Pflanzenschutz im heimischen Garten
Nicht nur der Erwerbsgartenbau hat mit Krankheiten und Schädlingen zu tun. Auch im heimischen Garten gilt es, das Gemüse und Obst vor einem Befall mit Krankheitserregern zu schützen.
Die Intensität des Pflanzenschutzes sowie die Frage, ob der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig ist, richtet sich nach der jeweiligen Zielsetzung und dem Umfang der wirtschaftlichen Nutzung: Denn auch für solche Gärten, die ausreichend Erträge für Haus und Küche erbringen sollen, gelten im Gegensatz zum Erwerbsgartenbau folgende drei Grundsätze:
- Einen gewissen Grad an Handarbeit nimmt man als Hobbygärtner oder Hobbygärtnerin aus Freude am Garten und der Natur gerne in Kauf.
- Der Anbau im heimischen Garten ist unabhängig von Vermarktungsvorschriften. Mängel bei der äußeren Qualität sind leichter hinzunehmen.
- Auf Höchsterträge kann verzichtet werden.
So lässt es sich im heimischen Garten viel leichter mit Schädlingen und Krankheiten leben als im Erwerbsanbau. Bevor man also den Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln in Erwägung zieht, ist eine Reihe von anderen Maßnahmen zu beachten:
Vorbeugender Pflanzenschutz
Auch wenn man sie nur selten zu Gesicht bekommt: In unseren Gärten gibt es unzählige nützliche Organismen unter den Insekten (wie Marienkäfer, Florfliegen oder Schwebfliegen) und Spinnen, aber auch unter den Vögeln (Meisen und Amseln) und Säugetieren (Igel und Spitzmäuse).
Diese zu fördern und zu erhalten, ist eine maßgebliche Aufgabe des vorbeugenden Pflanzenschutzes. Dazu gehört zum Beispiel, dass man
- Schlupfwinkel für Nützlinge schafft,
- den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel auf ein Mindestmaß reduziert,
- bei Verwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln nützlingsschonende Präparate vorzieht,
- einen gewissen Befall mit Schädlingen als Nahrungsquelle für die Nützlinge toleriert,
- blühende Pflanzen als Nahrungsquelle für Nützlinge anbaut und erhält,
- Laub-, Stein- oder Reisighaufen als Verstecke für Igel oder Wiesel anlegt,
- Nistkästen, Tränken und Winterfütterung für Vögel aufstellt.
Doch nicht nur Nützlinge helfen, unseren Garten von Schädlingen freizuhalten. Auch geeignete Kulturmaßnahmen und eine gezielte Beeinflussung des Kleinklimas tragen dazu bei. Das können Hobbygärtnernde zum Beispiel dafür tun:
- angepasste und widerstandsfähige Sorten auswählen,
- die Bodenbearbeitung auf das Nötigste beschränken, da bei intensivem Fräsen die Bodenstruktur erheblich verschlechtert werden kann,
- auf eine ganzjährige Bodenbedeckung achten und/oder Zwischenfrüchte anbauen, was die Bodenstruktur und das Bodenleben verbessert und den Unkrautwuchs vermindert,
- flächendeckend und ganzjährig mulchen, zum Beispiel mit Reisig, Stroh, Grasschnitt oder Rindenmulch; das hält den Boden feucht und unkrautfrei,
- auf Fruchtwechsel achten oder in Mischkultur anbauen; das verhindert, dass sich Schädlinge und Krankheiten einer Wirtspflanzenart dauerhaft etablieren können,
- das Kleinklima beeinflussen, zum Beispiel durch die Pflanzabstände, die Wahl der Pflanzen (eventuell in Mischkultur), den Einsatz von Vlies und Folien oder die Bewässerung.
Physikalische Verfahren
Das Absammeln oder mechanische Vernichten von Schaderregern ist zwar mühsam, aber im Hobbygarten immer noch eine sehr wirksame Methode. Gut absammeln lassen sich zum Beispiel Raupen, Kartoffelkäfer oder Schnecken. Schmetterlingseier oder Blattläuse können zerdrückt werden.
Auch das Aufsammeln vorzeitig abgefallener Früchte wie Äpfel oder Pflaumen zählt zu den physikalischen Verfahren und hilft, eine Ausbreitung zum Beispiel von Apfel- oder Pflaumenwickler zu unterbinden.
Weitere physikalische Verfahren sind:
- Netze zur Abwehr von Vögeln und Schadinsekten (wie Kohlfliege, Möhrenfliege, Lauchmotte),
- Drahtgeflecht gegen Wühlmäuse,
- Leimringe gegen Frostspanner,
- Vibrationen und Schall erzeugende Geräte sowie Vogelscheuchen zur Abwehr von Vögeln.
