Pflegeleichte Gartengehölze - Fit ohne Schnitt
Reichtragende Obstgehölze sind eine feine Sache. Auch wunderschöne Ziergehölze gibt es viele. Wenn da nicht die Sache mit dem Schnitt wäre.
Bäume und Sträucher regelmäßig so in Form zu bringen, dass sie mit einem üppigen Blüten- beziehungsweise Fruchtbesatz aufwarten, das erscheint vielen Menschen zu kompliziert und zeitaufwändig. Es geht aber auch anders, und das sogar sehr gut. Denn eine erfreulich große Zahl attraktiver Gartengehölze kommt komplett ohne Schnitt aus. Noch dazu benötigen die meisten der im Folgenden erwähnten Arten von Natur aus wenig Platz, oder es sind zumindest kompakt wachsende Sorten der jeweiligen Art im Handel erhältlich.
Elegant und exotisch
Einfach überwältigend schön sind die bis zu 25 Zentimeter großen Blüten der Strauch-Pfingstrosen (Paeonia × suffruticosa, P. rockii, P. delavayi, P. lutea). Mit ihrem malerischen Wuchs sind sie prachtvolle Solitärgehölze und den etwas höheren Preis bei der Anschaffung definitiv wert. Schneiden ist hier nicht nur nicht nötig, sondern geradezu verpönt: Besser als die Natur bekommt man das elegante Erscheinungsbild kaum hin. Hacken im Wurzelbereich sollte man ebenfalls tunlichst unterlassen.
Auch einige Klassiker unter den Ziergehölzen werden umso schöner, je mehr man sie in Ruhe lässt – beispielsweise Magnolien (wie Magnolia stellata, M. liliiflora, M. soulangeana), Blumen-Hartriegel (Cornus florida, C. kousa) und die in zarten bis leuchtenden Farben erblühenden Azaleen und Rhododendren.
Rhododendron für kalkhaltigen Boden
Die immergrünen Ziergehölze bevorzugen eigentlich saure Böden mit einem pH-Wert von 4,5 bis 5,5. Normale Gartenböden haben aber in der Regel einen höheren pH-Wert. Zum Glück ist das längst kein Hindernis mehr, denn nahezu jede Baumschule hat sogenannte Inkarho®-Rhododendren im Angebot. Die Abkürzung steht für "Interessengemeinschaft kalktoleranter Rhododendronunterlagen". Es handelt sich um ganz normale Rhododendron-Sorten, die auf kalktolerante Wurzelballen veredelt wurden, und dadurch auch in normaler Gartenerde gedeihen. Tipp: Wer seinen Pflanzen ein "kleines Schmankerl" gönnen möchte, füllt das Pflanzloch beim Setzen des Gehölzes dennoch mit Rhododendron-Erde auf.
Zu letzteren passen auch diverse weniger verbreitete, aber ebenfalls immergrüne Blütengehölze wie die Lavendelheide (Pieris japonica), die Glanzmispel (Photinia fraseri), die wunderbare Breitblättrige Lorbeerrose (Kalmia latifolia) oder die dank ihrer attraktiven Blütenknospen scheinbar dauerblühende Skimmie (Skimmia japonica).
Wie Rhododendren und Azaleen lieben sie sauren Boden – Bedingungen, die sich besonders einfach im Kübel, aber durchaus auch im Freiland herstellen lassen: Rhododendron-Erde ins Pflanzloch geben, Rhododendron-Dünger verwenden und aufkeimendem Unkraut mit einer Lage Rindenmulch vorbeugen.
Nicht immergrün, aber sowohl in Sachen Boden-pH-Wert passend als auch optisch eine schöne Ergänzung sind der grazil anmutende Schneeglöckchenbaum (Halesia monticola) und die zudem mit einer prächtigen Herbstfärbung aufwartende Prachtglocke (Enkianthus campanulatus). Mit den genannten Arten lässt sich der Blütezeitraum von April bis Anfang Juli wunderbar abdecken.
