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Die vielfältigen Aufgaben von Försterinnen und Förstern

Försterinnen und Förster kümmern sich heute neben Holzernte und Jagd, auch um Natur- und Artenschutz sowie die Erholungsfunktion der Wälder.

Ein Forstwirt und ein Revierförster markieren mit einer Sprydose einen Baum
Das Auswählen und markieren von Bäumen für die Holzernte ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Aufgabenspektrum von Försterinnen und Förstern.
Quelle: Robert Kneschke/stock.adobe.com

Försterinnen und Förster sorgen dafür, dass Bäume gepflanzt und Holz geerntet wird. Sie sind zuständig für die Pflege von Waldrändern sowie Wiesen und Gewässern im Wald. Darüber hinaus schaffen sie Schutz- und Erholungseinrichtungen, halten die Waldwege instand und wirken im Jagdbetrieb mit. Bei allem müssen sie viele Jahrzehnte vorausschauend planen und auch künftige Entwicklungen wie beispielsweise den Klimawandel im Auge behalten.

Wald schützen durch nachhaltige Nutzung

Der Wald, wie wir ihn kennen, ist das Ergebnis einer jahrhundertelangen Nutzung durch den Menschen. Vom Mittelalter bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, haben die Menschen vor allem an den eigenen Bedarf an Brenn- und Bauholz gedacht und ihr Vieh zur Weide in den Wald getrieben. Dabei wurden viele Wälder kahlgeschlagen oder übernutzt.

Die heutige Forstwirtschaft verfolgt dagegen das Ziel, dem Wald nicht mehr Holz zu entnehmen als in der gleichen Zeit nachwächst. Dies ist der Grundgedanke einer nachhaltigen Waldwirtschaft, dem nach den Waldgesetzen in Bund und Ländern alle Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer verpflichtet sind. Das heißt konkret: Sie müssen heute schon im Blick haben, wie der Wald von morgen aussehen soll und sich um den Nachwuchs kümmern.

Für den öffentlichen Wald ist genau festgelegt, wie ein standortgerechter Wald in einem bestimmten Gebiet aussehen soll. "In der nordbadischen Rheinebene sind die angestrebten Waldentwicklungstypen vor allem Kiefernmischwälder, teilweise auch Eichen- und Buchenmischwälder", erklärt Sebastian Eick, ehemaliger Leiter des dortigen Forstbezirks Rheintal-Bergstraße im Rhein-Neckar-Kreis. "Unser Ziel ist es", so der ehemalige Forstdirektor, "bei der Waldentwicklung die richtige Balance zwischen ökologischen und forstwirtschaftlichen Zielen und der Erholungsfunktion des Waldes zu finden".

Bestände natürlich verjüngen

Wenn in einem Waldgebiet bereits diejenigen Baumarten vorhanden sind, die auch in Zukunft hier stehen sollen, lässt sich der Wald auf natürliche Weise verjüngen. Das heißt konkret: Die Bäume vermehren sich hier aus eigener Kraft aus ihren Samen. Dafür gibt es verschiedene Strategien: Manche Baumarten wie beispielsweise die Buche oder Tanne sind Schattenbaumarten und gedeihen schon unter dem Kronendach des Altbestandes. Försterinnen und Förster greifen in diesen Fällen nur moderat in den Waldbestand ein, um die natürliche Verjüngung des Waldes zu fördern und zu verstetigen. Andere wie Kiefern, Eichen oder Lärchen sind Lichtbaumarten: Für sie muss im Wald erst einmal Platz und Licht geschaffen werden, damit sie keimen und wachsen können.

BZL-Broschüre

Berufsbildung in der Forstwirtschaft

Als Orientierungshilfe für Schulabgänger gibt das Heft einen Überblick über die Anforderungen, Inhalte und Perspektiven der forstlichen Ausbildung: vom Beruf Forstwirt/Forstwirtin bis zum Forststudium. Zu allen beschriebenen Bildungsgängen enthält das Heft auch die notwendigen Adressen.

