Der Anbau von Hülsenfrüchten in Deutschland
Lange Zeit wurden Hülsenfrüchte in Deutschland nicht mehr im größeren Umfang angebaut. Doch seit etwa zehn Jahren nimmt der Anbau wieder zu.
Hülsenfrüchte haben als eiweißreiches Futter- und Nahrungsmittel eine lange Anbautradition in Deutschland. Zu den wichtigsten Kulturen gehören Erbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen und Lupinen. Im Jahr 2023 lag die Anbaufläche aller Hülsenfruchtarten bei rund 252.000 Hektar. Damit hat sich der Anbau seit 2014 mehr als verdoppelt.
Trotz dieser positiven Entwicklung spielen Hülsenfrüchte im Vergleich zu anderen Kulturen wie Getreide oder Mais nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Auf gerade einmal 1,7 Prozent der gesamtenAckerfläche werden Hülsenfrüchte angebaut. Bis zum Jahr 2013 war der Anbau aus verschiedenen Gründen lange Zeit rückläufig.
So unterliegen die Erträge bei Hülsenfrüchten häufiger größeren Schwankungen, während Betriebe mit Getreide, Raps oder Mais verlässlich hohe Erträge erzielen und damit auch stabile Einnahmen. Durch den zunehmenden Import von günstigen Eiweißfuttermitteln aus Hülsenfrüchten, vor allem von Soja, ging zudem die Nachfrage nach heimischen Hülsenfrüchten als Futtermittel immer mehr zurück.
Der sinkende Anbauumfang wiederum führte dazu, dass die Saatzuchtunternehmen immer weniger in die Züchtung verbesserter Sorten investierten. Das machte den Anbau für die Betriebe noch unattraktiver und das Wissen über den Anbau von Hülsenfrüchten nahm ab. Erst durch eine finanzielle Förderung des Hülsenfruchtanbaus konnte ab 2014 wieder eine Zunahme der Flächen erreicht werden.
Anbau bietet viele Vorteile
Dabei bietet der Anbau von Hülsenfrüchte aus landwirtschaftlicher Sicht Vorteile. So benötigen Hülsenfrüchte zum Beispiel keine zusätzliche Stickstoffdüngung, weil sie Stickstoff aus der Luft binden und selbst verwerten können. Zum Teil reichern die Pflanzen sogar mehr Stickstoff im Boden an als sie benötigen, sodass zur nachfolgenden Kultur weniger Stickstoff gedüngt werden muss.
Darüber hinaus können Betriebe mit dem Anbau von Hülsenfrüchten ihre Fruchtfolgen auflockern, die häufig nur aus wenigen unterschiedlichen Kulturen bestehen. Dadurch sinkt das Risiko für die Vermehrung von Schaderregern oder Problemunkräutern auf dem Acker.
Standortansprüche von Hülsenfrüchten
Die einzelnen Hülsenfruchtarten haben unterschiedliche Ansprüche. So eignen sich Lupinen gut für den Anbau auf leichteren Sandböden, weil ihr Wasserbedarf relativ gering ist. Deshalb liegt der Anbauschwerpunkt im Nordosten Deutschlands, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.
Ackerbohnen brauchen dagegen eher schwerere Böden, relativ viel Niederschlag und gemäßigte Temperaturen. Die meisten Ackerbohnen werden in Deutschland in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein angebaut. Erbsen bevorzugen leichtere Standorte und vor allem eher trockene Sommer für eine gute Abreife.
Sojabohnen sind besonders wärmeliebend und konnten deshalb lange Zeit gar nicht in Deutschland angebaut werden. Erst seit 2015 findet ein nennenswerter Anbau statt, der zum einen durch die Züchtung kältetoleranter Sorten und zum anderen durch die im Zuge des Klimawandels steigenden Temperaturen hierzulande ermöglicht wurde. Seitdem steigt die Anbaufläche kontinuierlich und liegt heute bei etwa 45.000 Hektar. Gut drei Viertel der Flächen liegen in Baden-Württemberg und Bayern. Das wachsende Angebot an Sorten mit geringeren Temperaturansprüchen ermöglicht zunehmend auch den Anbau in nördlicheren Bundesländern.
Wofür werden Hülsenfrüchte verwendet?
Der überwiegende Teil der geernteten Hülsenfrüchte wird als eiweißreiches Futtermittel in der Tierhaltung eingesetzt, vor allem bei der Mast von Schweinen und Geflügel. Das hochwertige Eiweiß von Hülsenfrüchten eignet sich aber auch für die Herstellung veganer Fleischersatzprodukte und anderer vegetarischer Lebensmittel. Doch trotz steigender Nachfrage nach diesen Produkten werden zurzeit weniger als zehn Prozent der Erntemengen für die Nahrungsmittelherstellung verwendet.
Anbau wird gefördert
Wegen der ökologischen Vorteile der Kulturen und der zahlreichen Verwertungsmöglichkeiten als Eiweißquelle unterstützt die Politik auf nationaler und EU-Ebene die Ausweitung des Hülsenfruchtanbaus.
Bereits seit 2014 stellt das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) Mittel bereit, mit denen im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie gezielt praxisnahe Forschungsprojekte gefördert werden, um die Züchtung und den Anbau von Hülsenfrüchten zu optimieren und Strukturen für die Verarbeitung und Vermarktung aufzubauen.
Zukünftig soll der Hülsenfruchtanbau noch weiter ausgebaut werden. Bis 2030 sollen auf zehn Prozent der Ackerfläche Hülsenfrüchte wachsen, so das Ziel der Ackerbaustrategie des BMEL. Damit will man unter anderem die derzeitigen Sojaimporte spürbar verringern. Denn der Anbau von Soja führt in einigen Drittländern zu erheblichen Umweltschäden. Um Anreize für die weitere Ausweitung zu schaffen, erhalten Betriebe deshalb über das Programm "vielfältige Kulturen" auf nationaler und EU-Ebene zusätzliche Fördermittel für den Anbau von Hülsenfrüchten.
Letzte Aktualisierung: 9. Juli 2024
Weitere Informationen
Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Hülsenfrüchte – Von der Pflanze bis in die Küche
Praxis-agrar.de: Ackerbaustrategie 2035
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Eiweißpflanzenstrategie des BMEL