Sonnenbrand und Hitzeschäden an Obst- und Gemüsepflanzen
Bei zu starker Sonnenstrahlung können Pflanzen – wie wir Menschen – einen Sonnenbrand bekommen. Was ist zu tun und wie lässt er sich vermeiden?
Pflanzen brauchen die Sonne als Energiequelle. Sie nutzen das Licht, um Wasser und Kohlenstoffdioxid zu Glucose und Sauerstoff umzuwandeln. Viel Licht ist für diesen Vorgang – die Photosynthese – nicht notwendig, ein bewölkter Himmel reicht bereits aus. Doch was passiert, wenn die Sonne bei wolkenlosem Himmel und hohen Temperaturen über längere Zeit auf unsere Nutzpflanzen im Garten scheint? Pflanzen können sich nicht selbstständig in den Schatten begeben und sich auf diese Weise schützen. Sonnenbrand und Hitzeschäden sind die Folge.
Wie reagieren Pflanzen auf Hitze?
Bei Hitze gerät der Zellstoffwechsel der Pflanzen aus dem Gleichgewicht, die Photosynthese ist beeinträchtigt und damit auch das Wachstum. Die Transpiration über die Blätter ist erhöht, die Pflanze "schwitzt", ähnlich wie der Mensch, um sich abzukühlen. Dadurch geht Wasser verloren und die Pflanzenblätter werden schlapp. Kommt kein Wasser nach, schließt die Pflanze die Spaltöffnungen in den Blättern, der Gasaustausch ist reduziert und weiteres Wasser aus dem Boden kommt nicht mehr nach.
Auch die Sonnenstrahlung selbst wird im Zuge des Klimawandels zunehmend intensiver. Durch das starke Licht erhitzt sich das Pflanzengewebe deutlich, das kann insbesondere auf der sonnenzugewandten Seite Schäden verursachen.
Bei Lufttemperaturen über etwa 38 Grad Celsius und starker Sonnenstrahlung zeigt sich irgendwann ein Sonnenbrand: helle ockerfarbene bis braune Flecken an den Blättern – häufig an den Blatträndern – oder helle Verfärbungen an den Früchten von Obst und Gemüse. Das geschädigte Pflanzengewebe vertrocknet und stirbt ab.
Wie erkenne ich Sonnenbrand an Pflanzen und Früchten?
Beim Gemüse zeigen sich Hitzeschäden unter anderem durch allgemeine Wachstumsstörungen. Die Blätter rollen sich an den Rändern ein und die Blüten fallen ab. Bei Fruchtgemüse, wie Tomaten und Zucchini kann es zur sogenannten Blütenendfäule kommen. Sie zeigt sich unter anderem durch schwarze, faule Stellen auf den Tomatenfrüchten, die etwas eingesunken sind und einer Pilzerkrankung ähnlich sehen. Die Flecken liegen da, wo früher die Blüte war, also gegenüber dem Stielansatz. Zucchini- und Gurkenpflanzen leiden zudem häufig an Echtem Mehltau als Folgeerkrankung des beschädigten Gewebes.
Im Obstgarten sind vor allem rote oder dunkelrote Beeren wie Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und Brombeeren gefährdet. Oft werden sie durch die Hitze auf einer Seite weich, verfärben sich hell und fallen schließlich ab. Später im Jahr sind dann weitere dunkle Früchte betroffen, etwa rote Tafeltrauben und Pflaumen. Die dunklen Früchte absorbieren das Licht besonders gut und heizen sich noch intensiver auf. Bei Äpfeln zeigt sich ein Sonnenbrand durch faule, braune Stellen an den Früchten.
Wie kann man Sonnenbrand an Pflanzen und Früchten verhindern?
Wichtig ist, dass man bereits bei der Anlage des Gartens die unterschiedlichen Ansprüche der Obst- und Gemüsepflanzen an den Standort berücksichtigt. Pflanzen, die eher schattige Plätze bevorzugen, haben ein empfindlicheres Gewebe als solche, die gerne in der Sonne stehen. Auch Sortenunterschiede haben einen Einfluss, etwa bei Äpfeln oder bei Tomaten.
