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Wo kann ich Milch aus muttergebundener Kälberaufzucht kaufen?

Frage von Tanja Ogowski:

Wo bzw. wie finde ich Milch, die produziert wurde, ohne dass Mutter und Kind getrennt werden? Ich bin bereit, für diese Milch mehr Geld zu bezahlen.

Antwort von Silvia und Alfred Rutschmann:

Auf den meisten landwirtschaftlichen Betrieben ist es üblich, Kälber nach einigen Stunden bis zu mehreren Tagen nach der Geburt von ihren Müttern zu trennen. Während der ersten drei Monate werden die Kälber mithilfe von Nuckeleimern und Tränkeautomaten getränkt. Eine alternative, natürlichere Tränkemethode ist, dass das Kalb von einer Kuh gesäugt wird. Dies setzen immer mehr Betriebe um.

Eine Landwirtin und ein Landwirt stehen mit einer Kuh in einem Stall
Silvia und Alfred Rutschmann halten auf ihrem Biobetrieb im Landkreis Waldshut 58 Milchkühe. Sie betreiben Mischformen von mutter- und kuhgebundener Kälberaufzucht.
Quelle: Silvia und Alfred Rutschmann

Die Haltungsform in der Milchwirtschaft, bei der das Kalb bei der Mutterkuh für einen Zeitraum von mindestens drei Monaten am Euter Milch saugen darf, heißt muttergebundene Kälberaufzucht. Auf einigen Betrieben sind Kuh und Kalb jedoch auch bei diesem Haltungssystem nicht 24 Stunden pro Tag beieinander, sondern werden für eine gewisse Zeitdauer tagsüber und/oder nachts voneinander getrennt gehalten, beispielsweise wenn die Kuh auf der Weide ist und das Kalb derweil im Stall bleibt. Gemolken wird nur so viel, dass noch genügend Milch für das Kalb zur Verfügung steht.

Bei der ammengebundenen Kälberaufzucht versorgt die Kuh außer dem eigenen Kalb auch noch "fremde" Kälber, das heißt ein Teil der Kälber wird – aus ganz unterschiedlichen Gründen – von der Mutterkuh getrennt und von einer Amme versorgt. Diese Amme wird im Gegensatz zur Mutterkuh bei der muttergebundenen Aufzucht nicht mehr gemolken.

Wieviel Zeit pro Tag ein Kalb bei der Mutter verbringt oder wann ein Kalb von der Mutter getrennt und einer Amme zugeteilt wird, praktiziert jeder Betrieb anders. Die muttergebundene und auch die ammengebundene Kälberaufzucht sind keine starren Haltungsformen, sondern werden von den Bäuerinnen und Bauern den jeweiligen Tierindividuen und Betriebsrealitäten angepasst.
Die meisten Betriebe praktizieren die ammengebundene Kälberaufzucht, einige – so wie wir - auch Mischformen von mutter- und kuhgebundener Kälberaufzucht und nur sehr wenige Betriebe ausschließlich die muttergebundene Kälberaufzucht. Alle Haltungsformen, bei denen Kälber von einer Kuh, sei es Mutter oder Amme, versorgt werden, werden als "kuhgebundene Kälberaufzucht" bezeichnet.

Ein staatlich geprüftes Label, dass die Rahmenbedingungen der Kälberaufzucht hinsichtlich der Dauer der "Elternzeit" vorschreibt, gibt es bisher nicht. Jedoch haben sich einige Milchviehbetriebe als Erzeugergemeinschaften zusammengetan und eigene Standards für die Kälberaufzucht definiert.

So gibt es zum Beispiel die Demeter Heumilchbauern im Süden oder De Öko-Melkburen im Norden, die kuhgebunden bzw. muttergebunden die Kälber halten und die erzeugte Milch separat erfassen und vermarkten. Diese Milch und Milchprodukte können Sie im Einzelhandel beziehen.
Sie können jedoch auch bei einem Betrieb in Ihrer Nähe erfragen, ob die Kälber mutter- oder kuhgebunden aufgezogen werden und dann – im besten Falle – ab Hof einkaufen. Dies ist zum Beispiel bei uns auf dem Hof Gasswies möglich, wir haben einen Milchautomaten im Hofladen.
Eine deutschlandweite Übersichtskarte auf der Internetseite von PROVIEH kann einen ersten Anhaltspunkt bieten, wo Sie Milch aus kuhgebundener Kälberaufzucht finden können: Wo kann ich Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht kaufen? | PROVIEH


Weitere Informationen

oekolandbau.de: Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht

Thünen.de: Kuhgebundene Kälberhaltung - wie geht das?


Die Antworten werden vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) inhaltlich nicht verändert. Sie spiegeln die Meinung der befragten Landwirtinnen und Landwirte wider und nicht zwangsläufig die des BZL.