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Kuhmilch oder Haferdrink – Was ist besser für Klima und Umwelt?

Milchalternativen liegen im Trend. Lifestyle und Geschmack spielen dabei ebenso eine Rolle wie Klima- und Umweltschutz. Wie groß sind die Unterschiede?

Milchersatzgetränk auf Haferbasis in einem Glas und einer Tasse in einer Ansicht von oben. Daneben liegen Haferflocken.
Milchalternativen aus Hafer sind besonders beliebt.
Quelle: Tatyana Sidyukova via Adobe Stock

Die Nachfrage nach Milch aus pflanzlichen Ersatzprodukten wie Hafer oder Soja steigt seit Jahren kontinuierlich. Allein von 2020 bis 2022 wuchs die Menge der verkauften Produkte um knapp 50 Prozent, während die Menge verkaufter Trinkmilchprodukte aus Kuhmilch im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent zurückging. Der mit Abstand beliebteste pflanzliche Milchersatz in Deutschland sind Drinks auf Haferbasis mit einem Anteil von über 50 Prozent im Jahr 2021.

Der Begriff "Milch" ist gesetzlich geschützt und darf nur für Produkte genutzt werden, die von Kühen, Schafen oder Ziegen stammen. Die Bezeichnung "Hafermilch" oder "Sojamilch" ist deshalb für pflanzliche Milchalternativen nicht zulässig. Stattdessen wird häufig der Begriff "Drink" genutzt.

Hätten Sie´s gewusst?

Klimabilanzen geben an, wieviel Treibhausgase durch einen Produktionsprozess oder eine Dienstleistung ausgestoßen werden und fasst sie als CO2-Fußabdruck zusammen. Umwelt- oder Ökobilanzen gehen einen Schritt weiter: Sie untersuchen zusätzlich die Auswirkungen auf die gesamte Umwelt – also auf Luft, Wasser und Boden.

Haferdrinks mit guter Klimabilanz

Neben geschmacklichen und gesundheitlichen Gründen ist für viele Verbraucherinnen und Verbraucher auch die günstige Klimabilanz pflanzlicher Drinks ein wichtiges Kaufargument. Ein Blick auf die Treibhausgasemissionen bestätigt diese Einschätzung. Für einen Liter Hafermilch errechnete das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) 2019 einen Wert von rund 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalenten, Transport und Verpackung eingeschlossen. Die Klimawirkung von einem Liter Kuhmilch ist dagegen im Schnitt viermal so groß.

Der größte Teil der Klimagase bei der Milchherstellung entsteht auf dem milchwirtschaftlichen Betrieb. Dieses sind vor allem Methan und Lachgas. Methan wird in großem Umfang bei den Verdauungsprozessen der Kühe frei, Lachgas entsteht vor allem beim Anbau von Futtermitteln und bei der Lagerung von Gülle.

Haferdrinks schneiden dagegen besser ab, obwohl sie eine längere Verarbeitungskette als Kuhmilch durchlaufen. Zum einen entfällt die treibhausgasintensive Tierhaltung. Zum anderen ist Hafer eine heimische Kultur, sodass der Rohstoff für die Verarbeitung meist aus Deutschland oder zumindest aus Europa stammt. Das ermöglicht in der Regel kurze Transportwege und spart Emissionen.

Auch bei anderen Umweltwirkungen haben Haferdrinks Vorteile. So ist der Flächenbedarf pro erzeugtem Liter Haferdrink bis zu 80 Prozent geringer als bei Kuhmilch, der Energiebedarf bis zu 60 Prozent. Zudem ist der Wasserverbrauch deutlich geringer und die Phosphateinträge in Gewässer liegen wesentlich niedriger.

Kühe im Melkstand
Eine hohe Milchleistung pro Kuh verbessert die Klimabilanz von Kuhmilch.
Quelle: toa555 via Adobe Stock

Weniger Klimagase bei hoher Milchleistung

Die Menge an Klimagasen, die bei der Erzeugung von Kuhmilch anfällt, hängt stark von den Produktionsbedingungen ab. Anders gesagt: Veränderte Rahmenbedingungen auf dem milchwirtschaftlichen Betrieb beeinflussen immer auch den CO2-Fußabdruck der Milch. So können zum Beispiel hohe Milchleistungen pro Kuh dazu beitragen, die Klimabilanz pro Liter Milch deutlich zu verbessern.

So fallen bei einer Jahresmilchleistung von 10.000 Litern pro Kuh 30 Prozent weniger CO2-Äquivalente an als bei einer Kuh mit 6.000 Litern Milch im Jahr.

Biogasanlagen machen Gülle klimafreundlicher

Wird die anfallende Gülle mit einer Biogasanlage verwertet, lassen sich die Treibhausgase pro Liter Milch um 10 bis 13 Prozent verringern. Die Produktionsform ökologisch oder konventionell hat dagegen keinen nennenswerten Einfluss auf die Klimabilanz der Milch.

Im Ökolandbau verursacht die Futtererzeugung zwar im Schnitt weniger Klimagase. Dafür ist die durchschnittliche Milchleistung hier geringer, sodass pro Liter Milch ähnlich viele Klimagase entstehen. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und synthetische Dünger macht die ökologische Erzeugung allerdings in den meisten Fällen nachhaltiger.

Güllelager mit Biogasanlage
Wird Rindergülle als Substrat für Biogasanlagen genutzt, entstehen in der Milchviehhaltung weniger klimaschädliche Gase.
Quelle: greenpapillon via Adobe Stock

Trotz des deutlich zunehmenden Konsums von Haferdrinks und anderen pflanzlichen Milchersatzprodukten in den letzten Jahren, ist ihr Anteil nach wie vor noch überschaubar. Der Pro-Kopf-Verbrauch macht es deutlich: Für pflanzliche Milchalternativen lag er 2022 bei 3,8 Kilogramm, für Kuhmilch im gleichen Zeitraum dagegen durchschnittlich bei 46,1 Kilogramm.

Fazit

Haferdrinks haben eine günstigere Klima- und Umweltbilanz als Kuhmilch. Der CO2-Fußabdruck von Kuhmilch hängt jedoch stark von der Intensität der Milcherzeugung und dem betrieblichen Management ab. Er lässt sich über höhere Milchleistungen und andere Maßnahmen verringern.

Letzte Aktualisierung: 31. Juli 2023


Weitere Informationen

Bundeszentrum für Ernährung (BzfE): Aus Hafer, Mandeln und Co.

Verbraucherzentrale NRW: Milchersatzprodukte unter der Lupe

Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu): Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland

praxis-agrar.de: Methan Dossier


Milch

Die Milcherzeugung ist der wichtigste Betriebszweig der deutschen Landwirtschaft. 32,4 Millionen Tonnen Kuhmilch wurden 2022 hierzulande erzeugt.

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