Was macht Honig zu Bio-Honig?
Warum gibt es ein Bio-Siegel für Honig? Ist Honig nicht automatisch "bio"? Hier erfahren Sie, was Bio-Honig von konventionellem Honig unterscheidet.
Ist Honig nicht automatisch "bio"? Diese Frage stellen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher. Tatsächlich sind die Unterschiede zu konventionellen Betriebsweisen bei der Bienenhaltung geringer als in anderen Bereichen der Tierhaltung, aber sie betreffen elementare Punkte, von denen hier einige vorgestellt werden sollen.
Gut zu wissen: In der Praxis erfüllen viele Imkerinnen und Imker die Kriterien an das europäische und das deutsche Bio-Siegel, auch ohne bio-zertifiziert zu sein. Es ist daher in jedem Fall empfehlenswert, bei örtlichen Imkerinnen und Imkern zu kaufen, die man persönlich kennt und denen man vertraut.
Ein hohes Maß an Sicherheit über die Bedingungen der Bienenhaltung haben Verbraucherinnen und Verbraucher, wenn sie ein bio-zertifiziertes Produkt wählen, denn mit der Bio-Zertifizierung gehen regelmäßige und unangekündigte Kontrollen einher.
Standort der Bienenvölker
Bei der Erzeugung von Bio-Honig muss der Standort der Bienenstöcke so gewählt werden, dass ringsum im Wesentlichen nicht-bewirtschaftete oder ökologisch bewirtschaftete Flächen vorhanden sind.
Hätten Sie's gewusst?
Klimabedingt muss manchmal ausnahmsweise auch im Frühjahr, Sommer oder Herbst zugefüttert werden. Zum Beispiel, wenn lange Regen- oder Kälteperioden die Nektarsuche beeinträchtigen, aber auch bei anhaltender Trockenheit, da die Blüten dann kaum Nektar produzieren.
Alle Imkereien, ob bio oder konventionell, müssen darauf achten, nur so viel zuzufüttern, wie die Bienen auch zeitnah verbrauchen. Auf diese Weise stellen sie sicher, dass der Honig nicht durch die Zuckergaben verfälscht wird.
Die EU-Öko-Verordnung lässt den Bio-Betrieben bei dieser Vorgabe bewusst etwas Spielraum, indem sie auch im Wortlaut die Einschränkung "im Wesentlichen" verwendet.
Das ist schlicht dem Fakt geschuldet, dass Honigbienen auf der Suche nach Tracht mehrere Kilometer weit fliegen können, es aber nahezu keine entsprechend großen Flächen gibt, die durchweg biologisch bewirtschaftet werden.
Futtermittel
Da die Imkerin oder der Imker einen Teil des Honigs entnimmt, muss für die Überwinterung meist "aufgefüttert" werden. Als Ersatz für den Honig erhalten die Bienen Zucker in Form von Zuckerwasser, Zuckersirup, Stärkesirup oder Futterteig. Seltener überwintern die Bienen ausschließlich auf eigenem Honig beziehungsweise es wird mit Honig aufgefüttert.
Dabei gilt in der Bio-Imkerei: Egal, ob selbst angemischt oder als Fertigprodukt eingekauft, in jedem Fall müssen die Futtermittel aus biologischem Anbau stammen.
Betriebsmittel: natürliche Stoffe sind Trumpf
Die künstliche Behausung, die die Imkerin oder der Imker, dem Bienenvolk zur Verfügung stellt, wird als "Beute" bezeichnet. Die meisten Imkereien verwenden heute sogenannte Magazinbeuten aus stapelbaren oben und unten offenen Kästen plus Boden und Deckel.
Viele konventionelle Imkerinnen und Imker setzen wegen des geringen Gewichts auf Kunststoffbeuten. In Bio-Imkereien müssen laut EU-Öko-Verordnung die Bienenstöcke und das in der Bienenhaltung verwendete Material hauptsächlich aus natürlichen Stoffen bestehen.
Die Beuten in Bio-Imkereien sind daher meist aus Holz. Auch um das Holz zu schützen, dürfen nur nicht-synthetische, ökologisch unbedenkliche Rohstoffe zum Einsatz kommen.
Die meisten Imkerinnen und Imker hängen Holzrähmchen mit sogenannten Mittelwänden in die Beuten. Auf diese Weise können sie recht gut steuern, in welchen Abständen und in welcher Größe die Bienen ihre Waben bauen.
Bei den Mittelwänden handelt es sich um dünne Wachsplatten mit vorgeprägtem Wabenmuster. Sie erhöhen die Stabilität der Waben beim Schleudern des Honigs und sorgen dafür, dass die Bienen die komplette Fläche der Rähmchen zum Wabenbau nutzen. Werden Mittelwände verwendet, müssen diese aus Bio-Bienenwachs gefertigt sein.
Hygiene und Bienengesundheit
Die Auswahl an Mitteln zur Reinigung und Desinfektion, zur Behandlung von Krankheiten sowie zur Bekämpfung etwa der Varroa-Milbe oder der Wachsmotte ist im Gegensatz zur konventionellen Imkerei eingeschränkt.
Um die Varroa-Milbe – einen Parasiten, der in unseren Breiten massiv die Existenz der Bienenvölker bedroht – zu bekämpfen, ist das Schneiden von Drohnenbrut als biotechnische Maßnahme aber erlaubt. Dabei werden die Drohnenwaben samt Larven herausgeschnitten und vernichtet. Das macht man, weil die Milben wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge Drohnenbrut bevorzugen. Doch nicht alle Imkerinnen und Imker greifen zu dieser Maßnahme. Sowohl konventionelle als auch Bio-Imkereien lehnen sie zum Teil ab.
Das bisweilen in der konventionellen Imkerei angewandte Verfahren, die Flügel der Bienenköniginnen zu beschneiden, um die Bienen am Schwärmen zu hindern, ist für Bio-Imkerinnen und Bio-Imker verboten.
Vermehrung
Bio-Imkereien können ihre Völkerzahl durch Zukauf bei anderen Bio-Betrieben erhöhen oder aber ihre Völker selbst vermehren. Für letzteren Fall enthält die EU-Öko-Verordnung keine speziellen Einschränkungen.
Manche Bio-Anbauverbände hingegen schreiben vor, dass zur Völkermehrung nur der natürliche Schwarmtrieb der Bienen genutzt werden darf – die Bienen sich also selbst neue Königinnen ziehen sollen. Sie verbieten das sogenannte Umlarven, also die gezielte, der Natur abgeschaute "Umerziehung" einer Arbeiterinnenlarve zur Königin.
Auch der Austausch einer alten Königin gegen eine neue bleibt bei einigen Verbänden den Bienen überlassen. Hintergrund: Eine Bienenkönigin kann bis zu fünf Jahre alt werden. Die Ertragsleistung des Volkes lässt aber meist deutlich nach, wenn die Königin drei oder vier Jahre alt ist. Viele Imkerinnen und Imker tauschen daher die alte Königin regelmäßig nach meist zwei oder drei Jahren gegen eine neue aus.
Letzte Aktualisierung: 15. Oktober 2024
Weitere Informationen
Oekolandbau.de: Ökologische Honigbienenhaltung
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Honig – Von der Wabe bis in die Küche