Woher kommen unsere Weihnachtsbäume?
Jedes Jahr stellen Millionen Menschen in Deutschland einen Weihnachtsbaum in ihr Wohnzimmer. Doch wo und wie wächst der eigentlich?
Ein Weihnachten ohne Weihnachtsbaum ist für die meisten undenkbar: Ungefähr 23 bis 25 Millionen Weihnachtsbäume kommen laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) jährlich zusammen.
Mit 80 Prozent aller verkauften Weihnachtsbäume ist die Nordmanntanne hierzulande die mit Abstand beliebteste Baumart. Sie hat alles, was man von einem Weihnachtsbaum erwartet: Eine gleichmäßige Wuchsform, weiche, sattgrüne Nadeln und einen angenehmen Duft. Weiterer Pluspunkt: Die Nordmanntanne nadelt nur wenig.
Neben der Nordmanntanne hat nur noch die Blaufichte größere Bedeutung in Deutschland. Ihr Marktanteil liegt bei etwa 15 Prozent. Eher selten zu finden sind dagegen Rot- und Weißtanne, Nobilistanne oder Koreatanne.
Die wenigsten Weihnachtsbäume kommen aus dem Wald
Nur sehr wenige Weihnachtsbäume, meist Fichten oder Weißtannen, stammen aus Forstbetrieben. Meist kommen aber auch diese Bäume nicht direkt aus dem Wald, sondern werden auf Sonderflächen im Wald, meist unter Strom- oder auf Leitungstrassen, angebaut. Nur sehr wenige Bäume werden im Rahmen von Waldpflegemaßnahmen direkt aus dem Wald entnommen.
Weihnachtsbäume aus Plantagen sind der Standard
Die allermeisten Weihnachtsbäume stammen aus speziell dafür angelegten Weihnachtsbaumkulturen – auch Plantagen genannt. Doch bevor die Bäume in solchen Plantagen zur Verkaufsreife gebracht werden, durchlaufen sie verschiedene Stationen: Die ersten zwei Jahre verbringen sie als Sämlinge im Saatbeet einer Baumschule.
Anschließend werden sie umgepflanzt und stehen für ein oder zwei weitere Jahre im sogenannten Verschulbeet, bevor sie dann als drei- oder vierjährige Bäume in das endgültige Weihnachtsbaum-Quartier verpflanzt werden. Hier braucht der Baum dann noch einmal neun bis zehn Jahre, ehe er als vermarktungsfähiger Baum verkauft werden kann.
Pflege und Ernte
Zu Beginn wachsen die Bäume eher langsam. In dieser Zeit konzentriert sich die Pflege vor allem auf die Unkrautregulierung, die Düngung und den Pflanzenschutz.
Der Unkrautbeseitigung kommt im Weihnachtsbaumanbau eine besondere Bedeutung zu. Denn Unkräuter, meist Gräser, konkurrieren mit den Bäumen – insbesondere mit den kleinen – um Wasser, Licht und Nährstoffe. Zwischen den Bäumen wachsendes Unkraut muss daher regelmäßig beseitigt werden. In den meisten Weihnachtsbaumplantagen setzt man dafür Unkrautvernichtungsmittel ein. Einige Betriebe, insbesondere Biobetriebe, mähen das Unkraut aber auch mit der Sense oder lassen Shropshire-Schafe auf den Flächen weiden. Schafe dieser Rasse fressen das Gras rund um die Bäume sauber ab, ohne die Tannentriebe anzuknabbern. Ganz nebenbei düngen sie dabei mit ihren Ausscheidungen auch noch den Boden.
Ab dem sechsten Standjahr werden die Bäume dann durch verschiedene Maßnahmen in Form gebracht. In der Regel sind das Schnittmaßnahmen. Wichtig ist aber auch die sogenannte Terminalverkürzung. Dabei wird auf mechanische Weise mithilfe von Spezialzangen der Saftstrom im Baum gehemmt. Dies sorgt dafür, dass das Spitzenwachstum verlangsamt und der Abstand zwischen den Astreihen gleichmäßig gehalten wird.
Geerntet werden Nordmanntannen in der Regel mit einer Größe von zwei Metern. Da seit einigen Jahren aber zunehmend kleinere Bäume mit Größen zwischen 1,50 und 1,75 Metern nachgefragt werden, findet die Ernte teilweise auch schon früher statt.
Wann ist ein Weihnachtsbaum besonders umweltfreundlich?
Wo kommt mein Baum her?
Laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald stammen rund 90 Prozent aller hierzulande verkauften Weihnachtsbäume aus heimischem Anbau – Tendenz steigend. Denn die Nachfrage nach heimischen, regional erzeugten Weihnachtsbäumen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Die Bäume, die importiert werden, stammen zum größten Teil aus Dänemark.
Wer Umwelt und Klima möglichst wenig belasten will, sollte beim Kauf in erster Linie darauf achten, dass der Baum aus der Region stammt. Denn je kürzer die Transportwege, desto umwelt- und klimafreundlicher ist der Baum. Falls Sie unsicher sind, fragen Sie vor dem Kauf, woher der Baum stammt. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie den Baum beim Erzeuger gleich selbst schlagen. Wenn Sie dafür allerdings erst viele Kilometer mit dem Auto fahren müssen, ist es mit der Klimafreundlichkeit auch schnell wieder dahin.
Eine Übersichtskarte, wo man in Deutschland Weihnachtsbäume selber schlagen kann, gibt es bei Proplanta: Karte – Weihnachtsbäume selber schlagen
Diese Karte deckt jedoch bei weitem nicht alle Verkaufsstellen ab. Viele Städte und Gemeinden stellen Listen mit Anbietern zum Selberschlagen ins Netz. Diese sind mit Suchbegriffen wie "Weihnachtsbaum selber schlagen" und der Eingabe des Wohnortes meist schnell zu finden.
Öko-Weihnachtsbäume
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, sollte Ausschau nach einem ökologisch erzeugten Weihnachtsbaum halten. Anbauer solcher Weihnachtsbäume halten sich an die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung oder die noch strengeren Richtlinien der deutschen Öko-Anbauverbände. Erkennbar sind ökologisch erzeugte Weihnachtsbäume am deutschen oder EU-Bio-Siegel und den Siegeln der Anbauverbände wie Bioland, Demeter oder Naturland.
Beim Anbau ökologischer Weihnachtsbäume wird auf die Anwendung von Mineraldüngern sowie chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Unkrautvernichtungsmitteln verzichtet. Das Unkraut wird entweder mechanisch mit der Sense oder durch Schafbeweidung klein gehalten.
Wo kann ich einen Öko-Weihnachtsbaum kaufen?
Eine Liste mit Anbietern von Öko-Weihnachtsbäumen gibt es auf der Seite des Umweltverbands Robin Wood oder bei der Initiative Bioweihnachtsbaum.
Derzeit sind Öko-Weihnachtsbäume noch sehr selten zu finden. Durch das wachsende Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher an solchen Bäumen nimmt das Angebot aber seit einigen Jahren kontinuierlich zu. Laut Umweltverband Robin Wood, gibt es deutschlandweit knapp 1.000 Verkaufsstellen. Weihnachtsbäume aus ökologischer Land- oder Waldwirtschaft sind in der Regel nicht oder nicht viel teurer als konventionell erzeugte. Achten Sie aber auch beim Kauf eines Öko-Baums darauf, dass er aus der Region stammt.
Fair Trees
Gelegentlich findet man Nordmanntannen, die mit dem "Fair Trees"-Label ausgezeichnet sind. Dahinter steckt eine dänische Initiative, die sich dafür einsetzt, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen der Zapfenpflücker und ihrer Familien in Georgien verbessert werden. Das hat folgenden Hintergrund: Das Saatgut, aus dem die Sämlinge der Nordmanntanne gezogen werden, stammt zum größten Teil aus georgischen Wäldern. Die Zapfen, in denen die Samen stecken, befinden sich in den Spitzen der bis zu 30 Meter hohen Bäume, wo sie von den meist schlecht bezahlten Zapfenpflückern ohne ausreichende Sicherung geerntet werden.
Wer einen "Fair Trees"-Baum kauft, sorgt über den Mehrpreis dafür, dass die Zapfenpflücker einen angemessenen Lohn und Kletterausrüstung nach EU-Standard erhalten. Das Fair-Trees Label ist kein Öko-Zeichen. Fair Trees-Samen stammen zwar von ökologisch zertifizierten Bäumen, werden aber auch an konventionelle Weihnachtsbaum-Anbauer verkauft. Nur dann, wenn Fair Trees-Samen unter ökologischen Bedingungen weiterkultiviert werden, entstehen daraus später auch Bio-Weihnachtsbäume.
Letzte Aktualisierung: 11. November 2024
Weitere Informationen
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW): Weihnachtsbaum
Oekolandbau.de: Nachhaltige Weihnachtsbäume
Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Deutschland: Baumkunde