Warum wird Ackerland immer teurer?
Seit vielen Jahren erhöhen sich die Pacht- und Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Landwirtschaftliche Nutzflächen sind kostbar. Im Schnitt zahlten Landwirtinnen und Landwirte 2022 in Deutschland für den Kauf von Ackerland 31.911 Euro pro Hektar. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern immens: Während man in Nordrhein-Westfalen 80.113 Euro pro Hektar zahlte, waren es in Thüringen nur 12.016 Euro.
Zwischen 2002 und 2022 sind die Durchschnittspreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland um über 235 Prozent gestiegen – von 9.500 Euro auf 31.900 Euro pro Hektar. Überproportional stark war der Anstieg vor allem in den Jahren seit 2010.
Auch bei der Pacht landwirtschaftlicher Nutzflächen müssen Betriebe deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zwischen 2003 und 2020 zogen die Pachtpreise im bundesweiten Durchschnitt um rund 89 Prozent an. In Nordrhein-Westfalen wurden 2020 mit durchschnittlich 518 Euro pro Hektar die höchsten Preise gezahlt. Im Saarland lagen die Pachtpreise dagegen bei gerade mal 94 Euro pro Hektar.
Ackerland wird immer knapper
Auch wenn es zwischen den Bundesländern zum Teil erhebliche Unterschiede gibt, zeigt der Trend bei den Preisen für Acker- und Grünland überall in Deutschland deutlich nach oben. Für diese Entwicklung gibt es unterschiedliche Gründe. Der wichtigste ist, dass Ackerfläche nicht vermehrbar ist. Das heißt, bei steigender Nachfrage steigen automatisch auch die Preise. Gleichzeitig wird das Angebot immer knapper. Zwischen 1992 und 2022 nahm in Deutschland die Fläche für Siedlung und Verkehr um 1,16 Millionen Hektar zu, in weiten Teilen zu Lasten der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Um diese Zahl besser einordnen zu können: die landwirtschaftlich genutzte Gesamtfläche liegt in Deutschland bei etwa 16,6 Millionen Hektar.
Ein weiterer Grund für den Preisanstieg ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Betrieben 20 Jahre lang feste Abnahmepreise für nachhaltig erzeugten Strom aus Biogasanlagen, Solar- und Windkraftanlagen garantiert. Ab dem Jahr 2007 investierten deshalb viele Betriebe in den Bau einer Biogasanlage. Neben Gülle entwickelte sich Mais zum wichtigsten Substrat für die Stromerzeugung aus Biogas.
Um ausreichende Mengen bereitstellen zu können, dehnten die meisten Betriebe ihren Maisanbau aus. Dafür benötigten sie häufig zusätzliche Flächen, für die sie aufgrund der sicheren Einnahmen aus der Stromerzeugung höhere Preise zahlen konnten.
Die Förderung für Biogas wurde zwar reduziert, weiterer Nutzungsdruck auf die landwirtschaftlichen Flächen entsteht inzwischen jedoch durch den Bau von Windkraft- und Freiflächenphotovoltaik-Anlagen und die damit im Zusammenhang stehenden Ausgleichsflächen.
Agrarland als Kapitalanlage
Ein Hauptgrund für die enormen Preissteigerungen ist laut eines Experten des Thünen Institut die Spekulation. Denn im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2008 gingen die Zinsen stark zurück, weshalb viele Investoren aus anderen Wirtschaftsbereichen Agrarland als Kapitalanlage entdeckten. Sie haben die Kaufpreise derart in die Höhe getrieben, dass aktive Landwirtinnen und Landwirte häufig nicht mehr mithalten können.
Die gebotenen Preise stehen oft in keinem Verhältnis mehr zu den aus der Landwirtschaft erzielbaren Erlösen. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gehört über die Hälfte der Agrarfläche heute Nichtlandwirtinnen und Nichtlandwirten. Wenngleich die Zinsen inzwischen wieder gestiegen sind, wird es noch einige Zeit dauern, bis sich dies auf den Bodenmarkt auswirkt.
Letzte Aktualisierung: 9. Juli 2024
Weitere Informationen
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Der landwirtschaftliche Bodenmarkt in Deutschland
Umweltbundesamt (UBA): Struktur der Flächennutzung
Deutscher Bauernverband (DBV): Situationsbericht 2023/24 – Boden- und Pachtmarkt