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Speisepilze selbst anbauen

Speisepilze lassen sich mit sogenannten Fertigkulturen ganz leicht zuhause anbauen – in den eigenen vier Wänden oder auch im Garten.

Mann hält Myzelsubstrat in Plastikbeutel mit gelben Austernpilzen auf der Oberseite in seinen Händen.
Fertigkulturen machen den heimischen Pilzanbau ganz einfach.
Quelle: M.Dörr & M.Frommherz/stock.adobe.com

Fertigkulturen gibt es inzwischen für viele verschiedene Speisepilzarten. In der Wohnung oder im Haus ist der Anbau besonders unkompliziert, mit ein bisschen mehr Aufwand klappt es aber auch im Garten – zum Beispiel im Beet, auf Holzstämmen oder auf Strohballen. Der große Vorteil bei beiden Verfahren ist, dass rund ums Jahr immer frische Pilze geerntet werden können.

Die Pilzart entscheidet über die Methode

Um zu verstehen, welcher Pilz wo am besten gedeiht, lohnt sich ein kurzer Blick in die Biologie. Pilze sind in vielerlei Hinsicht besonders: Neben Pflanzen und Tieren bilden sie ein eigenes Reich. Sie besitzen kein Chlorophyll, können keine Photosynthese betreiben und sie ernähren sich von toter organischer Substanz. Was wir als "Pilz" kennen und essen, ist der oberirdisch wachsende Fruchtkörper, der zur Vermehrung dient. Der größte Teil eines Pilzes lebt jedoch unter der Erde, im Substrat oder im Holz: Ein feines weißes Geflecht aus Pilzfäden, Pilzmyzel genannt, das Nährstoffe aufnimmt und bei manchen Arten – wie dem Steinpilz – in Symbiose mit Bäumen lebt.

Jede Pilzart hat ihre Vorlieben, was das Substrat und die Temperatur für Wachstum und Fruchtkörperbildung angeht. Während Champignons zum Beispiel auf Kompost bei 12 bis 18 Grad Celsius gut gedeihen, mögen es Shiitake wärmer (14 bis 22 Grad) und bevorzugen Holz (unter anderem Eiche, Buche und Birke) als Substrat.

Pilzbrut als Grundlage für die Pilzzucht

Für den eigenen Anbau von Speisepilzen ist die sogenannte Pilzbrut erforderlich. Dabei handelt es sich um Pilzmyzel des ausgewählten Speisepilzes, mit dem ein Trägermaterial, wie zum Beispiel Getreide oder Holzdübel, "beimpft" wurde. Wenn das Pilzmyzel dieses Medium durchwachsen hat, ist die Pilzbrut fertig und kann verwendet werden. Wer sich für eine Fertigkultur entscheidet, bekommt zur Pilzbrut auch gleich das passende Substrat mitgeliefert.

Wer Pilze im eigenen Garten anbauen möchte, kann sich die gewünschte Pilzbrut kaufen und das Substrat selbst beimpfen. Je nach Pilzart eignen sich Holzstämme, humusreicher Boden oder Kompost sowie hochdruckgepresste Strohballen oder Strohpellets.

Hand über Kiste mit jungen braunen Champignons für privaten Pilzanbau zuhause.
Bald kann geerntet werden: Champignons aus eigener Fertigkultur-Anzucht.
Quelle: Yuliya/stock.adobe.com

Fertigkulturen für den Anbau zuhause

Für den Anbau in der Wohnung eignen sich mehrere Speisepilze-Arten. Dazu zählen unter anderem Champignons, Shiitake, Austernpilz oder Kräuterseitling. Sie und viele weitere Pilzarten sind als Fertigkulturen erhältlich. Je nach Pilzart dauert es rund zwei bis sechs Wochen, bis man die ersten Pilze ernten kann.

Das Prinzip ist recht einfach: Bei Champignons beispielsweise erhält man einen Karton mit einem Substrat, das bereits mit Myzel durchwachsen ist – der sogenannten Unterlage. Auf dieser wird die mitgelieferte Deckerde ausgebracht und gleichmäßig verteilt. Die Deckerde wird nun vorsichtig angegossen und ab dann ausreichend feucht gehalten. Damit sich die Feuchtigkeit besser hält, wird alles mit einer Folie abgedeckt. Hin und wieder sollte man jedoch lüften, damit die Erde nicht schimmelt. Champignons können auch im dunklen Keller stehen, sie brauchen kein Licht.

Austernpilze werden in der Regel als fertiger, durchwachsener Substratblock geliefert. Je nach Anbieter wird dieser noch eingeschnitten und gewässert und ab dann regelmäßig besprüht.

Im Haus eignen sich zum Beispiel Bad, Küche oder Keller als Standort, ein zusätzliches Behältnis ist nicht erforderlich. Meist können schon nach wenigen Tagen die ersten Pilze geerntet werden.

Für Geduldige: Anbau auf Holz oder Stroh

Für den Anbau im eigenen Garten eignen sich unter anderem Shiitake und Kräuterseitlinge sehr gut. Je nach Pilzart verwendet man Pilzbrut auf Holz (z. B. Shiitake) oder auf Stroh (z. B. Austernseitling). Die Kultur auf Holz erfordert etwas Geduld und Kenntnis: Wichtig sind hier die Wahl der geeigneten Holzart, das Alter und die Gesundheit des Holzes sowie eine unversehrte Rinde. Das Beimpfen, die Durchwachszeit und das Pilzwachstum sind nach Anleitung durchzuführen beziehungsweise zu begleiten, Gleiches gilt für die Kultur auf Stroh.

Wer alles richtig gemacht hat, kann bei der Kultur auf Stroh das erste Mal nach rund drei Monaten (je nach Jahreszeit und Temperatur) und bei der Kultur auf Holz nach etwa einem Jahr ernten – dann aber bis zu sieben Jahre lang.

Letzte Aktualisierung: 20. Februar 2024


Weitere Informationen

Mitteldeutscher Rundfunk (MDR): Pilze anbauen: So funktioniert's

Deutschlandfunk Nova: Pilze züchten im Pappkarton


Austernpilz-Fruchtkörper an einem Substratblock

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