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Werden die Felle geschlachteter Tiere für die Lederherstellung verwendet?

Frage von Michael Stiffel:

Metzger mit zwei Rinderhälften
Quelle: Thomas Stephan - BLE

Ich frage mich, ob die Haut (das Fell) der Kühe und Schweine aus Schlachtbetrieben für die Lederherstellung verwendet wird.  Falls nicht: Warum und was passiert mit den Resten?

Antwort von Thomas Winnacker:

Die Frage lässt sich für Rinderfelle einfach mit "Ja" beantworten. Sie sind groß und ihr Leder ist sehr stabil. Dadurch sind sie wertvoll und somit auch ein wichtiger Faktor bei der Kalkulation der Schlachtkosten.

Zur Erklärung: Wenn ein Metzger einer Landwirtin ein Rind (oder Kalb) abkauft, um es zu schlachten, lässt er das Tier zu einem Schlachthof transportieren. Neben den Transportkosten fallen für ihn auch Gebühren für das Schlachten und das Klassifizieren an. Bezahlt wird das Schlachtgewicht (Fleisch und Knochen) an der Waage des Schlachthofs. Bei kleinen Schlachthöfen verbleibt das Fell im Eigentum des Metzgers. Er kann es an einen Fellhändler weiterverkaufen und dadurch seine Schlachtkosten verringern. Größere Schlachthöfe verlangen tendenziell geringere Gebühren, behalten dafür aber das Fell ein.

Wer antwortet?

Thomas Winnacker ist Metzgermeister aus München.

Gebraucht werden die Felle es zum Beispiel in der Möbel- und Polsterproduktion sowie für die Herstellung von Schuhen. Größter Abnehmer für Rindsleder ist die Automobilindustrie, die es für Autositze und -innenausstattung verwendet. Da seit einiger Zeit weniger Autos produziert werden, sind die Lager der Lederproduzenten und -verarbeiter jedoch zum Bersten gefüllt und der Preis für Rohleder im Keller.

Neben der Weiterverarbeitung zu Leder gibt es auch eine Vielzahl weiterer industrieller Anwendungsmöglichkeiten, denn Rinderhäute sind - nüchtern betrachtet - nachwachsende, biopolymere Rohstoffe und enthalten viel Fett und Eiweiß. Das Fett kann beispielsweise zu Schmierstoffen oder Biodiesel verarbeitet werden. Das Eiweiß findet Weiterverwendung in Tierfutter oder in der Gelatine- und Kollagenproduktion mit nahezu unbegrenzten Einsatzmöglichkeiten – von der Wursthülle bis hin zum Hautersatz nach Verbrennungen.

Bei Schweinehaut (oder Schwarte) lautet die Antwort allerdings "Nein". Zumindest für Deutschland ist mir das nicht bekannt. Schweinsleder ist relativ weich und reißt schnell. Ich kenne da nur Anwendungen als Leder für Handschuhe oder als Bucheinbände. Die Schwarte wird eigentlich direkt in der Wurst- oder Gelatineproduktion verwendet.

Schaf- und Ziegenfelle werden in Deutschland so gut wie gar nicht mehr gegerbt.


Die Antworten werden vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) inhaltlich nicht verändert. Sie spiegeln die Meinung der befragten Landwirtinnen und Landwirte wider und nicht zwangsläufig die des BZL.