Wer viel schwitzt, sollte auch viel trinken – das gilt auch für Pflanzen. Sie müssen an heißen Sommertagen ausreichend und regelmäßig gegossen werden. Allerdings sollte man sie nie in der prallen Mittagssonne bewässern – unter anderem auch deshalb, weil Wassertropfen, die auf die Blätter gelangen, wie eine Lupe wirken und die Blätter zusätzlich verbrennen. Ein guter Zeitpunkt ist früh am Morgen, oder, wenn es nicht anders geht, auch abends (Achtung: In dem feucht-warmen Klima fühlen sich auch die Schnecken sehr wohl!). Am besten gießt man das Wasser direkt an die Wurzeln.
Wer sein Obst oder Gemüse in Kübeln hat, sollte Töpfe aus Ton bevorzugen. Sie halten die Feuchtigkeit besser als Töpfe aus Plastik, die sich schneller erhitzen und die Pflanzen dann schneller wieder Wasser benötigen.
Obst- und Gemüsepflanzen auf dem Balkon kann man mit der Markise vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Im Garten findet das Kübelobst Schutz unter Sonnenschirmen, Sonnensegeln oder im Schatten von größeren Bäumen. Empfindliche Gemüsepflanzen im Beet kann man mit einem Schattiergewebe oder Laken aus weißem Stoff bedecken, Obststräucher und -bäume mit einem Vogelschutznetz.
Bei Obstbäumen können bereits Lufttemperaturen von 30 bis 35 Grad in Kombination mit starker Sonneneinstrahlung Schäden im Baumgewebe verursachen. Insbesondere junge Obstbäume und solche in Südlage sind gefährdet. Schutz bietet ein sogenannter Weißanstrich des Stammes, der die Sonnenstrahlen reflektiert.
Der Sommerschnitt bei Apfelbäumen sollte so spät wie möglich erfolgen. Wenn er nicht unbedingt notwendig ist, kann er auch ganz entfallen. Dann kann das Laub den Früchten Schatten spenden und sie vor Sonnenbrand schützen.
Tipp: Wer seine Pflanzen nach dem Winter wieder ins Freie stellt, sollte sie erst an das Sonnenlicht gewöhnen. Am besten lässt man sie zwei bis drei Wochen im Halbschatten stehen, bevor man sie an den vorgesehenen Standort stellt.
Was macht man mit geschädigten Pflanzen und Früchten?
Matschige oder weiße Johannisbeeren und Brombeeren sollten abgepflückt und entsorgt werden, da sie Eintrittspforten für Fäulniserreger oder Schadpilze sind. Die Pflanzen müssen unbedingt weiter gegossen werden, gut ist auch eine Pflanzenjauche im Gießwasser, um sie zu stärken. Auch das Mulchen tut den Pflanzen gut. Bei Äpfeln kann man die matschig-braunen Stellen entfernen und den Rest essen, allerdings sind diese Äpfel nicht mehr so lecker. Sonnenbrand-geschädigte Tomatenfrüchte sollte man wegwerfen, sie schmecken nicht.
Treten Folgekrankheiten an den Pflanzen auf, wie etwa Mehltau an den Blättern, sollten die betroffenen Blätter abgeschnitten und entsorgt werden.
Welche Pflanzen eignen sich für die pralle Sonne?
Gemüsearten, die Hitze generell etwas besser vertragen als andere, sind zum Beispiel Auberginen, Paprika, Zwiebeln, Kürbis, Tomaten, Chili, Zucchini, Gurken, Süßkartoffeln, Artischocken und Mais.
Steinobst wie Aprikose und Pfirsich ist generell etwas wärmeliebender als andere Obstarten. Auch Quitten mögen trockene warme Standorte. Bei Äpfeln, Birnen und anderem Kulturobst kommt es sehr auf die Unterlage an, hier sollte man sich beim Kauf in einem Fachgeschäft beraten lassen. Generell scheinen jedoch Apfelsorten mit hellen Früchten weniger gefährdet zu sein. Für extrem trockene Standorte eignen sich zum Beispiel auch Schwarze Apfelbeere oder Mispel.
Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2024