere den Winter damit überleben können.
Im Bedarfsfall gibt es aber auch in der Bienenkiste die Möglichkeit, mit Zuckerlösung zuzufüttern. Das ist zum Beispiel dann nötig, wenn die Bienen in der Umgebung nicht ausreichend Trachtpflanzen finden, oder die Witterung nicht mitspielt.
Welche Ausrüstung benötigt man?
Beuten kann man neu oder gebraucht kaufen oder nach Anleitung selbst bauen – wie das zum Beispiel bei der "Bienenkiste" der Fall ist. Die oben beschriebene "Bienenkiste" besteht, wie die meisten Anfängermodelle, aus Holz. Magazinbeuten werden aus Holz oder aus Kunststoff gefertigt.
Neben der Beute brauchen Imkerinnen und Imker noch verschiedene andere Dinge. Unverzichtbar ist der Stockmeißel. Mit ihm trennt man verkittete Waben oder entfernt Propolis, den Kittharz, der den Bienen dazu dient, Ritzen und Löcher in der Beute abzudichten. Ein Handbesen sollte immer verfügbar sein, um die Bienen von den Waben abfegen zu können – beispielsweise zur Honigernte. Mit einem Smoker erzeugen Imkernde Rauch, der die Bienen dazu bringt, auf der Wabe sitzenzubleiben, wenn an der Beute gearbeitet wird. Zum eigenen Schutz werden außerdem noch ein weißer Schutzanzug, ein Schleier und eventuell Handschuhe benötigt.
Für die Honigernte braucht man Siebe und Eimer. Wer professioneller mit Magazinbeuten arbeitet und mehr Honig ernten möchte, für den empfiehlt sich die Anschaffung einer Honigschleuder.
Woher bekommt man Bienen?
Wer Mitglied in einem Imkerverein ist, kann sich für die Vermittlung eines Bienenvolkes meist an die regionalen Ortsgruppen der Vereine wenden. Völker bekommt man außerdem über entsprechende Plattformen im Internet. Oft handelt es sich bei den dort gemachten Angeboten um künstlich erzeugte Schwärme. Das heißt, Imkerinnen und Imker machen von ihren Völkern sogenannte Ableger und verkaufen diesen zusammen mit einer separat gezüchteten Königin.
Wer Wert auf ein Bienenvolk legt, das über natürlichen Schwarmtrieb entstanden ist, kann sich an das Netzwerk von Mellifera wenden. Über die Schwarmbörse des Netzwerks werden Naturschwärme vermittelt. Anfänger und Anfängerinnen werden dort oft bevorzugt behandelt. Voraussetzung für diese Vermittlung ist die Mitgliedschaft im Verein Mellifera und die Zusage, dass man wesensgemäß imkert. Die oben beschriebene Imkerei in der "Bienenkiste" ist zum Beispiel eine solche wesensgemäße Imkerei.
Wie viel Zeit nimmt die Bienenhaltung in Anspruch?
Das lässt sich pauschal kaum beantworten, da es sehr davon abhängt, wie viele Bienenvölker man hat und vor allem in welcher Weise man die Tiere hält. So nimmt zum Beispiel die sehr extensive Haltung von Bienen in der "Bienenkiste" sehr viel weniger Zeit in Anspruch als die sehr intensive Magazinhaltung. Der Verband Mellifera gibt für die "Bienenkiste" etwa 15 Stunden pro Jahr und Volk an. Der überwiegende Teil der Arbeit fällt in die Monate Mai bis Juli.
Mit welchem Honigertrag kann man rechnen?
Das ist schwer zu sagen, denn auch das hängt davon ab, wie intensiv man die Bienenhaltung betreibt. Für die sehr extensive "Bienenkiste" wird eine Ernte von rund 15 Kilogramm Honig (das entspricht 30 Honiggläsern) pro Bienenvolk und Jahr angegeben. Dazu kommen etwa 750 Gramm Bienenwachs.
Muss man die Bienen irgendwo anmelden?
Jede Bienenhalterin beziehungsweise jeder Bienenhalter ist verpflichtet, seine Bienen beim örtlichen Veterinäramt und in einigen Bundesländern auch bei der Tierseuchenkasse zu melden – selbst dann, wenn er oder sie nur ein Volk hat. Dadurch können geringe Kosten entstehen. Die Meldung ist einmal jährlich zu aktualisieren.
Diese Meldungen sind sehr wichtig, damit die Behörden im Seuchenfall schnell eingreifen können. Werden diese Vorgaben nicht eingehalten, kann es im Tierseuchenfall zu Bußgeldern und Schadensersatzforderungen kommen.
Welche rechtlichen Vorgaben müssen beachtet werden?
Auch Hobbyimkernde sollten sich darüber bewusst sein, dass es eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen gibt, die es im Fall der Fälle zu beachten gilt – wie etwa das Tierseuchenrecht oder Vorgaben zur Gewinnung, Abfüllung, Etikettierung und Vermarktung von Honig und anderen Imkereiprodukten. Eine Übersicht, welche dies sind und wo sie zu finden sind, bietet die Website der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau: Gesetze und Rechtsvorschriften für Imker.
Muss man Mitglied in einem Imkerverein oder -verband werden?
Nein, muss man nicht. Es wird aber empfohlen. Denn dort kann man sich mit Gleichgesinnten austauschen und fachlichen Rat einholen. Imkervereine bieten für ihre Mitglieder in der Regel auch kostenlose Schulungen und Beratungen sowie Haftpflichtversicherungen an.
Der mitgliedsstärkste Imkerverband in Deutschland ist der Deutsche Imkerbund e. V. (D.I.B.), mit seinen zahlreichen Landesverbänden. Daneben gibt es mit Mellifera e. V. einen Verband, der sich für eine "wesensgemäße Bienenhaltung" einsetzt, welche sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks orientiert.
Letzte Aktualisierung: 10. Juli 2024
Weitere Informationen
Fachzentrum Bienen LWG Bayern, Einstiegsinfo
Oekolandbau.de: Wildbiene des Monats
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Bienen halten, aber wie? Rechtliche Regelungen