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Warum wird die Landwirtschaft so stark subventioniert?

Die hohen Fördergelder für den Agrarbereich werden oft kritisch gesehen. Doch es gibt auch Argumente für die Unterstützung der Betriebe.

Traktor auf dem Feld bei der Winterweizensaat.
Einen Großteil der Fördermittel erhalten landwirtschaftliche Betriebe als Flächenprämie.
Quelle: landpixel.de

In der aktuellen Förderperiode 2023 bis 2027 werden aus dem Haushalt der Europäischen Union (EU) etwa sechs Milliarden Euro Agrarsubventionen jährlich an landwirtschaftliche Betriebe, aber auch an Verbände, Behörden und Unternehmen im Agrarbereich in Deutschland gezahlt.

Nach Frankreich und Spanien erhält Deutschland die drittmeisten Mittel aus dem europäischen Agrarhaushalt. Doch auch in vielen anderen Ländern wie den USA oder Japan wird die Landwirtschaft staatlich unterstützt, allerdings meist in geringerem Umfang.

Hätten Sie's gewusst?

Dass die Agrarzahlungen einen derart hohen Anteil am EU-Haushalt haben, liegt nicht zuletzt daran, dass die Agrarpolitik zu den am stärksten vergemeinschafteten Politikbereichen zählt und nahezu komplett aus dem EU-Haushalt finanziert wird.

Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, dass auch Nichtlandwirtinnen und -landwirte, die im Besitz großer landwirtschaftlicher Flächen sind, hohe Zahlungen erhalten. Zudem fordern sie, die Auszahlung von Fördergeldern stärker an die Erbringung gesellschaftlicher oder ökologischer Leistungen zu knüpfen – nach dem Prinzip "Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen".

Etwa 70 Prozent der Fördermittel in Deutschland sind Flächenprämien. Betrachtet man die ausgezahlten Summen sind unter den Hauptempfängern von Agrarzahlungen in Deutschland vor allem öffentliche Einrichtungen zu finden. Der Erhalt der Flächenprämie wurde mit der letzten Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an die Erfüllung einiger Mindestvorgaben geknüpft.

So müssen  zum Beispiel mindestens vier Prozent der Ackerflächen für Brachen und Landschaftselemente bereitgestellt werden. Eine andere Vorgabe ist, dass die Kulturarten auf einer Fläche häufiger gewechselt werden müssen, um den Anteil an Monokulturen zu verringern.
Darüber hinaus ist ein Viertel  der Direktzahlungen an die Erfüllung von Öko-Regelungen gebunden. Betriebe, die sich diese Gelder sichern möchten, müssen dafür Leistungen für Umwelt-, Klimaschutz oder die Biodiversität erbringen, die über die allgemeinen Auflagen an Umwelt- und Klimaschutz hinausgehen.

Außerdem soll ein zunehmender Anteil der jährlichen Direktzahlungen in die zweite Säule der GAP fließen, damit dort künftig mehr Mittel für Programme zur Förderung von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen und zur Stärkung der ländlichen Räume genutzt werden können. Für die zweite Säule stehen Deutschland für das Jahr 2023 rund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Bis 2027 soll dieser Betrag auf jährlich 1,8 Milliarden steigen.

Fördermittel machen über 40 Prozent des Einkommens aus

Die Fördergelder machen je nach Struktur eines Haupterwerbsbetriebs zwischen 41 und 62 Prozent des landwirtschaftlichen Einkommens aus. Bei sogenannten Nebenerwerbsbetrieben, die eine zweite Einkommensquelle außerhalb der Landwirtschaft haben, liegt der Anteil der Fördermittel am landwirtschaftlichen Einkommen noch deutlich höher.

Die Förderung begründet sich aus Sicht des Bundeslandwirtschaftsministeriums mit der besonderen Rolle der Landwirtschaft, die eine durchgehende Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen, gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln sicherstellt. Mit dem Geld sollen vor allem größere Schwankungen der Preise für Agrarprodukte abgefedert werden, um das Einkommen der Betriebe zu stabilisieren.

Unterstützung für hohe Produktionsstandards

Streuobstwiese
Landwirtschaftliche Betriebe erhalten auch die Kulturlandschaft einer Region. Diese Leistung wird über Fördermittel honoriert.
Quelle: BLE

Zudem dient die Unterstützung als Ausgleich für die im weltweiten Vergleich sehr hohen Standards der EU-Staaten im Bereich Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz. Die höheren Auflagen verteuern die Erzeugung von Lebensmitteln und führen dazu, dass die Weltmarktpreise für Agrarprodukte wie Fleisch oder Getreide in der Regel nicht ausreichen, um einen landwirtschaftlichen Betrieb in Deutschland wirtschaftlich zu führen.

Weiterhin wird die Förderung als Entlohnung für Leistungen für die Gesellschaft gesehen, die nicht direkt vom Markt honoriert werden. Dazu zählen zum Beispiel der Erhalt und die Pflege von Natur-, Kultur-, und Erholungslandschaften wie Grünland, Weinberg, Streuobstwiese oder Heidegebiet. Auch bei der Erhaltung der Attraktivität und Besiedlung des ländlichen Raums und der Erzeugung nachwachsender Rohstoffe wird der Landwirtschaft eine wichtige Rolle zugeschrieben.

Letzte Aktualisierung: 9. August 2023


Weitere Informationen

Praxis-agrar.de: Was verdienen Landwirte in Deutschland?

Deutscher Bauernverband (DBV): Situationsbericht 2021/22 – Agrarpolitik und Agrarförderung

BMEL: Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union 2023 in Deutschland, Stand 20.6.2023

BMEL: GAP-Strategieplan für die Bundesrepublik Deutschland


Was verdienen Landwirtinnen und Landwirte?

Landwirtinnen und Landwirte arbeiten im Durchschnitt mehr als andere Berufsgruppen, verdienen aber meist weniger.

Bild mit Schafen und Schäfer am Hang

Landwirte - mehr als nur Lebensmittelproduzenten

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