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Wo wachsen die Gewürze für unser Weihnachtsgebäck?

Die meisten unserer weihnachtlichen Gewürze kommen aus fernen Ländern. Warum aber verwenden wir gerade solche Exoten für unser Weihnachtsgebäck?

Weihnachtsgebäck liegt mit Sternanis und Zimt auf einem Holztisch.
Quelle: Africa Studio / stock.adobe.com

Gewürze wie Zimt, Vanille, Sternanis, Kardamom und Nelken sind aus unserer Weihnachtsbäckerei nicht mehr wegzudenken. Sie verleihen den köstlichen Gebäcken ihren charakteristischen Geschmack und tragen maßgeblich zur festlichen Stimmung bei. Doch diese Gewürze sind nicht heimisch. Sie werden in fernen Ländern kultiviert und haben eine lange Reise hinter sich, bevor sie auf unsere Plätzchenteller und in unsere Lebkuchenhäuser gelangen.

Woher sie kommen und wie sie angebaut werden, wollen wir Ihnen im Folgenden vorstellen.

Zimt

Ein Ast des Zimtbaums wird mit einem Messer geschält.
Die Zimtrinde wird meist per Hand mit einem Messer von den Ästen geschält, anschließen fermentiert und dann getrocknet.
Quelle: Chalabala / stock.adobe.com

Zimt ist eines der ältesten Gewürze und war im Europa des 16. bis 18. Jahrhunderts besonders kostbar. Zu dieser Zeit gewann man den Zimt nämlich ausschließlich vom "echten" Ceylonzimtbaum (Cinnamomum verum), der nur auf Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, wuchs. Später kamen dann auch andere Pflanzenarten wie der Chinesische Zimt (Cinnamomum cassia) und der Indonesische Zimt (Cinnamomum burmannii) hinzu. Letztere spielen heute mengenmäßig die größere Rolle.

Bei Zimt handelt es sich um die Rinde der Zimtbäume. Diese wird, meist in Handarbeit, von den Ästen und Stämmen geschält. Beim Ceylon- und Chinesischen Zimt verwendet man meist die Rinde von jüngeren Trieben. Um die Triebe einfacher schneiden zu können werden die Zimtbäume – ähnlich wie Kopfweiden hierzulande – kurzgehalten. Den Indonesischen Zimt hingegen gewinnt man von der Rinde ausgewachsener Stämme. Ältere Bäume werden für die Ernte gefällt.

Nach der Ernte werden die Rindenstücke fermentiert. Die dünnere Rinde des Ceylonzimt rollt sich dabei von zwei Seiten ein, die dickere Rinde des Chinesischen und Indonesischen Zimts von einer Seite. Die fermentierten Rindenstücke werden getrocknet und gelangen dann entweder als "Zimtstange" oder gemahlen als Zimtpulver in den Handel.

Vanille

Vanilleplantage mit vielen grünen Vanillepflanzen in Reihe gpflanzt.
Echte Vanille wird heute überwiegend in Plantagen an künstlichen Rankhilfen kultiviert.
Quelle: Unclesam / stock.adobe.com

Echte Vanille ist ein sehr teures Gewürz, das aus der Frucht einer speziellen Orchideenart (Vanilla planifolia) gewonnen wird. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese kletternde Gewürzpflanze ausschließlich in Mexiko kultiviert, weil nur dort die für die Bestäubung der Blüte notwendigen Tiere – insbesondere der Kolibri – lebten.

Nachdem man eine Technik entwickelt hatte, wie man die Vanilleblüten sehr viel ertragreicher auch per Hand bestäuben kann, verlagerte sich der Anbau durch die Kolonialmächte auch in andere Gebiete der Welt. Einen Schwerpunkt der Vanilleproduktion bildete lange Zeit die Insel La Réunion – damals Île Bourbon, daher die Bezeichnung Bourbon-Vanille. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts liegt das Zentrum der Vanilleerzeugung in Madagaskar und Indonesien.

