Zucker
Jeder Deutsche nimmt im Schnitt knapp 33 Kilogramm Zucker pro Jahr zu sich. Um diese Menge herzustellen, braucht man etwa 230 Zuckerrüben.
Rund vier Fünftel des weltweit erzeugten Zuckers ist Rohrzucker. Während außerhalb Europas fast ausschließlich Zuckerrohr geerntet wird, werden in der EU nur Zuckerrüben angebaut. Hauptanbauländer sind seit Jahren Frankreich, Deutschland und Polen.
Die EU-Zuckerquote
Bis Oktober 2017 regelte die europäische Zuckermarktordnung in einer festgelegten Quote, wie viel Zucker in Deutschland erzeugt werden durfte. Ziel war es, die Versorgung der heimischen Märkte zu sichern und die Hersteller in der EU vor den Mengen- und Preisschwankungen am Weltmarkt zu schützen und damit die Rentabilität des Rübenanbaus in der EU zu sichern. Durch die Abschaffung der Zuckerquote erhalten Landwirtinnen und Landwirte keine Mindestpreise mehr für ihre Rüben. Der Preis entsteht heute auf dem Weltmarkt.
Anbau
Für die Herstellung von einem Kilogramm reinem Zucker braucht man etwa sieben Zuckerrüben. Für diese Menge Rüben wird eine Anbaufläche von circa 0,8 Quadratmeter benötigt. Während der gesamten Wachstumsphase speichert die Rübe 17 bis 19 Prozent ihres Gewichts als Zucker ein.
Zuckerrüben wachsen am besten im warmen, gemäßigten Klima und mögen tiefgründige sandig-lehmigen Böden. Weniger geeignet sind sehr schwere, nasse und kalte Böden. Zuckerrüben sind sehr effektive Pflanzen, sie nutzen die Sonneneinstrahlung bis in den späten Herbst und wandeln die Sonnenenergie unter anderem in Zucker um.
Auch mit Wasser gehen Zuckerrüben im Vergleich zu anderen Kulturen sehr sparsam um. Nichtsdestotrotz sind sie auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen, um genügend Zucker in ihren Zellen einzulagern. Deshalb werden Zuckerrüben in vielen Regionen beregnet, um den Ertrag abzusichern.
Für viele landwirtschaftliche Betriebe ist der Zuckerrübenanbau eine wichtige Kultur. Ausgesät wird sie von Ende März bis Mitte April. Vorher stehen oft noch Zwischenfrüchte auf dem Acker. Sie speichern die im Boden enthaltenen Nährstoffe und schützen den Boden vor Erosion.
Für eine gute Jugendentwicklung brauchen die Zuckerrüben ausreichend Wärme zum Keimen, Frost mögen sie dagegen gar nicht. Nach der Aussaat wird das Zuckerrübenfeld mit einer Hacke mechanisch oder mit chemischem Pflanzenschutz behandelt, damit die ebenfalls auflaufenden Beikräuter nicht die Überhand gewinnen und die jungen Rübenpflanzen in ihrem Wachstum ausbremsen. Auf einem Hektar wachsen zwischen 80.000 und 100.000 Rübenpflanzen.
Ernte
Geerntet werden sie in der Regel ab Mitte September bis Ende Dezember mit einem Zuckerrübenvollernter. Diese hocheffektive Erntemaschine köpft die Blätter vom Wurzelkörper und rodet die Rüben. Danach werden sie am Feldrand kontrolliert zu einem Haufen aufgeschüttet – der sogenannten Zuckerrübenmiete.
Von dort aus werden sie zu festgelegten Zeitpunkten mit einem Überladeband in Transportfahrzeuge geladen und in die Zuckerrübenfabrik transportiert. Das Zudecken der Rübenmiete ab November mit einem Vlies vermindert die Zuckerverluste während der Lagerung.
Gewinnung
In der Zuckerfabrik werden die Rüben gewaschen und in kleine Rübenschnitzel geschnitten. Danach wird mithilfe von heißem Wasser der Zucker aus den Schnitzeln extrahiert. Der auf diesem Wege gewonnene Saft enthält etwa 13 bis 15 Prozent Zucker und wird weiter gereinigt, um die verbliebenen Nichtzuckerstoffe zu entfernen.
Durch Verdampfungskristallisation wird schließlich der Saft nach und nach eingedickt und solange gesiedet, bis ein zähflüssiger Sirup entsteht. In Kristallisatoren wird der Sirup vom Zucker getrennt. Der Zucker wird in einer Zentrifuge mit heißem Wasser gespült und dann getrocknet.
Verwendung
Von dem in Deutschland erzeugten Zucker werden 62 Prozent (Stand 2022/23) von Verarbeitungsbetrieben genutzt, vor allem in der Erfrischungsgetränke-, Süß- und Backwarenindustrie. Nur etwa neun Prozent wird in haushaltsüblichen Gebinden (meistens 1 Kilogramm-Packungen) als Raffinadezucker oder Weißzucker vermarktet – überwiegend über den Einzelhandel, aber auch über den Großhandel oder direkt an Endverbraucher. Auch werden nicht alle Zuckerrüben tatsächlich zu Zucker weiterverarbeitet.
So wurde im Wirtschaftsjahr 2022/23 2,8 Prozent der Rübenerntemenge an chemische und pharmazeutische Verarbeitungsbetriebe sowie Betriebe der Bioethanolherstellung abgesetzt. Für die Verwertung in der Biogasanlage werden ebenfalls Zuckerrüben angebaut, da Zucker hier schnelle Energie für die methanbildenden Bakterien liefert.
Nebenprodukte der Zuckerherstellung
Bei der Verarbeitung von Zuckerrüben fallen Nebenprodukte und Reststoffe an, aus denen sich viele weitere wertvolle Produkte herstellen lassen. So werden zum Beispiel die Rübenschnitzel als Futtermittel für Rinder, Schweine, Schafe und Pferde eingesetzt. Je nach Grad der Verarbeitung und Feuchte unterscheidet man hier zwischen Nassschnitzeln, Pressschnitzeln und Trockenschnitzeln.
Ebenso kann die Melasse – ein zähflüssiger dunkelbrauner Sirup, der nach der letzten Kristallisation zurückbleibt, einer sinnvollen Verwertung zugeführt werden. Sie wird überwiegend in der Nutztierfütterung eingesetzt, aber auch als Rohstoff in der Hefeindustrie, der Alkoholherstellung sowie in der Industrie.
Außerdem fallen bei der Reinigung des Zuckerrohsaftes Stoffe an, die nicht für den Zucker benötigt werden. Sie werden mithilfe zugesetzter Kalkmilch und Kohlensäure gebunden und ausgeschieden. Dieses Kalkgemisch nennt sich Carbokalk und wird als Kalk-Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet.
Letzte Aktualisierung: 11. Oktober 2024
Weitere Informationen
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Lebensmittelkunde - Zucker