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Wald entwickeln

Manchmal gibt es jedoch Gründe, die Waldentwicklung gezielt in eine bestimmte Richtung zu lenken und nicht nur auf die Naturverjüngung zu setzen. So wird der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten die Standortbedingungen in vielen Mittelgebirgen dahingehend verändern, dass beispielsweise Fichten hier nicht mehr gut wachsen können. Die Försterinnen und Förster stehen deshalb vor der Herausforderung, die Baumartenzusammensetzung bereits heute so zu gestalten, dass die Wälder auch in Zukunft stabil bleiben. An vielen Standorten, vor allem in den niederen und mittleren Lagen der Mittelgebirge, werden deshalb vermehrt Douglasien gepflanzt. Denn nach bisherigen Erkenntnissen verspricht dieser Nadelbaum, den Klimawandel besser zu verkraften als die Fichte.

Wie geht es den Bäumen in deutschen Wäldern?

Der Zustand der deutschen Wälder verschlechtert sich zusehends. Das geht aus den Waldzustandserhebungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hervor – die letzte ist aus dem Jahr 2022. Ein wesentliches Beurteilungskriterium ist der Kronenzustand, der über die sogenannte Kronenverlichtung ermittelt wird. Die Kronenverlichtung gibt an, wie viel Prozent des Laubs beziehungsweise der Nadeln der Baumkrone fehlen. Bei Bäumen ohne Kronenverlichtung sind dies maximal 10 Prozent. Bei einem Anteil von 11 bis 25 Prozent spricht man von einer schwachen, ab 26 Prozent von einer deutlichen Kronenverlichtung.

Seit Beginn der Erhebungen 1984 war der Anteil der Bäume ohne Kronenverlichtung noch nie so gering wie in den Jahren 2020 bis 2022. Nur noch 21 Prozent aller Bäume weisen keine Kronenverlichtung auf. Auffällig ist, dass Fichten, die bei einem Blick in viele Waldgebiete offenkundig ganz besonders betroffen zu sein scheinen, eine geringere Verlichtung aufweisen als Buchen. Während 2022 45 Prozent aller Buchen eine deutliche Kronenverlichtung aufwies, traf das bei Fichten auf 40 Prozent der Bäume zu.

Auffällig ist zudem die stark zunehmende Absterberate. Bei der Absterberate handelt es sich um den Anteil der Bäume, die zur Zeit der Erhebung noch stehen, jedoch seit der vorhergehenden Erhebung abgestorben sind. Vor allem ältere Wälder über 60 Jahre sind laut BMEL-Erhebung von Absterbeerscheinungen, betroffen. Aber auch die jüngeren Bäume zeigten einen negativen Trend.

 

ohne

Kronenverlichtung

schwache

Kronenverlichtung

deutliche

Kronenverlichung

2002

35 Prozent

43 Prozent

22 Prozent

2012

39 Prozent

37 Prozent

24 Prozent

2022

 

Buche

Eiche

Fichte

Kiefer

21 Prozent

 

21 Prozent

19 Prozent

24 Prozent

13 Prozent

44 Prozent

 

34 Prozent

41 Prozent

36 Prozent

59 Prozent

35 Prozent

 

45 Prozent

40 Prozent

40 Prozent

28 Prozent

Tab.: Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 (BMEL)

Durchforsten: Z-Bäume fördern

Auch wenn die Verantwortlichen einen Waldbestand erfolgreich verjüngt haben, dürfen sie die Hände nicht in den Schoß legen. "Junge Bestände sollten wir zweimal im Jahrzehnt durchforsten, um den Qualitätszuwachs sicherzustellen", weiß Forstbezirksleiter Eick. Dabei spielen viele Aspekte eine Rolle: Wie soll sich der zukünftige Wald zusammensetzen? Welche Arten sollen gefördert, welche eher entfernt werden? Welche Bäume sind für den Holzertrag, welche aus ökologischer Sicht besonders wertvoll? All jene Bäume, die weiterwachsen und später einmal gutes Holz liefern sollen, werden in der Regel mit einem Punkt markiert. Andere Bäume, die mit diesen "Z-Bäumen" um Licht und Wurzelraum konkurrieren, erhalten einen Strich auf der Rinde. Das heißt für die Waldarbeiter: Dieser Baum soll gefällt werden.