Biotechnische Verfahren
Bei den biotechnischen Verfahren macht man sich natürliche, chemische und physikalische Reize zunutze, die in der Entwicklung der Schädlinge, bei ihrer Nahrungssuche, ihrer Partnerwahl oder bei anderen Prozessen eine Rolle spielen, zum Beispiel:
- Leimtafeln (Gelb- oder Blautafeln) oder gefärbte Wasserschalen haben eine gewisse Lockwirkung auf Schadinsekten (auch für Prognosezwecke),
- Fraßlockstoffe und Köder: zum Beispiel Bierfallen für Schnecken,
- Sexualpheromonfallen werden mit dem weiblichen Sexuallockstoff bestimmter Schädlinge beködert und locken damit die männlichen Falter an.
Biologische Schädlingsbekämpfung
Darunter versteht man den Einsatz geeigneter, in Spezialbetrieben gezüchteter Nützlinge – zum Beispiel räuberische oder parasitäre Insekten – gegen Schadinsekten. Dieses Verfahren hat sich vor allem bei Schädlingen wie der Weißen Fliege, Spinnmilben, Blattläusen oder Thripsen in Gewächshäusern, Wintergärten oder am Blumenfenster bewährt. Bei der mikrobiologischen Schädlingsbekämpfung werden Krankheitserreger wie Pilze, Viren und Bakterien gegen schädliche Insekten eingesetzt.
Kräuterzubereitungen und natürliche Insektizide
Kräuterzubereitungen wie Tees, Brühen oder Jauchen werden vor allem beim biologischen Anbau wegen ihrer Düngewirkung und ihrer günstigen Wirkung auf die Widerstandskraft der Pflanzen, aber auch zur direkten Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten eingesetzt. Im Folgenden einige Beispiele:
Pflanze | Zubereitung als | Wirkung |
---|---|---|
Brennnessel | Jauche | zur Düngung und Stärkung |
Rainfarn | Tee, Brühe | gegen Mehltau, Rost und verschiedene Milben |
Wurm- und Adlerfarn | Jauche, Brühe | gegen Blattläuse |
Schachtelhalm | Jauche, Brühe | gegen Mehltau, Rost und Schorf |
Zu den natürlichen Insektiziden zählen die hochwirksamen Neem- und Pyrethrum-Präparate, die als amtlich geprüfte Pflanzenschutzmittel im Handel erhältlich sind. Phyrethrum wird aus den Blüten bestimmter Chrysanthemen Arten gewonnen und hat eine gute Wirkung gegen saugende und beißende Insekten. Neem Produkte – auf Basis des Wirkstoffes Azadirachtin – werden aus den Samen des Neembaumes hergestellt und wirken vorrangig fraßhemmend auf Schadinsekten.
Pflanzenstärkungsmittel
Pflanzenstärkungsmittel dienen dazu, die Widerstandskraft der Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen und sie vor nichtparasitären Beeinträchtigungen zu schützen. Es handelt sich um Stoffe, die als wirksame "Substanzen" mineralische oder pflanzliche Bestandteile, aber auch Mikroorganismen wie Bakterien (beispielsweise Bacillus subtilis) oder Pilze (beispielsweise Trichoderma-Arten) enthalten können.
Chemische Bekämpfung
Chemische Pflanzenschutzmittel sollten prinzipiell erst dann eingesetzt werden, wenn alle anderen bisher genannten Methoden ausgeschöpft sind. Dies gilt besonders für den heimischen Kleingarten, da hier sehr viele Kulturen neben- und untereinander stehen, sodass eine Abdrift auf Nachbarkulturen kaum zu vermeiden und die Einhaltung der vorgeschriebenen Wartezeiten sehr schwer ist.
Pflanzenschutzmittel dürfen im Haus- und Kleingartenbereich nur angewendet werden, wenn sie mit der Kennzeichnung "Anwendung durch nichtberufliche Anwender zulässig" oder (veraltet) "Anwendung im Haus- und Kleingartenbereich zulässig" versehen sind. Darüber hinaus sollten für den Hobbygarten angebotene Präparate nach folgenden Gesichtspunkten ausgewählt werden:
- möglichst kurze Wartezeiten für möglichst viele Kulturen,
- möglichst selektiv, das heißt nur gegen einen bestimmten Schädling wirksam.
Pflanzenschutzmittel für den Haus- und Kleingartenbereich sind im Gartenfachhandel erhältlich. Dort können Sie sich fachgerecht beraten lassen.
Letzte Aktualisierung: 29. August 2024