Die Vanillepflanzen werden heute in Plantagen angebaut, wo sie entweder an anderen Bäumen oder künstlichen Kletterhilfen hochranken. Als Gewürz verwendet man die oft fälschlicherweise als Schoten bezeichneten Kapselfrüchte der Pflanze. Diese werden einem aufwändigen Fermentations- und Trocknungsprozess unterzogen, bei dem sie das charakteristische Vanillearoma entwickeln. In den Handel gelangt die echte Vanille meist als aufwändig verpackte "Vanilleschote".

Echte Vanille spielt als Gewürz nur noch eine sehr untergeordnete Rolle, denn das für den typischen Geschmack verantwortliche Vanillin der Vanillefrucht lässt sich heute preislich weit günstiger synthetisch erzeugen.

Sternanis

Frisch geerntete Sternanisfrüchte.
Bei Sternanis werden die noch grünen Früchte geerntet und als Ganzes getrocknet.
Quelle: Wikipedia

Sternanis (Illicium verum) ist ein Gewürz, das in China seit alters her sehr beliebt ist und bei uns zur Weihnachtszeit nicht nur als aromatische Backzutat hoch im Kurs steht, sondern wegen seiner markanten Form auch gerne zum Dekorieren und Basteln verwendet wird.

Als Gewürz verwendet man die sternförmigen Sammelbalgfrüchte. Insbesondere die Samenhüllen haben einen süßen, lakritzartigen Geschmack, der dem von Anis (Pimpinella anisum) sehr ähnlich ist. Die in ihnen sitzenden Samen haben dagegen kaum Würzwert.

Sternanis wird vor allem in Südchina und Vietnam kultiviert, nicht selten als Nebenverdienst von Kleinbäuerinnen und Kleinerbauern. Bis zu dreimal im Jahr werden die noch grünen Früchte per Hand von den Bäumen gepflückt. Da Sternanisbäume bis zu 20 Meter hoch werden, ist dies nicht ungefährlich. In Plantagen werden aber auch kleinwüchsige Baumformen verwendet. Nach der Ernte gelangen die getrockneten Früchte meist als Ganzes in den Handel, seltener werden sie auch gemahlen angeboten.

Kardamom

Dichte Blütenstände nebeneinanderliegender Kardamompflanzen.
Die Blütenstände, an denen sich die Samenkapseln bilden, sind bei Kardamompflanzen weit unten an der Basis der Pflanze zu finden.
Quelle: jayan / stock.adobe.com

Kardamom (Elettaria cardamomum) hat in den letzten Jahrzehnten in Europa an Popularität gewonnen und wird oft in Stollen und Lebkuchen verwendet.

Als Gewürz verwendet man die kleinen, grünen Samenkapseln der Pflanze. Die in ihnen enthalten Samen sind für ihren intensiven Geschmack und ihr vielfältiges Aroma bekannt. Um das Aroma der Samen bestmöglich zu bewahren, werden meist die ganzen Kapseln verkauft.

Kardamompflanzen sind ausdauernde krautige Pflanzen mit länglichen schmalen Blättern, die Wuchshöhen von zwei bis drei Metern erreichen. Die Blütenstände mit den Samenkapseln bilden sich dicht über dem Boden, an der Basis der Pflanze.

Die Gewürzkultur ist in Indien und Sri Lanka beheimatet und wird dort häufig in Gebirgslagen in Höhen zwischen 900 und 1.500 Meter kultiviert. Aber auch in Mittel- und Südamerika sowie in Afrika wird diese Pflanzen angebaut.

Gewürznelke

Noch geschlossene Blütenknospen eines Nelkenbaums.
Bei Gewürznelken werden die noch geschlossenen Blütenknospen verwendet, da sie den höchsten Würzgehalt besitzen.
Quelle: Ronny / stock.adobe.com

Gewürznelken – auch kurz "Nelken" genannt – sind die getrockneten Knospen des Nelkenbaums (Syzygium aromaticum). Sie sind für ihren intensiven, würzigen Geschmack und ihr warmes Aroma bekannt und werden in Europa schon seit dem Mittelalter als Gewürz geschätzt.

