Was ist seit dem Verbot des Kükentötens passiert?
Letzte Aktualisierung: 19. August 2025
Seit Anfang 2022 darf in Deutschland kein Küken mehr wegen seines Geschlechts getötet werden.

In Kürze
- Seit 2022 müssen männliche Küken zu Bruderhähnen aufgezogen oder noch als Embryo getötet werden.
- Die Zahl der Bruderhähne ist seit 2022 rückläufig
- Viele Brütereien nutzen inzwischen geschlechtsbestimmende Methoden.
- Seit einigen Jahren ist die Zahl von Brütereien in Deutschland rückläufig.
- Das KAT-Logo ist eine gute Orientierungshilfe für Verbraucherinnen und Verbraucher.
2022 ist ein Gesetz in Kraft getreten, welches das Töten von Küken in Deutschland verbietet. Bis dahin war es in Deutschland – wie in vielen anderen Ländern Europas und der Welt – übliche Praxis, männliche Küken von Legerassen, die für die Mast nur sehr eingeschränkt geeignet sind, gleich nach dem Schlupf zu töten. In Deutschland waren das pro Jahr etwa 45 Millionen Küken.
Als Alternativen zu dem Töten der sogenannten Eintagsküken stehen den Brütereien verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die Geschlechtsbestimmung der Hühnerembryonen im Brutei, bei der die Bebrütung der männlichen Embryonen abgebrochen wird, die Vermarktung der männlichen Küken zur späteren Aufzucht von Bruderhähnen sowie die Nutzung von Zweinutzungsrassen.
Was hat sich seit dem Verbot in Deutschland geändert?
Seit Einführung des Gesetzes 2022 hat sich die Anzahl der Brütereien für Hühnerküken von Legerassen in Deutschland etwa halbiert. Bereits vorher war die Zahl der Brütereien für die Eierproduktion rückläufig.
Vor 2022 stammten nach Schätzungen circa 10 bis 15 Prozent der Junghennen für die Eierproduktion aus Ländern wie Polen, den Niederlanden und Tschechien. Fachleute gehen davon aus, dass sich die Zahl als Folge des Gesetzes kurzzeitig erhöht hat, um die benötigte Menge an Küken auszugleichen. Ein EU-weites Verbot für das Kükentöten gibt es noch nicht, es ist also möglich, dass die männlichen Geschwister der nach Deutschland importierten Legehennen als Eintagsküken getötet wurden.
Der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. (kurz KAT) zertifiziert seit 2024 nur noch Eier, bei denen dies nicht der Fall ist. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich beim Einkauf an dem KAT-Logo auf der Eierpackung orientieren. Mit etwa 90 Prozent, der im Einzelhandel erhältlichen Eier, deckt KAT einen Großteil der Ware ab.
Und die Bruderhähne? Während 2022 noch 10,6 Millionen männliche Küken in Brütereien zur Aufzucht als Bruderhähne selektiert wurden, waren es 2024 nur noch 4,9 Millionen. Ein Grund hierfür ist die Etablierung von geschlechtsbestimmenden Methoden in den Brütereien, bei denen die Embryonen nicht ausgebrütet werden. Laut KAT ist das inzwischen bei etwa 70 Prozent der männlichen Küken der Fall. Tierschutzorganisationen kritisieren, dass die männlichen Küken zu Teilen ins Ausland exportiert werden, wo Aufzucht und Schlachtung weniger streng kontrolliert werden.
Aufzucht der Hähne weiterhin fördern
Um Bruderhähne und Zweinutzungsrassen als gute Alternativen zur Geschlechtsbestimmung, oder zum Export männlicher Küken ins Ausland wieder einen höheren Stellenwert zu verschaffen, wünschen sich viele Betriebe mehr Förderung auf Landes- und Bundesebene. Es gibt bereits verschiedene Projekte, um Stallkonzepte und Wertschöpfungsketten für die Tiere in Deutschland zu verbessern. Für die Betriebe ist entscheidend, dass die höheren Produktionskosten ausgeglichen werden. Wer Eier von Zweinutzungshühnern und Bruderhähnen kaufen möchte, zahlt etwas mehr, um die niedrigere Legerate der Rassen beziehungsweise geringeren Fleischertrag der Hähne auszugleichen.
Weitere Informationen
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH): Verbot des Kükentötens
KAT e.V.: 2-Jahres-Bilanz zum Kükentötenverbot
Oekolandbau.de: was heißt "ohne Kükentöten" und mit "Bruderhahnaufzucht"?