Kranker, teils abgestorbener Fichtenbestand
Bäume, die wie diese Fichten unter Borkenkäferbefall leiden, müssen aus dem Wald entfernt werden.
Quelle: Dynamoland via Getty Images

Pflegen: Schädlinge und Krankheiten in Schach halten

Um Waldbestände vor einer massenhaften Ausbreitung von Schädlingen wie beispielsweise dem Borkenkäfer zu schützen, müssen befallene Bäume möglichst schnell erkannt, gefällt und aus dem Wald entfernt werden. Wenn die Rotfäule einen Fichtenstamm von der Wurzel her befallen hat, ist er auch vor der üblichen Umtriebszeit reif für die Säge. Andernfalls breitet sich die Rotfäule aus und macht immer größere Teile des Holzes wertlos. Erfahrene Försterinnen und Förster erkennen das Symptom für diese verbreitete Erkrankung an einer Auswölbung im bodennahen Bereich des Stammes. Sie sollten deshalb genauso wie private Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer ihren Wald regelmäßig beobachten und gegebenenfalls schnell reagieren.

Zum Schutz des Waldes gehört auch, die Wildbestände zu regulieren. Wo zu viel Rehwild im Wald nach Futter sucht, haben aufkommende Jungbäume kaum eine Chance. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sind deshalb gut beraten, die Wildbestände so im Zaum zu halten, dass eine Naturverjüngung gelingt.

Ernten: Rohstoff Holz gewinnen

Wenn sich ein Wald wie gewünscht entwickelt, erreichen die Baumarten nach unterschiedlichen Zeiten ihre "Hiebsreife". Bei Fichten dauert es je nach Standort etwa 80 bis 100 Jahre, bei Buchen etwa 110 bis 140 Jahre. Im Winter, wenn die Bäume ruhen und weniger Saft im Stamm haben, ist die richtige Jahreszeit für die Holzernte. Kahlhiebe mit einer Fläche von über einem Hektar gehören jedoch nicht zu einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft. Bewährt haben sich dagegen kleinflächige Verjüngungsverfahren.

Starke Bäume fällen Forstwirtinnen und Forstwirte mit der Motorsäge von Hand. Nach der Entastung werden sie mit einem Rückeschlepper an die Waldwege gezogen und dort auf Holzpoltern zum Verkauf bereitgestellt. Bei Durchforstungen in jüngeren Nadelholzbeständen kommen auch Holzvollernter zum Einsatz. Diese "Harvester" sind wahre Multitalente: Sie fixieren und fällen Bäume, können die Stämme entasten und für den Transport vorbereiten.

Vielfältige Aufgaben

Diese vielfältigen und anspruchsvollen Aufgaben bei der Verjüngung, Pflege und Ernte fordern von allen im Forstbetrieb tätigen Personen ein sehr breites Profil an Kompetenzen. Das Bild vom Grünrock, der mit Jagdgewehr und Dackel durch die Wälder streift, ist zwar noch in vielen Kinderbüchern zu finden. "Aber das hat mit der Realität nur noch wenig zu tun", weiß Sebastian Eick. Das Berufsbild der Försterinnen und Förster hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Man könnte sie heute als Naturraum-Manager für den Wald bezeichnen, die auch immer stärker digitale Medien nutzen. Als Forstbezirksleiter hatte Sebastian Eick jedenfalls häufiger sein Smartphone oder ein Tablet mit digitalen Karten in der Hand als ein Jagdgewehr.

Letzte Aktualisierung: 5. Februar 2023


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