Der tropische, immergrüne Baum wird zehn bis zwölf Meter hoch. Dieser ursprünglich auf den Molukken, einer Inselgruppe in Indonesien, beheimatete Baum, wird heute in ganz Indonesien abgebaut, ist aber auch im tropischen Afrika sowie Amerika zu finden.

Gepflückt werden die noch geschlossenen Blütenknospen, da sie zu diesem Zeitpunkt den höchsten Würzgehalt haben. Die Knospen werden anschließend getrocknet und gehen meist als Ganzes in den Handel.

Wie fanden die Weihnachtsgewürze ihren Weg nach Europa?

Die Geschichte der Einführung exotischer Gewürze in Europa ist eng mit den globalen Entdeckungsreisen und dem Handel der europäischen Kolonialmächte verbunden.
Bereits im 13. Jahrhundert reiste der venezianische Händler und Entdecker Marco Polo nach China und berichtete von den exotischen Gewürzen, die er auf seinen Reisen kennen lernte. Seine Berichte inspirierten andere Europäer, auf der Suche nach diesen und anderen kostbaren Schätzen die Seidenstraße und den Seeweg nach Asien zu erkunden, darunter Vasco da Gama und Christoph Kolumbus.

Im Zuge des überseeischen Kolonialismus wurden dann einige der exotischen Gewürzpflanzen in den Kolonien der europäischen Mächte angebaut und in die Heimatländer verschifft.

Warum verwenden wir Gewürzexoten in unserer Weihnachtsbäckerei?

In Europa waren exotische Gewürze aus fernen Ländern lange Zeit sehr rar und kostbar und hatten somit einen hohen Prestigewert. Ihre Verwendung in festlichen Rezepten wie Weihnachtsgebäck war während des Mittelalters und der frühen Neuzeit Ausdruck von Reichtum und Status. Man schätzte sie nicht zuletzt auch wegen ihrer Heilwirkung.

Mit der Zeit wurden diese Gewürze dann erschwinglicher und für ein breiteres Publikum zugänglich. Dennoch behielt man sich vor, sie für besondere Anlässe zu verwenden. So sind sie ein Symbol für die festliche Weihnachtszeit geblieben. Ihr einzigartiger Geschmack und ihre exotische Herkunft tragen immer noch zur besonderen Atmosphäre dieser Jahreszeit bei und verleihen den traditionellen Rezepten ihren unverwechselbaren Geschmack.

Blick von außen auf ein großes, beleuchtetes Gewächshaus.
Der Anbau exotischer Weihnachtsgewürze wäre hierzulande nur unter kontrollierten Klima- und Lichtbedingungen, zum Beispiel in Gewächshäusern möglich.
Quelle: GAPS Photography / stock.adobe.com

Könnten diese Gewürze auch hier angebaut werden?

Die Idee, exotische Gewürze auch hierzulande anzubauen, ist durchaus reizvoll. Der Anbau solcher Gewürzpflanzen in unseren Breiten würde eine nachhaltige Alternative zum Import schaffen. Da die meisten Gewürzexoten jedoch ein tropisches Klima benötigen, wäre ein Anbau nur unter kontrollierten Bedingungen möglich – zum Beispiel in Gewächshäusern oder Indoorfarmen.

Die einzige Ausnahme unter den weihnachtlichen Gewürzen ist Anis (Pimpinella anisum) – nicht zu verwechseln mit Sternanis. Diese einjährige Art stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum. Sie ist wärmeliebend, gedeiht aber auch hierzulande. Angaben des Julius Kühn-Instituts zufolge wird in Deutschland auf rund 100 Hektar kommerziell Anis angebaut.

Letzte Aktualisierung: 6. Dezember 2023


Weitere Informationen

Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Was steckt im Lebkuchengewürz?

BZfE: Zimt ist nicht gleich Zimt

SWR: So nachhaltig können Weihnachtsgewürze sein


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