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Was ist Agroforstwirtschaft?

Bei der Agroforstwirtschaft werden Bäume und Landwirtschaft miteinander kombiniert. Das hat Vorteile – für Landwirtinnen und Landwirte, Natur und Klima.

Agroforstsystem mit Sellerie in der Mitte, links und rechts davon Obstbaumreihen.
In Agroforstsystemen werden Bäume mit Acker- oder Gemüsekulturen kombiniert. Hier wachsen Selleriepflanzen zwischen zwei Obstbaumreihen.
Quelle: B. Kayser

Klimawandel, Gewässerbelastungen, zunehmender Verlust an biologischer Vielfalt – es gibt viele Gründe, über eine nachhaltige Landwirtschaft nachzudenken. Eine Möglichkeit, die dazu beitragen kann, den Zustand zu verbessern, ist das System der Agroforstwirtschaft. Dabei werden auf einer Fläche Bäume und Ackerkulturen, Wiesen oder Weiden so miteinander kombiniert, dass es für Landwirtschaft, Natur und Klima gleichermaßen vorteilhaft ist.

Wie muss man sich Agroforstwirtschaft vorstellen?

Auf einer frisch bestellte Ackerfläche sind in regelmäßigen Abständen Reihen gerade erst gepflanzter Bäume zu sehen.
Die Gehölzstreifen auf einer Versuchsfläche der Uni Gießen bestehen aus Baumarten, die langfristig für die Obst-, Nuss- und Stammholzproduktion vorgesehen sind. Zwischen den Gehölzstreifen werden Kartoffeln und Gemüse angebaut.
Quelle: P. Weckenbrock

Eine typische Agroforstfläche könnte zum Beispiel so aussehen: An ein 50 Meter breites Feldstück, auf dem Weizen wächst, grenzen links und rechts etwa fünf Meter breite Baumstreifen, auf denen Walnussbäume stehen. Dahinter kommt dann das nächste Stück Acker. Auf dem wächst auch Weizen oder eine andere Kultur wie Kohl oder Raps.

Bei viehhaltenden Betrieben könnten sich zwischen den Gehölzstreifen auch Weiden befinden, auf denen Kühe grasen oder Hühner Schutz finden. Und statt Nussbäumen sind auch Apfelbäume zur Obstgewinnung oder schnellwachsende Baumkulturen (zum Beispiel Pappeln) denkbar, die nach einigen Jahren zur Brennholznutzung gerodet werden. Kombinationsmöglichkeiten gibt es also viele.

Welche Vorteile bietet die Agroforstwirtschaft?

Agroforstsysteme

  • überstehen länger anhaltende Trockenheit besser, weil sich im Schutz der Bäume das Mikroklima auf dem Feld verbessert und weniger Wasser verdunstet.
  • schützen den Boden vor Erosion – das heißt vor dem Abtrag von fruchtbarer Erde durch Wind und Wasser. Der Grund: Laub und abgestorbene Wurzeln der Bäume tragen dazu bei, dass auf der Fläche vermehrt Humus entsteht, der den Boden beständiger gegen Erosion und zudem fruchtbarer macht.
  • schützen das Grundwasser: Durch die Gehölze gelangen zum einen weniger gefährdende Stoffe wie Dünger und Pflanzenschutzmittel in Bäche und Seen. Außerdem werden Nährstoffe, die bereits in tiefere Bodenbereiche verlagert wurden, durch die tiefreichenden Wurzeln der Bäume aufgenommen.
  • leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, denn im Holz der Bäume und Sträucher werden beachtliche Mengen an CO2 gespeichert.
  • sorgen mit ihren Gehölzstreifen für zusätzliche Lebensräume und fördern damit die Artenvielfalt.
  • erweitern die Produktpalette der Landwirtinnen und Landwirte, zum Beispiel durch den Verkauf von Brenn- und Wertholz, Obst oder Nüssen.
  • bieten mit ihren vielfältigen Bäumen und Sträuchern etwas fürs Auge, indem sie die heutigen, weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaften ästhetisch aufwerten.

Agroforst ist keine neue Erfindung

Streuobstwiese
Streuobstwiesen sind eine traditionelle Form der Agroforstwirtschaft.
Quelle: BLE

Die Agroforstwirtschaft ist prinzipiell nichts Neues. In Deutschland gab es sie bereits im Mittelalter, zum Beispiel in Form von Streuobstwiesen rund um die Ortschaften oder sogenannten Hutewäldern für die früher übliche Eichelmast von Schweinen. Zum Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden diese Bewirtschaftungssysteme aber aus der Agrarlandschaft. Die Landwirtschaft wurde durch den zunehmenden Maschineneinsatz immer stärker intensiviert und rationalisiert. Bäume und Sträucher empfand man dabei als störend und entfernte sie.

Da man auf (große) Maschinen in der Landwirtschaft heute nicht mehr verzichten kann, sind moderne Agroforstsysteme an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Das heißt, die Bäume werden dabei so gepflanzt, dass sie die landwirtschaftliche Erzeugung möglichst wenig beeinträchtigen.

Warum ist Agroforstwirtschaft nicht viel häufiger zu finden?

Wenn denn die Agroforstwirtschaft so viele Vorteile hat, wieso machen das dann nicht mehr Landwirtinnen und Landwirte? Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen liegen die Kosten für die Etablierung und die Bewirtschaftung von Agroforstsystemen im Allgemeinen etwas höher als bei reinen Ackerbausystemen und auch der Arbeitsaufwand ist meist größer. Als ein weiterer Nachteil kann auch die langfristige Kapital- und Flächenbindung durch die vergleichsweise langsam wachsenden Gehölze genannt werden.

Letztlich ist es aber vor allem die Tatsache, dass Betriebe für derart genutzte Flächen bislang keine staatliche Förderung erhielten – so wie für herkömmliche Ackerflächen. Das hat sich mit dem Beginn des Jahres 2023 geändert. Seitdem sind auch Agroforstflächen förderfähig. Zusätzlich fördert der Staat durch eine zusätzliche Prämie bei Landwirtschaftsbetrieben die Umstellung auf Agroforstwirtschaft und hofft damit auf eine schnelle Zunahme der Agroforstfläche in Deutschland.

Letzte Aktualisierung: 30. September 2024


Weitere Informationen

Praxis-agrar.de: Agroforstwirtschaft – ökonomisch und ökologisch vielversprechend

Oekolandbau.de: Agroforstwirtschaft – traditionelle Systeme mit Zukunftspotential

Oekolandbau.de: Agroforstwirtschaft – Bäume auf Acker und Weide

Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF): Was ist Agroforstwirtschaft?

Bildungsserver Agrar: Angepasste Agroforstsysteme am Niederrhein


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