Springe zur Hauptnavigation Springe zum Inhalt

Wieso spritzen Landwirte so viel Gülle auf ihre Felder?

Frage von Jürgen Pfefferlein:

Traktor auf dem Acker bei der Arbeit
Quelle: Countrypixel - stock.adobe.com

Ich wohne nahe einem kleineren bayerischen See, der wegen Nährstoff-Überschuss (Nitrate, Algen usw.) allmählich zu "kippen" droht - und trotzdem sprühen viele Landwirte fast das ganze Jahr hindurch (ich weiß, es gibt ein paar "gesperrte" Phasen) Unmengen von Gülle auf ihre Wiesen, weil sie offenbar zu viele Rinder haben. Gibt's da keine für alle Seiten vernünftige und ökonomisch ebenso wie ökologisch sinnvolle(re) - und zudem ästhetisch angenehmere - Lösung?

Antwort von Angelika Dauermann:

Wir Landwirte bringen nicht das ganze Jahr über Gülle aus, sondern nur im Rahmen der Vegetationszeit. Das ist gesetzlich geregelt und die Regelungen sind in den letzten Jahren auch nochmal schärfer geworden.

Angelika Dauermann ist Milchviehhalterin aus dem Kreis Steinfurt. Sie hält 130 Milchkühe, bewirtschaftet 10 Hektar Grünland und baut auf 75 Hektar Futter an.
Quelle: Angelika Dauermann

Ob die Landwirte in Ihrer Gegend zu viele Rinder haben, kann ich nicht beurteilen. Die Sachlage ist allerdings so, dass ein Landwirt Flächen für den entsprechenden Viehbestand zur Verfügung haben muss und das den Behörden auch nachweisen muss. Deshalb werden einzelne Flächen sicherlich nicht übermäßig mit Gülle befahren. Sollten die Flächen nicht vorhanden sein, muss der Landwirt für die Gülleentsorgung bezahlen und die Gülle verkaufen. Auch diese Gülleverkäufe müssen dokumentiert und dem Gesetzgeber angezeigt werden.

Die Geruchsbelastung ist zu minimieren, indem die Gülle kurz nach dem Ausbringen eingearbeitet wird. Auch das ist gesetzlich verpflichtend. Allerdings gehe ich davon aus, dass Sie in einer Grünlandregion daheim sind. Diese Flächen werden natürlich nicht gegrubbert oder gepflügt. Hier kann nur die bodennahe Ausbringung helfen - also ein System, das die Gülle nicht durch die Luft schleudert, sondern nah am Boden platziert. Diese Technik wird sich in den nächsten Jahren durchsetzen. Zum einen macht der Gesetzgeber Druck, zum anderen ist es auch für Landwirte sinnvoll, die Nährstoffe näher an der Pflanze auszubringen.

Wichtig ist auch zu bedenken, dass Grünland einfach sehr viel Dünger braucht. Da es mehrmals im Jahr beerntet wird, muss auch öfter gedüngt werden als bei Früchten, die nur einmalig geerntet werden.

Alternative Lösungen gibt es auch, die sind aber noch Zukunftsmusik. So wird man irgendwann eventuell Kot und Harn in den Ställen trennen können. So lange beides nicht zusammenkommt, entsteht auch keine wesentliche Geruchsbelastung. In den Niederlanden probieren Landwirte, Schweine mit Bonbons dahingehend zu trainieren, dass sie Kot und Harn getrennt platzieren. Erste Erfolge wurden dabei schon erzielt, was weiter daraus wird, werden wir sehen.


Die Antworten werden vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) inhaltlich nicht verändert. Sie spiegeln die Meinung der befragten Landwirtinnen und Landwirte wider und nicht zwangsläufig die des BZL.