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Warum wird Ackerland immer teurer?

Seit dem Jahr 2010 haben sich Pacht und Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen extrem erhöht. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Traktor legt auf dem Acker eine Dammkultur an.
Die Kaufpreise für hochwertiges Ackerland haben sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Quelle: Jürgen Beckhoff

Landwirtschaftliche Nutzflächen sind kostbar. Und sie werden immer kostbarer. In einigen Regionen Bayerns zahlt man für einen einziger Hektar inzwischen über 100.000 Euro. Zwischen 2010 und 2020 sind die Preise für landwirtschaftliche Flächen in Bayern und Niedersachsen um 147 beziehungsweise 144 Prozent gestiegen. Im bundesdeutschen Durchschnitt lag der Anstieg bei knapp 126 Prozent.

Auch bei der Pacht landwirtschaftlicher Nutzflächen müssen Betriebe deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zwischen 2010 und 2020 zogen die Pachtpreise im bundesweiten Durchschnitt rund 61 Prozent an. In Nordrhein-Westfalen wurden 2020 mit durchschnittlich 518 Euro pro Hektar die höchsten Preise gezahlt.

Für den großflächigen Anbau von Energiepflanzen benötigten viele Betriebe zusätzliche Flächen.
Quelle: Jan-Otto via Getty Images

Ackerland wird immer knapper

Auch wenn es zwischen den Bundesländern zum Teil erhebliche Unterschiede gibt, zeigt der Trend bei den Preisen für Acker- und Grünland überall in Deutschland deutlich nach oben. Für diese Entwicklung gibt es unterschiedliche Gründe. Der wichtigste ist, dass Ackerfläche nicht vermehrbar ist. Das heißt, bei steigender Nachfrage steigen automatisch auch die Preise. Gleichzeitig wird das Angebot immer knapper. Zwischen 1992 und 2021 nahm in Deutschland die Fläche für Siedlung und Verkehr um 1,14 Millionen Hektar zu, in weiten Teilen zu Lasten der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Um diese Zahl besser einordnen zu können: die landwirtschaftlich genutzte Gesamtfläche liegt in Deutschland bei etwa 16,6 Millionen Hektar.

Ein weiterer Grund für den Preisanstieg ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Betrieben 20 Jahre lang feste Abnahmepreise für nachhaltig erzeugten Strom aus Biogasanlagen, Solar- und Windkraftanlagen garantiert. Ab dem Jahr 2007 investierten deshalb viele Betriebe in den Bau einer Biogasanlage. Neben Gülle entwickelte sich Mais zum wichtigsten Substrat für die Stromerzeugung aus Biogas.

Um ausreichende Mengen bereitstellen zu können, dehnten die meisten Betriebe ihren Maisanbau aus. Dafür benötigten sie häufig zusätzliche Flächen, für die sie aufgrund der sicheren Einnahmen aus der Stromerzeugung höhere Preise zahlen konnten.

Wenn sie ihren Tierbestand erhöhen, benötigen tierhaltende Betriebe zusätzliche Flächen für die Gülleausbringung oder müssen die überschüssige Gülle an andere Betriebe abgeben.
Quelle: Countrypixel - stock.adobe.com

Tierhaltende Betriebe brauchen Flächen

Auch die zunehmend strengeren gesetzlichen Vorgaben für die Ausbringung von Gülle steigerten die Nachfrage nach Flächen. Denn tierhaltende Betriebe müssen je nach Größe des Tierbestandes eine gewisse Fläche nachweisen. Im Zuge des Strukturwandels vergrößerten die meisten Betriebe ihre Tierbestände. Mit jedem Wachstumsschritt wächst aber auch ihr Flächenbedarf. Gerade bei der Pacht konkurrieren diese Betriebe häufig untereinander um die verfügbaren Flächen. Deshalb liegen die Pachtpreise vor allem in Regionen mit intensiver Nutztierhaltung, etwa in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, besonders hoch.

Und noch ein weiterer Faktor trägt zum Preisanstieg bei: die Spekulation. Denn im Zuge der Finanzkrise im Jahr 2008 gingen die Zinsen stark zurück, weshalb viele Investoren aus anderen Wirtschaftsbereichen Agrarland als Kapitalanlage entdeckten. Sie haben die Kaufpreise derart in die Höhe getrieben, dass aktive Landwirtinnen und Landwirte häufig nicht mehr mithalten können. Die gebotenen Preise stehen oft in keinem Verhältnis mehr zu den aus der Landwirtschaft erzielbaren Erlösen. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gehört über die Hälfte der Agrarfläche heute Nichtlandwirtinnen und Nichtlandwirten.

Infografik: Landwirtschaftliche Flächennutzung 2023

Letzte Aktualisierung: 2. Juni 2023


Weitere Informationen

Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): Der landwirtschaftliche Bodenmarkt in Deutschland

Umweltbundesamt (UBA): Struktur der Flächennutzung

Deutscher Bauernverband (DBV): Situationsbericht 2022/23 – Boden- und Pachtmarkt


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