Frieren Schafe im Winter?
Einige Spaziergängerinnen oder Spaziergänger sorgen sich im Winter um Weidetiere wie die Schafe, die Tag und Nacht im Freien leben. Frieren die Tiere im Winter draußen nicht?
Die Haltung von Schafen, Ziegen und Rindern im Freien entspricht am ehesten ihren Bedürfnissen. Tageslicht, frische Luft und unterschiedliche Wetterbedingungen kommen ihrer Gesundheit zugute.
Eisige Temperaturen, die wir Menschen als unangenehm und frostig kalt empfinden, vertragen Schafe (und übrigens auch Rinder) ohne gesundheitliche Schäden. Ausgewachsene Schafe können bis zu minus 15 Grad Celsius aushalten. Die dicke Wolle isoliert die Schafe gegenüber der Kälte und hält warm. Die zusätzliche Fettschicht hilft, die Körperwärme zu speichern. Insbesondere trockene Kälte, auch bei Schnee, können gesunde Weidetiere in der Regel problemlos vertragen. Manchmal kann eine Schneeschicht auf der Wolle beobachtet werden – ein Zeichen einer guten Wärmeisolation. Allerdings sollten bestimmte Bedingungen für die Winterweidehaltung eingehalten werden.
Können Schafe im Winter draußen sein?
Nach Angaben des Tierschutzdienstes beim Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sollten die folgenden Bedingungen Berücksichtigung finden:
- Die Winterhaltung muss rechtzeitig vorbereitet werden: Die Tiere müssen schon im Herbst draußen gehalten werden, um ihre körpereigene Thermoregulation allmählich an die sinkenden Umgebungstemperaturen anpassen zu können.
- Nur gesunde, gut genährte Tiere verfügen über das erforderliche Anpassungsvermögen, um auch extreme winterliche Wetterlagen im Freien unbeschadet zu überstehen.
- Die Schur sollte zwischen Mitte Mai und Ende Juni erfolgen, damit die Schafe in den Wintermonaten wieder ausreichend dicke Wolle haben.
- Neugeborene Lämmer und frisch geschorene Schafe benötigen im Winterhalbjahr in jedem Fall einen trockenen, gut eingestreuten Unterstand.
- Es muss einen effektiven Witterungsschutz geben: Alle Tiere müssen gleichzeitig und bei jedem Wetter einen trockenen, windgeschützten Liegeplatz haben.
- Eine regelmäßige und bedarfsgerechte Zufütterung ist unbedingt erforderlich, weil der natürliche Bewuchs in den Wintermonaten in aller Regel nicht mehr ausreicht. Die Futterstelle sollte am besten überdacht und der Untergrund befestigt sein.
- Schafe müssen auch im Winter jederzeit Zugang zu frischem und sauberem Tränkwasser haben. Die Wasserversorgung muss frostsicher sein.
- Das Wohlbefinden der Tiere und die Funktionsfähigkeit der Versorgungseinrichtungen müssen mindestens einmal täglich kontrolliert werden. Bei extremen Wetterlagen kann dies auch häufiger notwendig sein.
Was hat die Schafskälte mit Schafen zu tun?
In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt es im Juni fast regelmäßig zu einem Kälteeinbruch mit wechselhaftem Wetter und kälteren Temperaturen. Eine Ursache für diesen Temperatursturz, "Schafskälte" genannt, ist laut dem Deutschen Wetterdienst der Kaltluftvorstoß aus dem Norden oder Nordwesten. Durch die einströmende kühle und feuchte Luft sinkt die Temperatur und es kommt zu Kälteeinbrüchen. Das Zeitfenster kann zwischen dem 4. und dem 20. Juni liegen.
"Schafskälte" wird dieses Wetterphänomen deshalb genannt, weil die Schafe traditionell zu Beginn des Frühsommers geschoren werden. Wenn die Schafe ohne die schützende Wolle in das kühlere Wetter im Juni kommen, kann das insbesondere für junge Tiere kalt werden. Im Bergland und auf den Almen kann es Anfang Juni auch noch einmal schneien, sodass Muttertiere besser erst ab Mitte Juni geschoren werden, damit sie nicht unter dem plötzlichen Kälteeinbruch leiden.
In den vergangenen Jahren gab es auch im Juni schon wiederholt durchgehend warme oder sogar hochsommerliche Temperaturen. Die Schafskälte tritt zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit auf – aber nicht mehr alljährlich.
Letzte Aktualisierung: 13. Mai 2024
Weitere Informationen
Nutztierhaltung.de: Schafhaltung in Deutschland – ein Überblick
Tierschutzbund.de: Was Sie bei der Freilandhaltung im Winter beachten sollten