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Fahren auch Traktoren bald mit Elektroantrieb?

Mit E-Traktoren kann die Landwirtschaft einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Doch sind der Elektromobilität derzeit noch Grenzen gesetzt.

Im Vordergrund Elektro-Traktor mit eingestecktem Ladekabel, im Hintergrund ein Stall mit Solaranlage, Biogastanks und Windräder
Der Umstieg auf Elektro-Traktoren vollzieht sich in der Landwirtschaft bislang äußerst langsam.
Quelle: scharfsinn86/stock.adobe.com

Zu Beginn des Jahres 2024 hat die Bundesregierung den schrittweisen Abbau des sogenannten Agrardiesel-Privilegs beschlossen. Das Agrardiesel-Privileg ermöglicht es Landwirtinnen und Landwirten, Diesel für ihre Maschinen und Traktoren zu ermäßigten Preisen zu beziehen. Diese Entscheidung der Bundesregierung löste in der Landwirtschaft große Proteste aus und warf zugleich die Frage auf, ob der in der Automobilindustrie vorangetriebene Wandel hin zur mehr Elektromobilität nicht auch in der Landwirtschaft möglich ist.

Chancen: Was spricht für Elektrotraktoren?

Elektro-Traktoren gelten als klima- umweltfreundliche Alternative zu Dieseltraktoren, besonders wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt.

Emissionen

Der Agrardieselverbrauch hat einen Anteil von rund sechs Prozent an den Gesamtemissionen der Landwirtschaft.

Landwirtschaftsbetriebe, die eigenen Strom – etwa durch Photovoltaikanlagen – produzieren, profitieren besonders von der Elektromobilität. Sie können den Strom für das Laden ihrer Maschinen nutzen und so die Betriebskosten sowie die CO2-Emissionen senken.

Ein weiterer Vorteil ist der hohe Wirkungsgrad von Elektromotoren. Während Dieselmotoren nur etwa 30 bis 40 Prozent der Energie in nutzbare Leistung umwandeln, erreichen Elektromotoren über 90 Prozent. Das spart Energie und steigert die Effizienz. Zudem reduziert sich der Wartungsaufwand: Verschleißteile wie Einspritzsysteme oder Abgasanlagen entfallen, was die Lebensdauer verlängert und Reparaturkosten minimiert.

Auch im Einsatz bieten Elektrotraktoren Vorteile: Sie arbeiten emissionsfrei und nahezu lautlos, was sie besonders geeignet für geschlossene Räume wie Ställe und Gewächshäuser macht.

Stallgebäude mit Fotovoltaikanlage aus der Vogelperspektive
Zahlreiche Landwirtschaftsbetriebe produzieren inzwischen ihren eigenen Strom, den sie sinnvoll zum Laden elektrischer Traktoren nutzen könnten.
Quelle: Countrypixel/stock.adobe.com

Grenzen: Wo liegen die Herausforderungen?

Die größte Schwachstelle bei E-Traktoren ist die begrenzte Batterie- und Leistungskapazität. Für Arbeiten wie Pflügen, Grubbern oder das Mähen von Gras, die über einen längeren Zeitraum hohe Leistungen erfordern, wären sehr große und schwere Batterien notwendig, die den Einsatz des Traktors nach derzeitigen Stand unpraktikabel machen.

Hinzu kommen lange Ladezeiten. Selbst mit leistungsstarken Ladestationen dauert es oft einige Stunden, bis ein Akku vollständig geladen ist – Zeit, in der der Traktor nicht genutzt werden kann.

Auch die hohen Anschaffungskosten sind bislang ein Hindernis. E-Traktoren sind laut Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) rund 30 bis 40 Prozent teurer als Dieseltraktoren mit vergleichbarer Leistung und Ausstattung. Zwar gibt es Förderprogramme, die die Mehrkosten teilweise abfedern, doch bleibt die finanzielle Belastung für viele Landwirtschaftsbetriebe hoch.

Ein kritischer Umweltfaktor bleibt die Batterie, auch wenn sich die Höhe der bei der Batterieherstellung entstehenden CO2-Emissionen in den letzten Jahren verringert hat. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts zeigt, dass Elektrofahrzeuge auch dann, wenn der Strom zum Betanken aus Erneuerbaren Energie stammt, zwischen 20.000 und 100.000 Kilometer fahren müssen, damit ihre Treibhausgas-Bilanz gegenüber einem vergleichbaren Pkw positiv wird. Bei Traktoren, deren jährliche Nutzung in Stunden statt Kilometer gemessen wird, entspräche dies mehreren Hundert bis Tausend Betriebsstunden.

Aktuelle Marktlage: Noch wenig Modelle verfügbar

E-Traktoren sind in landwirtschaftlichen Betrieben noch eine Seltenheit und der Markt für Traktoren mit E-Antrieb ist derzeit noch begrenzt. Die wenigen verfügbaren Modelle sind auf einen Leistungsbereich von bis zu 100 PS ausgelegt und eignen sich hauptsächlich für leichtere Arbeiten wie das Ausbringen von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln. Sie finden vor allem im Obst- und Weinbau sowie bei Stallarbeiten Anwendung, wo hohe Motorleistung weniger gefragt sind.

Ein Baustein für die Zukunft, aber keine Universallösung

Elektrotraktoren sind also durchaus eine Option für leichtere landwirtschaftliche Anwendungen. Das KTBL schätzt, dass "die Maschinen für diese Arbeiten bis 2045 nahezu vollständig elektrifiziert werden könnten". Durch die geringeren Verluste im Vergleich zu verbrennungsmotorischen Antrieben ließe sich allein dadurch der Energiebedarf für mobile Maschinen in der Landwirtschaft insgesamt um etwa 22 bis 33 Prozent senken, so das KTBL.

Für großflächige, leistungsintensive Arbeiten auf dem Acker fehlt es jedoch noch an ausgereiften Batterielösungen. Hier könnten sich laut KTBL langfristig Pflanzenölkraftstoffe und Biodiesel als geeignete Energieträger erweisen.

Letzte Aktualisierung: 9. Dezember 2024


Weitere Informationen

KTBL-Sonderveröffentlichung: Verwendung erneuerbarer Antriebsenergien in landwirtschaftlichen Maschinen (PDF)

IÖW: Einsatz von E-Traktoren in der Landwirtschaft Eine Kosten- und Umweltanalyse


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