Natürlich schön
Blüten müssen nicht bombastisch und plakativ sein, um zu wirken. Gerade im zeitigen Frühjahr blühende Gehölze bringen oft eher kleinere Blüten hervor, diese aber in so großer Zahl und von solchem Liebreiz, dass sie sich dennoch einer großen Fangemeinde erfreuen. Ein Schmuckstück auch für kleine Gärten ist zum Beispiel die bereits ab Januar blühende Zaubernuss (Hamamelis × intermedia). Ihre gelb, orange oder rot glühenden Fransenblüten lassen den noch winterkahlen Garten leuchten – und im Herbst legt der schnittlos schöne Kleinstrauch mit einer intensiven Blattfärbung nach. Er passt sehr gut zu naturnahen Gestaltungen und gedeiht sogar im Kübel auf dem Balkon.
Ebenfalls ein Frühstarter ist die Winterblüte (Chimonanthus praecox). Ihre duftenden gelben Blütenglöckchen mit der roten Mitte öffnen sich mitunter schon im Dezember. Der liebliche Strauch kann bis zu drei Meter hoch und zwei Meter breit werden, wächst aber langsam – und benötigt zwar keinen Schnitt, verträgt ihn aber, falls man ihn doch einmal stutzen möchte. Das gleiche gilt für die im März blühende Scheinhasel (Corylopsis pauciflora), die gerade mal 1,5 Meter hoch und breit wird. Ihre pastellgelben Glockenblüten duften zart und erscheinen in auffälligen Trauben.
Eine bei uns heimische, aber in der Natur leider selten gewordene Schönheit ist der Seidelbast (Daphne mezereum): Ab Februar öffnen sich die stark duftenden dunkelrosafarbenen Blüten, ab Juni trägt der schlanke Winzling (circa 1,5-mal ein Meter) auffällige rote Beeren. Nichts für Gärten, in denen Kinder spielen, da er in allen Teilen stark giftig ist, sonst aber ein echter Blickfang und Nasenschmeichler.
Zauberhafter Zierapfel
Weiße bis rosarote Blüten im Frühjahr, prächtig verfärbtes Laub und hübsche kleine Äpfel im Herbst: Zieräpfel wie 'Red Sentinel' (Blüte weiß, Früchte tief-rot) oder 'Evereste' (Blüte weiß-rosa, Früchte orangerot) sind eine Wucht – und das im Gegensatz zu gewöhnlichen Apfelbäumen auch ohne regelmäßigen Schnitt. In Form von Gelee sind die kleinen Früchte des Zierapfels sogar essbar.
Obstgehölze ohne Schnitt
Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumenbaum verlangen nach einem regelmäßigen Schnitt. Anders sieht es bei zahlreichen Wildobstgehölzen aus. Ein echtes Multitalent ist zum Beispiel die Kupfer-Felsenbirne (Amelanchier lamarckii), die sowohl in moderne als auch in naturnahe Gärten passt. Ihr Wuchs ist auch ohne Schnitt wunderbar harmonisch. Im April hüllt sie sich in herrliche weiße Blüten. Im Hochsommer liefert sie köstliche Früchte, die man entweder direkt vom Strauch naschen oder weiterverarbeiten kann – und im Herbst verabschiedet sie sich mit einem wahren Farbenfeuerwerk.
Auch die in zahlreichen Sorten erhältliche Kornelkirsche (Cornus mas) ist in naturnah gestalteten Gärten ein gern gesehener Gast. Ihre gelben Blüten öffnen sich oft schon im Februar und ab August schmückt sie sich mit länglichen bis runden rot glänzenden Steinfrüchten, die gerne zu Gelee, Kompott oder Likör verarbeitet werden.
Auf dieselbe Weise verwendet man die Früchte der auch als Vogelbeere bekannten Eberesche (Sorbus aucuparia), vor allem die großen und besonders süßen Früchte von Sorbus aucuparia var. edulis. Die im Fruchtfleisch enthaltenen Bitterstoffe werden – wie bei der im Frühjahr weiß blühenden, herrlich anzusehenden Schlehe (Prunus spinosa) – durch Frosteinwirkung abgebaut.
Letzte Aktualisierung: 8. Mai 2024